mit dabei:
Chris, Hans Jörg und Philipp
Der Frühjahrsklassiker vom Präbichl hat immer seine bestimmte Zeit. Und weil uns die Bilder der dort stationierten Panoramakamera die derzeit guten Verhältnisse dafür signalisiert haben, sind wir wieder einmal sehr früh los. Philipp hatte nach einem Business Trip nach Korea nur wenige Stunden zum Ausruhen im heimischen Bett. Chris und ich hatten unsere – sportlich – wenig erfolgreiche Fußballreise nach München bereits am Mittwoch beendet, viel zusätzliches Sitzen auf Dienstreisen im Rest der Woche hatten den Bewegungsdrang aber jedenfalls geschürt. Deshalb und auch weil wir wussten, dass der Weg zum Rottörl nordseitig schon komplett ausgeapert ist, war von Beginn an ein zweiter Gipfel eingeplant.
Wenige Meter haben wir die Skier anfangs getragen und am Rand der Skipiste diese dann angeschnallt. In der Morgensonne ging es anschließend aufwärts ins Grübl. Am Fuße des etwas steileren Aufschwungs haben die meisten von uns die Harscheisen montiert und den Sonnenschutz ergänzt. Danach ging es in einigen Kehren bergwärts.
Auch am Holzlagerplatz gibt es derzeit noch ein durchgehendes Schneeband ebenso wie auch am Weg hinauf zum oberen Grüblboden. Und hatten wir bei vergangenen Anstiegen ab da mitunter ein Orientierungsproblem wegen der vielfach schlechten Sicht, so war diesmal der Blick bis zum Gipfel uneingeschränkt frei. Über die folgenden Geländestufen hinauf in Richtung NO Rinne haben wir daher die direkteste Linie genommen und dabei bei ausgeaperten Stellen – vorwiegend zum Schutz der Harscheisen – abgeschnallt.
Vor der Querung in die NO Rinne haben wir schließlich die Skier gegen Steigeisen getauscht und unseren Aufstieg auf dem harten Untergrund fortgesetzt. Trittstufen vom Vortag und die Zacken an den Füßen haben den weiteren Anstieg mit den unverwechselbaren Tiefblicken u.a. zum Erzberg sehr komfortabel gestaltet.
Auch die Engstelle sowie das Ausstiegs – Schneefeld waren besten gehbar. Etwa 2 1/2 Stunden nach unserem Aufbruch war ich am Gipfel. Philipp hatte schon einige Zeit vorher den Gipfel erreicht, war aber wegen einer ausgestreuten Sonnenbrille noch einmal einen Teil des Weges wieder ab- und nach dem Auffinden des verlustigen Stücks abermals angestiegen.
Am Gipfel haben wir uns schließlich alle wieder getroffen, angesichts der seit in der Früh in die Rote Rinne hineinheizenden Sonne den Aufenthalt aber kurz gestaltet. Wir sind also gleich einmal in Richtung Reichensteinhütte abgestiegen und an dieser vorbei bis zu jenem Punkt südwestlich der Hütte weitergegangen, wo man üblicherweise in die Rinne einfährt.
Auch jetzt haben wir uns nur die nötige Zeit für das Umrüsten auf Abfahrtsbetrieb gegönnt. Der Grund für die gebotene Eile liegt jetzt schon einige Jahre zurück. Als ich mit Chris am 13.4.2009 (siehe Bericht darüber dort) zu noch viel früherer Stunde durch die Rote Rinne abgefahren bin, hat ihn eine hoch über uns gebrochene Wechte und die dadurch ausgelöste Lawine bis ins Krumpenkar hinunter geschwemmt. Chris ist seither nie mehr auf diesem Berg gewesen und wollte heute jedenfalls die damals so unsanft unterbrochene Abfahrt vollenden.
Im oberen Teil der Rinne hat der aufgefirnte Schnee noch sehr gut gepasst. Ab der Engstelle galt es dann einen möglichst ökonomischen Weg zwischen den Schleifrinnen zu finden. Je näher man den Rinnen entlang fuhr, umso kompakter, aber unebener war der Schnee. Je weiter entfernt vom Lawinenkegel, umso tiefer ist man eingesunken.
Für Chris war daher auch die erste durchgehende Abfahrt durch diese markante Rinne kein Vergnügen, wie wir es schon oftmals erleben durften. Erst der letzte Teil der Abfahrt ganz unten im Kar hat uns dann mit einer homogenen und kompakten Schneedecke auf den letzten Schwüngen wieder versöhnt.
Nach dem Abschwingen war jetzt einmal eine ausgiebige Jausenpause angesagt. Während der Rast hatten wir ausreichend Zeit, auf die Strecke, die wir in der Abfahrt absolviert hatten, zurückzublicken bzw. unsere Blicke auf die Leite hinter uns zu richten, über die wir in den Sattel zwischen Vordernberger Zinken und Grüblzinken ansteigen wollten. Davor waren aber abermals die Steigeisen zu montieren und die Skier aufzupacken.
Danach ging es in einer sehr direkten Linie wieder aufwärts. Immer wieder haben wir uns umgedreht und die zuvor abgefahrene Strecke in der Projektion begutachtet. Nach ca. 25 Minuten waren wir am Sattel und haben den weiteren Anstieg in Richtung Gipfel mit dem Blick in die Tiefe über den Laugensack zur Präbichlarena bzw. zurück zum zuerst bestiegenen Reichenstein fortgesetzt.
Nach einer Anstiegszeit von insgesamt ca. 1 Stunde hatten wir auch den zweiten Tagesgipfel erreicht. Chris und Philipp, die etwas flotter unterwegs waren, sind zu diesem Zeitpunkt bereits am Gipfel in der Sonne gelegen. Wir haben uns auch dazu gelegt und eine kleine Siesta gehalten.
Danach sind wir bis zum oberen Ende jener Wechte abgestiegen, die die Abfahrtsrinne ins Grübl oben begrenzt. Nach dem Anschnallen sind wir anfangs auf der Wechte abgefahren und an deren niedrigstem Punkt sodann in die ostseitig ausgerichtete Flanke eingefahren. Wegen der Sonnenbestrahlung war der Schnee darin auch schon etwas tiefer und wurde von unseren Skiern in größerer Menge in Bewegung versetzt.
In der Rinne hat sich dieser Schneefluss dann in einem Kanal konzentriert und ist neben uns talwärts geflossen. Zweimal mussten wir diesen Fluss queren, um jeweils auf den Flächen daneben auf optimalem Firn abzufahren. Bis hinunter ins Grübl hat die Hangexposition und die seitliche Sonneneinstrahlung für uns besten Frühjahrsfirnschnee bereitgehalten. Schließlich ging es auf der Skipiste zurück in Richtung Ausgangspunkt.
Am Bahngleis haben wir abgeschnallt und nach wenigen Minuten mit geschulterten Skiern den Parkplatz bei der Schlepplift Bergstation wieder erreicht. Des Öfteren haben wir während des Umziehens und des Verstauens der Ausrüstung noch auf die bestiegenen Gipfel über uns nach oben geblickt. Danach haben wir die Heimreise angetreten.
Und der Heinrich wird sicher mit Interesse wahrnehmen, dass wir uns im sonnigen Gastgarten in Traboch mit allerlei deftigen Köstlichkeiten die Bäuche vollgeschlagen haben. Der knusprige Schweinsbraten mit Sauerkraut und Knödel war jedenfalls ausgezeichnet und hat sicher mehr als die auf der Tour verbrannte Energie zurück gebracht.