mit dabei:
Philipp
Öfters schon sind wir im meteorologischen Sommer auf Skitour gegangen, im astronomischen Sommer waren wir diesmal aber erstmals unterwegs. Am längsten Tag des Jahres sind wir im ungewohnten Sommeroutfit ins Maltatal angereist. Nach der Ankunft im Kölnbreinstüberl haben wir erst einmal die eingepackten Mountainbikes zusammengebaut und danach mit Bier aus dem heimischen Murau für die lange Tour vorhydriert. Dazu gab es die von Heinrich so ungeliebte Kaspressknödelsuppe und eine – zumindest als Tourenvorbereitung suboptimale – sehr gute Speckjause. Der Liveticker hat uns im Haus ohne Fernsehgerät über den Spielstand bei der Fußball WM informiert.
Nach einer kurzen Nacht haben wir um 5 Uhr unseren Tourentag mit einem von Wirt Ernst Maier zubereiteten Frühstück begonnen. Danach haben wir unsere Ausrüstung einschließlich Skischuhe auf den Rucksack gepackt und sind losgestrampelt. Zusammen mit der eingepackten Gletscherausrüstung und einem großen Getränkevorrat hat das Gewicht ordentlich auf die Schultern gedrückt.
Entlang des Kölnbreinspeichers ging es bis zur Kleinelendbrücke und von dort weiter ins Kleinelendtal bis zur Jagdhütte. Dort haben wir die Räder eingeparkt, die Schuhe gewechselt und unseren Aufstieg zu Fuß fortgesetzt. Über blühende Wiesen, vor allem am Mitterboden, wo es an der Oberfläche der Tümpel im Moor noch einen dünnen Eisfilm gab, ging es mit der Morgensonne im Rücken weiter aufwärts.
Am Steinkarboden haben wir über die Brücke die Bachseite gewechselt. Danach haben wir als kleine Fleißaufgabe die Skier noch ein Stück weiter getragen, obwohl wir hier schon hätten anschnallen können. Zwei Stunden nach unserem Aufbruch und mit nur 200 Hm Höhengewinn am Tourenkonto haben wir schließlich angeschnallt und sind oberhalb des Steinkarbodens in den Talschluss weiter gegangen.
Entlang der Schwarzhörner haben wir schließlich erstmals merkbar an Höhe gewonnen und nach einer kurzen Abschnallstelle ging es weiter aufwärts in Richtung Zwischenelendscharte. Jetzt hat uns die Sonne von links vorne entgegen gelacht und dafür gesorgt, dass die anfangs harte Schneedecke oberflächlich aufgefirnt hat. Schließlich sind wir nach rechts hinauf in Richtung Kleinelendkees abgebogen. In der etwas steileren Geländestufe war der Schnee schon tiefer aufgefirnt.
Immer wieder haben wir uns auch auf den gleichmäßig geneigten nächsten 500 Hm über das Kleinelendkees Pausen zum Schauen, Fotografieren und zum Verschnaufen gegönnt. Blicke zur vor 10 Jahren bestiegenen Hochalmspitze und zum in den letzten Jahren mehrfach bestiegenen Gr. Hafner haben viele Erinnerungen wach gerüttelt und die weiteren Schritte beflügelt.
Am Beginn des Nordostgrats haben wir schließlich die Skier deponiert. Dort haben wir auch den gerade vom Gipfel zurückkommenden Adi Siebenhofer aus Murau getroffen, der – so wie ich auch – seine Wurzeln in der „Hinteren Grogga“ (Krakau) hat, und mit ihm einige Tourenerfahrungen ausgetauscht.
Dann ging es über den Blockgrat aufwärts. Danach folgte ein kurzes Stück mit schönem Trittfirn. Wirklich interessant war es dann im folgenden ziemlich ausgesetzten Abschnitt weiter hinauf zu den höchsten Erhebungen am Grat. Von dort sind wir danach noch bis zum exponiert aufgestellten Gipfelkreuz hinunter gekraxelt.
Von da hat man einen herrlichen Tiefblick über mehr als 2000 Hm hinunter nach Mallnitz. Aber auch die vielen prominenten Gipfel der Hohen Tauern, wie Großglockner, Gr. Wiesbachhorn. Hochalmspitze, Gr. Hafner u.v.a, die wir in den letzten Jahren bestiegen und befahren haben, konnten wir von diesem herrlichen Aussichtspunkt betrachten.
Nach einer ausgedehnten Jausenpause ging es dann wieder über den ausgesetzten Grat zurück in Richtung Skidepot. Dabei haben wir auch den Blick zurück zum Ausgangspunkt der Tour genossen. Nach dem Umrüsten der Ausrüstung auf die Abfahrtsstellung folgte dann das Highlight dieser Tour, die Abfahrt.
Anfangs ging es durch den beim Aufstieg noch gepressten Pulverschnee, der sich mittlerweile in eine schmierende Konsistenz umgewandelt hatte, lustvoll talwärts. Danach wurde es immer firniger. Dementsprechend laut jubelnd sind wir talwärts gebraust. Im letzten Teil des flachen Gletscherbodens ist die Schneedecke etwas weicher geworden. Aber auch hier waren die Verhältnisse immer noch sehr gut.
Mit zunehmender Steigung in der Geländestufe unterhalb des Gletschers hat sich das Fahrvergnügen noch einmal gesteigert. Spätestens jetzt haben wir die Alternativroute über das südliche Schwarzhorn für den Rückweg, welche uns Adi ans Herz gelegt hatte, verworfen. Den Traumfirn auf den breiten nordseitig ausgerichteten Hängen hinunter zu den Gurnböden wollten wir keinesfalls auslassen.
Nach einer kurzen Abschnallstelle mit blühendem Enzian, wo wir auch schon beim Anstieg in der Früh abgeschnallt hatten, ging es mit Ausnahme einer 20 m breiten ausgeaperten Stelle durchgehend auf Skiern weiter bis zur Brücke am Steinkarboden.
Dort haben wir die Skier wieder aufgepackt und sind vorbei an unzähligen blühenden Frühjahrs-, pardon, Sommerboten, wie Enzian, Almrausch, Kuhschellen u.v.a.m. in 35 min entlang des Aufstiegsweges zurück zu den Rädern gewandert. Dort wurden dann wieder die Schuhe gewechselt und die schwere Last auf die Rucksäcke geschnallt.
Danach ging es auf den Bikes hinunter zum Stausee und entlang desselben zurück zum Ausgangspunkt der Tour beim Kölnbreinstüberl. Dort haben wir erst einmal die Räder wieder zerlegt und zusammen mit der Skiausrüstung im Auto verstaut. Am Weg zur Dusche ins Zimmer haben wir Adi, der seine Skitourensaison mit dieser Tour auch beendet hat, noch einmal getroffen.
Während er ins heimische Murau abgefahren ist, haben wir mit elektrolytischem Getränk aus dem Braukessel seiner Heimat unseren Durst gelöscht. Dazu gab es, und das wird den Heinrich interessieren, Wienerschnitzel mit Pommes frites. Während die Formel 1 auf dem Red Bull Ring in Zeltweg beim Comeback in Österreich ihr Rennen absolviert hat, haben wir entschleunigt in der Sonne sitzend von unten noch ausgiebig zum Gipfelaufbau des Ankogels („Die schiefe Wand“) nach oben geschaut.
Nach dem Essen haben wir uns ins Auto gesetzt und uns auf den Heimweg gemacht. Wenn es uns nicht die Nachrichten im Radio mitgeteilt hätten, hätte uns niemand zu diesem Zeitpunkt weis machen können, dass man im nur knapp über 30 km Luftlinie entfernten Dellach im Drautal an diesem Tag 30 Grad im Schatten messen sollte. Nach dem Radln und der Skitour hat sich als dritte Disziplin für den „Triathlon“ daher noch eine Schwimmeinheit in einem der schönen Kärntner Seen angeboten.
In Pörtschach haben wir daher die Autobahn verlassen und uns während der Zeit bis zum Sonnenuntergang im Wörthersee abgekühlt. Dass wir nur einen Bruchteil jener Distanz von 3.599,4 m, die die Teilnehmer des Ironman Austria in Klagenfurt in einer Woche zurücklegen werden, geschwommen sind, lag aber nicht nur an der fortgeschrittenen Tageszeit.
Das war dann auch der wirklich würdige Abschluss einer ausgedehnten Tourensaison, die sich schließlich über alle 4 Jahreszeiten erstreckt hat. Ich danke allen interessierten Lesern meiner Tourengeschichten für ihr Interesse, den Kommentatoren für ihre Postings und für viele direkte Rückmeldungen und Verbesserungsvorschläge. Allen Bergfreunden wünsche ich einen schönen und unfallfreien Sommer und meinem Kulinarikkritiker Heinrich wünsche ich schließlich für die Pause bis zur nächsten Tourensaison einen gesegneten Appetit.
Und last but not least ist es wieder einmal höchst an der Zeit, meiner Frau für ihr Verständnis und ihre Unterstützung während der langen Saison zu danken. Danke Schatz, dass du es möglich machst, meiner Bergleidenschaft während der „Winterszeit“ so uneingeschränkt nachzugehen.