Tockneralm

Die Tockneralm vom Ausgangspunkt gesehen
Die Tockneralm vom Ausgangspunkt gesehen
Einige Tage in der Krakau, in den Semesterferien vorwiegend zum Pistenskilauf zusammen mit der Familie, sind auch fast immer mit einer Tour auf die Tockneralm verbunden. So auch diesmal. Direkt vis a vis vom Parkplatz des Schallerwirts im Ortsteil Klausen habe ich oberhalb der Landesstraße angeschnallt und meinen Aufstieg begonnen. In einem weiten Bogen, vorbei am Joglbauern ging es hinauf zur Fuchsgrube und von da zurück zum Hochbehälter des Wasserverbandes.

Morgenstimmung über der Krakau
Morgenstimmung über der Krakau
Die Morgensonne hat sich zu diesem Zeitpunkt noch hinter einem hartnäckigen Wolkenschleier versteckt und dabei eine herrliche Stimmung erzeugt. Etwas weiter östlich bin ich dann auf die ehemalige Abfahrtspiste von der Tockneralm gestoßen. Dort sind über viele Jahre in teilweise ziemlich knappem Abstand zu ausgewachsenen Bäumen durch Waldschneisen Abfahrtsläufe gefahren worden. Und bei mir ist die Erinnerung aufgekeimt, als mich bei meinem letzten Rennen vor knapp 40 Jahren eine Welle knapp unterhalb des Damenstarts in der Kanonenrohr-Ausfahrt fürchterlich abgeworfen hat. Dabei habe ich auch meinen damals sündteuren Kneissl Ski zerstört und dann am Pistenrand auf einem Ski abfahren müssen.

Immer den Fähnchen nach
Immer den Fähnchen nach
Den Anstieg zum Rennen haben damals alle Rennläufer mit geschulterten Skiern zu Fuß absolviert und dabei Routenstudium betrieben. Die jetzige Aufstiegsroute der Tour auf die Tockneralm folgt im unteren Bereich der damaligen Abfahrtspiste. Die Waldschneisen sind stellenweise wegen des Bewuchses noch enger geworden. Die Route ist aber durch den Schallerwirt mit Fähnchen des Bierlieferanten seines Vertrauens so markiert, dass man sich auch darüber keine Gedanken zu machen braucht, womit man nach der Tour am besten seinen Durst stillt.

Preber, Roteck und Gr. Barbaraspitze
Preber, Roteck und Gr. Barbaraspitze
Derart geleitet habe ich bald einmal die Baumgrenze erreicht, dabei aber auch den Blick zum Preber aus sonst ungewohnter Perspektive genossen. Kurzzeitig hat beim Anstieg zum Niederfeld ein frisches Lüfterl geblasen. Die Sonne hat sich weiterhin hartnäckig hinter dem Wolkenschleier versteckt gehalten und daher ein Auffirnen der Schneedecke verhindert. Meine neuen Felle haben aber auf ihrer zweiten Tour trotz des harten Harschdeckels den Einsatz der Harscheisen nicht nötig gemacht.

Kreuz am Hochfeld
Kreuz am Hochfeld
Nach einer Aufstiegszeit von ziemlich genau 2 Stunden habe ich das große Gipfelkreuz am Hochfeld (2.304 m) erreicht. Und weil auch jetzt noch kein Firn in der Abfahrt zu erwarten war, außerdem durch den höheren Ausgangspunkt mein Plansoll an Höhenmetern noch ein bisschen aufgestockt werden konnte, habe ich beschlossen, vorbei am eigentlichen (kartografierten) Gipfel (2.357 m) bis zum höchsten Punkt der Tockneralm (2.385 m) weiter anzusteigen.

Lazar Kreuz am höchsten Punkt der Tockneralm
Lazar Kreuz am höchsten Punkt der Tockneralm
Weil aber der kammnahe Bereich ziemlich abgeblasen ist, habe ich vorerst einmal die Skier aufgepackt und bin so weiter angestiegen. Nach einer zusätzlichen Aufstiegszeit von knapp 20 Minuten bin ich schließlich beim kleinen Kreuz, das Prof. Lazar aus einer persönlichen Nahebeziehung zu diesem für ihn so besonderen Punkt dort errichtet hat, angekommen.

Blick zu den Skibergen im Talschluss des Etrachtales
Blick zu den Skibergen im Talschluss des Etrachtales
Die Sonne war jetzt zwar aus ihrem Wolkenversteck endlich hervorgekommen, eine kühle Brise hat aber das Auffirnen immer noch nicht zugelassen. Daher habe ich noch eine Zeit lang zugewartet und habe die Zeit mit Kommunizieren und dem Betrachten der umliegenden Bergwelt mit vielen lohnenden Tourenzielen verbracht.

Abfahrt in die Rinne
Abfahrt in die Rinne
Dann habe ich angeschnallt und bin in die Rinne eingefahren. Bald habe ich zwar bemerkt, dass ich immer noch zu früh dran war. Der griffige Harschdeckel war immer noch bockhart und es hat ordentlich gescheppert. Aber einmal ins Fahren gekommen habe ich die Höhe sehr flott wieder abgebaut. Mit einem kurzen Zwischenstopp zum Verschnaufen bin ich durch die Rinne hinunter gebraust und rechtzeitig nach Osten zur Tocknerhütte hinaus gequert.

Blick über die Tocknerhütte in den Ortsteil Moos
Blick über die Tocknerhütte in den Ortsteil Moos
Die Wechte oberhalb der Hütte hatte zumindest einen Anflug von Firn obendrauf. Die weiten Flächen im lockeren Baumbestand südöstlich der Hütte waren dann aber wieder ziemlich hart. Hier habe ich aber auch den Vorteil der Ungeduld bei der Wahl des richtigen Abfahrtszeitpunkts (mir ist später in der Skihütte erzählt worden, dass eine ¾ Stunde später die Verhältnisse optimal gewesen sind) gehabt, jedenfalls auch hier bis hinunter zur Aufstiegsspur einen sehr gut tragfähigen Harschdeckel als fahrbare Unterlage zu haben.

Bärnroan (Bildmitte ausgeapert) Ausfahrt
Bärnroan (Bildmitte ausgeapert) Ausfahrt
Dann ging es entlang der Fähnchenmarkierungen weiter abwärts, immer dem Verlauf der ehemaligen Abfahrtspiste folgend Schitzaroan, Bärnroan (ziemlich ausgeapert), der Zielschuss mit der kleinen Brücke über das Bacherl und wie die Schlüsselstellen der Abfahrt so geheißen haben, alles war wieder präsent. Komfortabler hätte ich wieder über die Fuchsgrube abfahren können und hätte mir zweimaliges Abschnallen erspart. Aber die Erinnerung …

Blick zurück vom Joglbauern
Blick zurück vom Joglbauern
Schließlich bin ich wieder am Joglbauern vorbei noch die letzten Meter zum Ausgangspunkt der Tour hinunter geschwungen und habe meine Ausrüstung im Auto auf der anderen Straßenseite verstaut. Dann bin ich mit Zwischenstopp am Friedhof nach Hause gefahren, habe die Ausrüstung gewechselt und eine Viertelstunde später war ich schon mit meiner Frau, unserer Tochter und dem ältesten Enkel, der heuer keinen Skikurs besuchen wollte, auf der Piste unterwegs.

Lamm mit Kraut und Kartoffeln
Lamm mit Kraut und Kartoffeln
Vom mittäglichen Einkehrschwung gibt es kein Fotodokument. Das wird den Heinrich nicht freuen. Aber nach dem Familienski-Nachmittag auch mit den jüngeren Enkelkindern sind wir am Abend nach der „Stallarbeit“ (die Enkelkinder haben beim Melken am Hof der Verwandten helfen dürfen) noch einmal an den Ausgangs- und Endpunkt der Tour zurückgekehrt. Joseph hat uns ganz ausgezeichnet bekocht. Unter anderem hat es ein butterzartes Lamm mit Kraut und Kartoffeln gegeben. Und darüber hätte sich jetzt sicher auch der Heinrich gefreut.

Aufmerksame Leser meiner Tourengeschichten werden festgestellt haben, dass ich diesmal die Aufstiegsroute auf die Tockneralm geändert habe und nicht mehr von der Haustüre des Elternhauses in der Krakau gestartet bin. Das hat einen besonderen Grund und bedarf einer Erklärung.
Nach unserer Tour am 5.1. dieses Jahres hat mich die Familie Leitner vlg. Würger per E-Mail wissen lassen, dass sie meine Skitourenbeschreibungen auf die Tockneralm über den Lifthang und ihre Felder seit Jahren beobachten und dass sie das Skitourengehen auf ihren Feldern nicht dulden.
Seit meiner Jugendzeit gehe ich auf dieser Route von der Haustüre weg auf die Tockneralm. Dies war mir in den letzten Jahren vor allem deshalb immer ein besonderes Anliegen bei meinen Aufenthalten in der Krakau, weil es mit keiner Autofahrt verbunden ist, sitze ich doch eh sonst auch berufsbedingt sehr viel im Auto.
Das von den Grundstückseigentümern ausgesprochene Betretungsverbot werde ich beachten, obwohl es nach meinem Rechtsverständnis nicht rechtens ist. Die entsprechenden Passagen aus dem Forstgesetz betreffend die uneingeschränkte Betretung des Waldes bzw. die auch laut Juristen beider alpiner Vereine unproblematische Begehung und Befahrung von verschneiten Wiesenflächen habe ich den Grundstückseigentümern – auch per E-Mail – dargelegt.
Nun ist mir meine in der Heimat verbrachte Freizeit viel zu kostbar, um mich bei meinen seltenen Besuchen auch abseits der beruflichen Tätigkeit mit der Juristerei, die mich ohnedies das ganze Jahr über beschäftigt, zu befassen. Überdies ist der Aufstiegsweg ab der Klausen ohnedies der schönere und bietet Variationsmöglichkeiten vor allem im oberen Bereich, wenn man durch die Rinne abfahren will und nicht danach in elendslangen Schrägfahrten zum ehemaligen Aufstiegsweg zurück queren muss.

Teleblick zum Schallerwirt
Teleblick zum Schallerwirt
Beim Schallerwirt kann man außerdem direkt neben der Straße einparken, der Wirt Joseph Schnedlitz gibt kompetente Auskünfte zu Touren in der Krakau und lässt „zur Not“ auch sein WC benützen. Und wenn man bei ihm – mit neu gestaltetem Wellnessbereich – wohnt, ist man schon vor Ort und wird überdies abends auch noch ausgezeichnet bekocht.

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