Kragelschinken und Plöschkogel

mit dabei:
Andreas

Der Winter ist zurück – am 15. April, dem Tag, an dem die Winterreifenpflicht endet. Und wie!

Aufstieg in der Lasitze
Aufstieg in der Lasitze
Die Beobachtung des Schneepegels in der Eisenerzer Ramsau hat uns einen Neuschneezuwachs in den letzten 48 Stunden von einem halben Meter gezeigt. Das war für uns der Anstoß, wieder einmal in die Ramsau zu fahren. Dort sind wir bei Null Grad einer frischen Spur von zwei vor uns Aufsteigenden in die Lasitze gefolgt. Die Spur ist bei der Weggabelung im Talschluss nach rechts in Richtung Plöschkogel gegangen.

Aufstieg aus der Lasitze zur Teicheneggalm
Aufstieg aus der Lasitze zur Teicheneggalm
Daher waren wir ab jetzt gefordert, den nächtlichen Neuschneezuwachs von 5 – 10 cm in der Spur vom Vortag hinauf zur Teicheneggalm selbst zu spuren. Das war eine sehr leichte Aufgabe und den Spurern vom Vortag sei an dieser Stelle gedankt. In den freien Flächen unterhalb der Alm waren die ersten Windzeichen zu erkennen. Ab der Alm war dann wirklich Spurarbeit angesagt, da unsere Spurer vom Vortag in Richtung Blauer Herrgott abgedreht hatten.

Massive Wechtenbildung am Kamm zwischen Teicheneggsattel und Kragelschinken
Massive Wechtenbildung am Kamm zwischen Teicheneggsattel und Kragelschinken
Weiter ging es daher schweißtreibend hinauf zum Teicheneggsattel. Schon zwischen den Bäumen hatten sich mächtige Wechten aufgetürmt, aber am Kamm weiter hinauf zum Kragelschinken da wurde die Wegfindung zwischen den und über die übermannshohen Wechten zur Herausforderung. Nach dem Wechtentango gab es danach bei aufkommendem Wind bis zum Gipfel einen Mix aus abgeblasenen glasigen Altschneeflächen und stellenweise wieder aufgetürmtem Triebschnee ohne Bindung zur Altschneedecke.

Starke Wechtenbildung im lichten Baumbestand
Starke Wechtenbildung im lichten Baumbestand
Nach einer Aufstiegszeit von überraschend flotten 2 Stunden haben wir den ersten Tagesgipfel erreicht. Jetzt haben wir umgerüstet und alle Luken dicht gemacht. Dann stand der ersten Abfahrt nichts mehr im Wege. Kurz ging es entlang der Aufstiegsroute zurück und dann nach links weg. Dabei galt es bei diesigen Sichtverhältnissen den Schneemix richtig zu lesen. Die eine oder andere plötzlich sich aufbauende Wechte hat uns trotzdem überrascht.

Abfahrt zum Blauen Herrgott
Abfahrt zum Blauen Herrgott
Die Wechtenbildung war dann nach einem Bereich mit unbehandeltem Pulverschnee im dichteren Baumbestand auch zwischen den locker stehenden Bäumen wieder enorm. Immer wieder waren große Kanten, die kein flüssiges Fahrtempo aufkommen haben lassen, aufgetürmt. Die freien Flächen im letzten Schlag hinunter zum Blauen Herrgott haben uns aber dafür mit genialem Pulverschnee entschädigt.

Abfahrt zum Blauen Herrgott
Abfahrt zum Blauen Herrgott
Neben dem tief im Schnee steckenden Bildstock haben wir uns eine Standfläche festgetreten und die Felle wieder aufgezogen. Jetzt war auch Zeit für einen kleine Stärkung. Die auf der Teicheneggalm verlassene Spur vom Vortag war auch wieder da. Und obwohl sie stellenweise auch ziemlich hoch verblasen war, hat diese uns dann die Spurarbeit hinauf zum Plöschkogel doch sehr erleichtert.

Die letzten Meter zum Plöschkogel
Die letzten Meter zum Plöschkogel
Den zweiten Tagesgipfel haben wir bei immer dichter werdendem Schneefall nach einer Aufstiegszeit von 13 Minuten erreicht. Die Felle wurden wieder abgezogen und vorsichtig verstaut, sollten sie doch beim beabsichtigten nächsten Wiederanstieg auch noch gut haften. Während unserer Umrüstphase hat uns ein auf unserer Fährte Nachkommender mit seiner sehr kurzen Umrüstzeit überholt und ist vor uns in Richtung Kaltenbachrinne abgefahren.

Abfahrt durch die Kaltenbachrinne
Abfahrt durch die Kaltenbachrinne
Am Weg dorthin gab es in der Flachpassage auch noch einige größere Wechten, aber ab der Einfahrt zwischen den Bäumen in die steile Rinne war dort nur mehr unbehandelter Pulverschnee. Von diesem war ich so angetan, dass ich vergessen habe, meine Schenkeltasche, in der ich meine Kamera zu transportieren pflege, zu verschließen. Bei einer Schneehöhe von 80 cm habe ich beim lustvollen Hinunterbrausen daher ordentlich Schnee aufgefasst und beim ersten Fotostopp in Rinnenmitte vorher eine längere Zeiteinheit für das Putzen und Trockenlegen des optischen Geräts verwenden müssen.

Abfahrt durch die Kaltenbachrinne
Abfahrt durch die Kaltenbachrinne
Danach ging es mit Genuss – und geschlossenen Hosentaschen – wieder weiter. Bis hinunter zum querenden Forstweg haben wir noch öfter gejauchzt und der schon vorher angedachte Wiederanstieg war daher beschlossene Sache. Jetzt hatten wir zwei Alternativen. Die erste wäre der Anstieg entlang des tief verschneiten Forstwegs gleich nach rechts hinauf – so wie wir dies im letzten Winter einmal gemacht hatten – gewesen.

Spurarbeit bei der “Abfahrt” in die Lasitze
Spurarbeit bei der “Abfahrt” in die Lasitze
Wir haben uns – gelockt durch die in der Früh ausgemachte frische Aufstiegsspur aus der Lasitze in Richtung Plöschkogel (s.o.) – für die zweite Variante entschieden. Dazu mussten wir aber erst einmal entlang des sehr flach angelegten Forstwegs in die Lasitze zurückkommen. Und dahin gab es, weil der durch die Kaltenbachrinne vor uns Abfahrende gleich in Richtung Sprungschanze weiter abgefahren war, keine Spur. Ich hätte mir nicht gedacht, dass trotz leichtem Gefälle diese Aufgabe zur schweißtreibenden Schwerarbeit verkommen könnte.

Spurarbeit bei der “Abfahrt” in die Lasitze
Spurarbeit bei der “Abfahrt” in die Lasitze
Geschlagene 40 Minuten haben wir uns mit oftmaligem Wechsel der Führungsarbeit zum Forsthaus in der Lasitze hinüber gewühlt. In dieser Zeit hätten wir wohl auch schon den halben Anstieg entlang der ersten Variante wieder erledigt gehabt. Jetzt kamen auch die Felle wieder drauf und der Wiederanstieg – eine Abfahrt waren die letzten 40 Minuten ja auch nicht mehr wirklich 😉 – konnte endlich beginnen.

Anstieg in Richtung Plöschkogel
Anstieg in Richtung Plöschkogel
Im Nu waren wir wieder im Talschluss, jetzt sind wir aber der Spur nach rechts – und genau deswegen waren wir ja überhaupt da – gefolgt. Bald einmal ist diese vom Forstweg nach links hinauf abgebogen. Auch dieser Einladung sind wir gefolgt. In einigen ambitioniert angelegten Kehren haben wir flott Höhe gewonnen. Auf einem querenden Forstweg haben wir die Einladung der Spur nach links angenommen, wohl wissend, dass sie uns vom Standardaufstiegsweg wegführen wird.

Anstieg oberhalb der Zwiegrabenhütte
Anstieg oberhalb der Zwiegrabenhütte
Erst knapp vor der Zwiegrabenhütte ist sie endlich nach rechts hinauf abgebogen. Entlang des markanten Grabens sind wir dann bis zur nächsten querenden Forststraße weiter angestiegen. Jetzt hat uns die Spur am Weg wieder nach rechts geleitet. Spätestens bei der Plöschhütte, so hatten wir gehofft, sollte sie wieder nach links abbiegen. Der Wunsch war aber diesmal leider nicht Befehl. Die schmucke Hütte lag vollkommen idyllisch zugeschneit und nur von 3 auch schon dick zugeschneiten, von weiter oben kommenden Abfahrtsspuren verziert, hoch über der am Forstweg darunter vorbeiziehenden Spur.

Aufstieg zwischen Plöschhütte und Plöschkogel
Aufstieg zwischen Plöschhütte und Plöschkogel
Jetzt mussten wir wohl oder übel das tun, was wir mit der ersten Alternative schon längst hätten tun sollen, nämlich wieder richtig spuren. Abfahrtspuren sind als Aufstiegsleitline nur dann brauchbar, wenn es die Hangneigung zulässt, ihnen in direkter Linie zu folgen. Dazwischen aber haben wir uns einige Kehren lang nach oben gewühlt. Es sind von der Plöschhütte bis zum Gipfel des Plöschkogels zwar nur 160 Hm, trotzdem haben wir dafür 35 Minuten gebraucht. Wenn ich die Zeit für den Weg von der Kaltenbachrinne in die Lasitze auch noch dazu rechne, dann wäre Variante 1 jedenfalls zeitlich kürzer – wenn auch sicher nicht weniger schweißtreibend – gewesen.

Zum 2. Mal am Plöschkogel; im Hintergrund Schwarzenstein, Stadelstein und Wildfeld
Zum 2. Mal am Plöschkogel; im Hintergrund Schwarzenstein, Stadelstein und Wildfeld
Mittlerweile hatte sich aber – ganz im Gegensatz zum ersten Aufenthalt hier oben – für die Zeit des Umrüstens Sonnenschein eingestellt. Dieser hatte auch dafür gesorgt, dass im Schlussanstieg auf den sonnenbeschienenen freien Flächen der Schnee schon schwer geworden war. Und bei einer Schneehöhe bis zur Mitte der Oberschenkel ist das Vorausspuren dann wirklich Schwerarbeit. Den dabei eingebüßten Flüssigkeitsverlust haben wir jetzt mit unseren restlichen Trinkvorräten ausgeglichen.

Zufahrt zur Kaltenbachrinne
Zufahrt zur Kaltenbachrinne
Die Felle kamen nun endgültig in den Rucksack und wieder wurden alle Luken abgedichtet. Dann konnte das, weswegen wir uns jetzt so lange wieder nach oben geplagt hatten, beginnen, die zweite Abfahrt von Plöschkogel. Die Zufahrt zur Kaltenbachrinne war durch die Abfahrtsspuren vom ersten Mal auch in den Flachpassagen schon sehr fein. Und in der Rinne selbst hatte sich trotz des inzwischen eingetretenen Temperaturanstiegs wegen der nordseitigen Exposition immer noch bestens fahrbarer Pulverschnee konserviert.

Zweite Abfahrt durch die Kaltenbachrinne
Zweite Abfahrt durch die Kaltenbachrinne
Wieder haben wir hinunter gejubelt. Neben den 3 vorhanden Spuren war immer noch genug Platz für Tiefschneevergnügen vom Feinsten. Erst ganz zum Schluss, im etwas flacheren Auslauf der Rinne, ist der Schnee etwas schwerer geworden. Er war aber auch hier immer noch gut fahrbar. Schließlich waren wir wieder am querenden Forstweg. Und jetzt haben wir auch den Lohn für die übermäßig investierte Energie beim Rückweg in die Lasitze am Ende der ersten Abfahrt einheimsen dürfen. Es waren zwar immer noch viele Stockschübe auf der von Waldökonomen sehr flach angelegten Forststraße nötig, aber in knapp 10 Minuten waren wir jetzt wieder beim Forsthaus und ab da wenige Minuten später am Ausgangspunkt der Tour in der Ramsau.

Jetzt haben wir auf die Schnelle auch noch alles Trinkbare aus dem Auto gegen den übermäßigen Durst ausgetrunken und beim obligaten Stopp in Eisenerz zusammen mit der Leberkäsesemmel noch Elektrolyte nachgetankt. Für den Heinrich tut es mir sehr leid, dass es davon diesmal kein Bilddokument gibt. Aber die Leberkäsesemmel mit Erzbergblick hat sich in keinster Weise von der aus der Vorwoche unterschieden (außer, dass ein wenig mehr Senf drin war ;-)). Und jetzt bin ich wirklich froh, dass ich meinen Kulinarikkritiker in den letzten Wochen doppelt versorgt habe. Denn auch von meinen Spaghetti Bolognese, die ich zu Hause serviert bekommen habe, gibt es heute leider kein Foto. Doppelt versorgt habe ich mich zum Essen selbst noch auf wissenschaftlicher Basis. Forscher haben nämlich festgestellt, dass ein Glas Wein täglich nicht nur gesund ist, sondern auch sehr wenig. Und deswegen habe ich mir ein zweites eingeschenkt. Aber auch davon gibt es kein Bilddokument. Leider, Heinrich! Ich verspreche Besserung.

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