Roteck

mit dabei:
Andreas (Anderl)

Regnerisches Wetter bei der Anreise am Vorabend
Regnerisches Wetter bei der Anreise am Vorabend
Der Frühjahrsklassiker auf den höchsten Berg der Krakau ist ein jährlicher Fixpunkt gegen Ende der Tourensaison. Wie auch schon öfter in den Vorjahren sind wir am regnerischen Vorabend in die Krakau gefahren. Das prognostizierte regenfreie Wetterfenster am Samstag Vormittag wollten wir mit einem frühen Tourenstart optimal nutzen. Nach dem Ende der Niederschläge sollte sich in der zweiten Nachthälfte – zumindest oberhalb der Nebelgrenze – mit der Abstrahlung auch die Schneedecke festigen.

Verändertes Landschaftsbild nach der Mure vom Vorjahr im Bereich der Moarhütte
Verändertes Landschaftsbild nach der Mure vom Vorjahr im Bereich der Moarhütte
Während wir sonst meist unterhalb der Möslhütte unseren Aufstieg begonnen hatten, sind wir diesmal wieder einmal bei der Moarhütte gestartet. Danke an den Hubsi für seine telefonischen Informationen. Diese waren insofern besonders wertvoll, als im letzten Sommer eine gewaltige Mure aus dem Ölaschngraben, die sich oberhalb der Moarhütte geteilt hatte, den Zustiegsweg beidseitig komplett verändert hatte.

Aufstieg vorbei an viel Geröll im unteren Teil des Ölaschngrabens
Aufstieg vorbei an viel Geröll im unteren Teil des Ölaschngrabens
So konnten wir aber schon nach 35 Hm mit geschulterten Skiern anschnallen und unseren Anstieg auf Schnee fortsetzen. Stellenweise war das verschmutzte Schneeband über dem Schmelzwasserbach zwar nicht allzu breit, aber auch die Schneebrücke über das Wasser war in der Früh noch gut tragfähig. Mit zunehmender Steilheit haben wir schließlich auch die Harscheisen montiert und sind im unteren Teil der Steilrinne vorbei an einigen felsigen Hindernissen auf der Schneedecke weiter angestiegen.

Mit abgeschnallten Skiern auf den letzten Metern im steileren Ausstieg aus dem Ölaschngarben
Mit abgeschnallten Skiern auf den letzten Metern im steileren Ausstieg aus dem Ölaschngarben
Ab der Rinnenmitte, wo sich die Lawinen und auch die meisten Steinschläge aus der Preberflanke in die Rinne ergießen, sind die felsigen Hindernisse schlagartig weniger geworden. Mit zunehmender Steilheit und der nach oben hin härter werdenden Schneedecke war es schließlich besser abzuschnallen und nach oben zu stapfen. Die Steigeisen waren aber nicht nötig und konnten im Rucksack bleiben.

Aufstieg durch die nächste Rinne ins Moarkar
Aufstieg durch die nächste Rinne ins Moarkar
Nach der ausgeaperten Unterbrechung oberhalb der Steilrinne haben wir wieder angeschnallt und sind jetzt an der Nebelobergrenze in Richtung zur nächsten Rinne hinauf ins Moarkar weiter angestiegen. Ein schmaler Steinwall war kein Grund zum Abschnallen (auch später in der Abfahrt) und mit der Sonne im Rücken und dem wolkenlosen Himmel über uns ging es weiter aufwärts. Der Hochnebel im Prebertal und der Krakau unter uns hat uns das von Reinhard Mey besungene Gefühl der grenzenlosen Freiheit über den Wolken vermittelt. In der Rinne hatte der Regen der letzten Tage in Verbindung mit der in der zweiten Nachthälfte tatsächlich eingetretenen Abstrahlung die Schneeoberfläche perfekt vorbehandelt. Mit der ungetrübten Sonneneinstrahlung ist beim Anstieg schon die Vorfreude auf die spätere Abfahrt hochgekommen.

Ausstieg aus dem Moarkar mit Blick zum Preber
Ausstieg aus dem Moarkar mit Blick zum Preber
Im Moarkar haben wir uns eine kurze Pause zur Stärkung gegönnt. Vor allem die Flüssigkeitszufuhr war nach dem Schweißfluss zuvor sehr wichtig. Danach ging es halbrechts weiter hinauf. Mit der geänderten Exposition war die Schneedecke hier wieder etwas härter, aber dennoch problemlos zu gehen. Beim steileren Ausstieg aus dem Kar war der Schnee dann wieder etwas weicher und hat uns daher überhaupt keine Probleme bereitet. Nach ziemlich genau 3 Stunden Gesamtaufstiegszeit haben wir im Sattel zwischen Roteck und Barbaraspitze abgeschnallt und sind die wenigen Meter bis zum Beginn des Roteckgrats noch hinaufgestapft.

Roteck 2.742 m
Roteck 2.742 m
Dort haben wir dann auch die Rucksäcke deponiert und über den fast gänzlich ausgeaperten Grat ging es – stellenweise in leichter Kletterei – auf den Gipfel, den wir 17 Minuten später erreicht haben. Die Gipfelfreude hat dann leider eine traurige Nachricht aus dem Tal beendet. Die telefonische Mitteilung, dass mein Onkel Philipp in der Früh verstorben ist, hat mich sehr traurig gemacht. Aber keinen besseren Ort hätte es dafür geben können, für ihn zu beten und an ihn zu denken, als das christliche Gipfelzeichen am höchsten Punkt der Krakau.

Abkraxeln
Abkraxeln
Nach dem zehnminütigen Abstieg haben wir dann beschlossen, diesmal auf die Besteigung der Barbaraspitze zu verzichten und gleich ins Tal abzufahren. Plötzlich aufkommende Quellbewölkung hat diesen Entschluss noch bestärkt. Nach dem flotten Umrüsten für die Abfahrt erfolgten die ersten Schwünge vom Sattel weg im schon etwas tieferen Frühjahrschnee.

Der Saharastaub wird bei jedem Schwung weggeschmiert
Der Saharastaub wird bei jedem Schwung weggeschmiert
Ab der direkten Einfahrt ins Moarkar hat die Schneequalität aber perfekt gepasst. Eine schmierige Firnschicht auf einer kompakten Unterlage ist wohl das Feinste, das man sich als Basis für die Abfahrt wünschen kann. Und daran sollte sich – unabhängig von Steilheit und Exposition – an diesem Tag bis ganz unten nichts mehr ändern. Nach der knapp 50 Grad steilen Einfahrt ging es dann genussvoll weiter hinunter bis zum Karboden.

Abfahrt aus dem Moarkar ins Prebertal
Abfahrt aus dem Moarkar ins Prebertal
Auch im Kar war Genussskilauf auf der mit viel Saharastaub bedeckten Schneeoberfläche angesagt. Die dabei gezeichneten weißen Spuren zeugen davon. Das hat sich dann auch in der Rinne aus dem Kar hinunter ins Prebertal wiederholt. Jeder einzelne Schwung war trotz des in die Jahre gekommenen Skimaterials (vulgo Geröllskier) ein Genuss. Und die sind dann beim Übersteigen des ausgeaperten Steinriegels am Weg zum Ölaschngraben erstmals bestimmungsgemäß in Einsatz getreten.

Steile Einfahrt in den Ölaschngraben
Steile Einfahrt in den Ölaschngraben
Nach einigen weiteren feinen Schwüngen haben wir schließlich abgeschnallt und sind über den ausgeaperten Bereich in die Steilrinne eingestiegen. Beim Anschnallen im steilen Gelände galt die ganze Aufmerksamkeit wieder einmal dem Festhalten der Latten. Danach war dann wieder genussvolles Skilaufen angesagt. Bis zur Rinnenmitte waren die versteckten Feinde in und vor allem auf der Schneedecke ja noch dünn gesät.

Abfahrt im Ölaschngraben
Abfahrt im Ölaschngraben
Danach aber hat immer einer von uns beiden den Schnee-(Stein-) pflug gespielt und der jeweils andere ist möglichst in der etwas geputzten Linie nachgefahren. Es hat zwar einige ungute Geräusche gegeben, aber ohne nennenswerte Beschädigung an den „Geröllheimern“ haben wir so die Höhe weiterhin genussvoll abgebaut. Die Schneebrücke über den Schmelzwasserbach, die in der Früh noch tadellos getragen hat, ist vor unseren Skispitzen zusammengebrochen. Daher mussten wir jetzt doch einmal kurz abschnallen um den Wasserlauf zu queren. Mit angeschnallten Skiern drüber zu springen, dabei auszurutschen und dabei den Hosenboden und noch mehr nass zu machen, wollten wir nicht riskieren.

Frühling in der Krakau; Blick zurück zu Preber (mit Hut) und Roteck
Frühling in der Krakau; Blick zurück zu Preber (mit Hut) und Roteck
Danach ging es dann noch weiter auf Skiern abwärts bis zum untersten Ende der Schneezunge, auf der wir in der Früh auch angeschnallt hatten. Mit geschulterten Skiern haben wir dann 5 Minuten später das neben der Moarhütte eingeparkte Auto wieder erreicht. Körper- und Ausrüstungspflege im frischen Bach war jetzt angesagt. Danach ging es motorisiert zurück in die Krakau. Andreas habe ich beim Gasthaus zur Einkehr abgesetzt.

Abschied vom Onkel
Abschied vom Onkel
Ich habe mich von Onkel Lipp, wie wir ihn immer genannt haben, an seinem Sterbebett verabschieden können. Er war ein ganz besonderer Mensch und in der Gemeinde sowie auch weit darüber hinaus überaus beliebt. Mit seiner hilfsbereiten Art und seinem handwerklichen Geschick als Landwirt und Hufschmied hat er überall dort angepackt, wo Not am Mann war. Und am Hof, den er umgebaut und modernisiert hat, hat er auch noch als Pensionist im Rahmen seiner Möglichkeiten sehr viel dazu beigetragen, den beiden nachfolgenden Generationen dabei zu helfen, diesen zu bewirtschaften und zu einem landwirtschaftlichen Vorzeigebetrieb zu gestalten. Seinen Lebensabend am eigenen Hof zu verbringen und dabei von seiner Familie betreut und gepflegt zu werden, war ihm vergönnt. Nun ist er von seiner Krankheit erlöst und wir haben uns 2 Tage später in der Krakauer Pfarrkirche würdevoll von ihm verabschiedet.
Danke, noch einmal, Onkel Lipp, für so Vieles, das du für uns getan hast.
Herr, gib ihm die ewige Ruhe!

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