Eisenhut

mit dabei:

Chris
Erstes Sonnenfenster hinter der Ruine Katsch bei der Anfahrt

 

Wenn ich über alte Touren erzähle, oder beim Blättern in meinen alten Tourenbüchern äußert Chris immer wieder einmal den Wunsch, die eine oder andere Tour gemeinsam zu wiederholen. Diesem Ansinnen komme ich sehr gerne nach, die Verhältnisse müssen halt auch dafür passend sein. Als Chris vor ein paar Tagen daher den Eisenhut als eines seiner Wunschziele genannt hat, war ich sofort damit einverstanden. Einerseits war ich schon ziemlich genau 20 Jahre nicht mehr oben, anderseits war jedenfalls an einer Nordseite besserer Schnee zu erwarten und schließlich verhieß die Wetterprognose für den heutigen Tag am ehesten möglichst weit im Westen des Bundeslandes sonnige Momente. Und dass man sich auf die Prognosen der Meteorologen verlassen kann, ist mir ja letzte Woche ziemlich eindrücklich bewusst geworden.

 

Schon im Schlussteil unserer Anfahrt hat sich die Wetterprognose bewahrheitet und die Berge der Umgebung haben sich bereits in der Sonne präsentiert. Bei der Brücke nach der Dorferhütte haben wir direkt von der Sölkpassstraße gleich auf Skiern unseren Anstieg begonnen. Entlang des Forstweges, die Kehren teilweise abkürzend, sind wir wegen der tiefen Außentemperatur (- 8 Grad beim Tourenstart) ziemlich flott angestiegen. Immer wieder hat auch einmal kurz die Sonne durchgeblitzt. Nach der Geländestufe hinauf auf den Großen Boden wurden die Löcher in der Wolkendecke dann größer und der blaue Himmel hat unsere Schritte weiter beflügelt.

Aufstieg am Großen Boden
Pause mit Blick zu den Zwiefler Seen

 

Einer frischen Spur folgend sind wir jetzt nach links abgebogen und über die nächsten Geländestufen im lichten Zirbenbestand bis unter die Nordflanke angestiegen. Ab da ging es dann flott aufwärts und wir haben rasch an Höhe gewonnen. Auf einer sonnenbeschienen Abflachung im Hang haben wir uns eine Pause gegönnt, gegessen und getrunken, die Sonnenbrillen aufgesetzt und auch gleich die Harscheisen montiert. Die waren dann in den steiler werdenden Kehren auch sehr hilfreich und haben für sicheren Stand auf dem stellenweise ziemlich harten Untergrund gesorgt.

 

Die Spitzkehrenorgie haben wir eine Zeit lang „mitgefeiert“. Als die Schneeauflage dann immer härter und glatter geworden ist, haben wir die Skier aufgepackt und die Steigeisen montiert. Solange der Harschdeckel getragen hat, waren wir damit in weiterer Folge jedenfalls besser unterwegs. Zwischendurch ist der Deckel aber immer wieder einmal gebrochen und hat den darunter verborgenen ungebundenen „Grieß“ offenbart. Das hat für die spätere Abfahrt ein paar Sorgenfalten produziert, die Überlegungen betreffend die beste Abfahrtslinie haben wir aber einmal auf später vertagt.

Der harte Harschdeckel trägt ...
Sabine und Reinhold

 

Davor aber war erst einmal der Aufstieg zu beenden. Dabei ist uns trotz einer in diesem Bereich gemessenen Temperatur von -15 Grad schon warm geworden. Am höchstmöglichen Punkt, von dem aus eine durchgehende Abfahrt möglich war, haben wir ein Skidepot errichtet und sind weiter in den Sattel angestiegen. Dort sind wir Sabine und Reinhold aus Katsch begegnet. Die beiden waren schon wieder im Abstieg. Kurz haben wir uns unterhalten und danach Auf- bzw. Abstieg fortgesetzt. An dieser Stelle noch einmal ein „Danke!“ für die Spur und liebe Grüße in den Heimatbezirk.

 

Über den Grat sind wir vorsichtig nach oben gestiegen. Im Schlussteil wird der Anstieg dann etwas ausgesetzt. Am Vorgipfel, wenn man das Gipfelkreuz schon fast in Reichweite vor sich hat, muss man noch einmal in eine Scharte abklettern und an der gegenüberliegenden Seite die verlorenen Höhenmeter auf den letzten Metern zum Gipfel – ebenso kraxelnd – wiedergewinnen. Nach einer Aufstiegszeit von insgesamt 3 ¾ Stunden (mit Pause, Umrüstvorgängen und der finalen Kletterei) waren wir am Gipfel.

Gratanstieg
Blick über den Schödergraben zu Brennerfeldeck, Arfeld und Rupprechtseck

 

Bei absoluter Windstille und weiter aufklarendem Himmel haben wir den Gipfelaufenthalt zelebriert. Die Krakauer Skiberge an der Ostseite des Etrachtals einmal von der Rückseite zu betrachten war ebenso interessant wie der Blick zu allen anderen bekannten und noch zu erledigenden Tourenzielen der Umgebung. Mit unseren Lieben zu Hause haben wir natürlich auch kommuniziert und sie an unserer Gipfelfreude teilhaben lassen.

 

Schließlich sind wir ebenso vorsichtig wie zuvor im Anstieg wieder nach unten (aus der Scharte natürlich jetzt auch wieder in der Gegenrichtung bergauf) gekraxelt. Bis hin zum Skidepot hatte ich mir noch überlegt, die Skier (die 1er Garnitur mit den besseren Kanten hatte ich in der Früh leider nicht aufgefellt) dort wieder aufzupacken und über die besonders glatten ersten Passagen noch ein kurzes Stück auf Steigeisen abzusteigen. Chris hatte aber bereits einen so perfekten Anschnallplatz in den über 40 Grad steilen Hang gebaut, dass ich diesen auch sehr gerne angenommen habe. Einen besseren hätte ich weiter unten sicher nicht zusammengebracht.

Perfekter Anschnallplatz im Steilhang
Einfahrt in die Flanke

 

Daher habe ich auch ganz oben angeschnallt und bin Chris über einen kurzen, pickelharten Bereich in die Flanke nachgefahren. An deren Rand waren größere Triebschneepakete, in denen man – zumindest gefühlt – besser und sicherer steht. Das Fahren war auf den ersten Metern dann noch eine kleine Challenge. Der Harschdeckel ist bei den ersten Schwüngen plattig weggebrochen, Stürzen war aber wegen des felsdurchsetzten Geländes unmittelbar darunter jedenfalls verboten. So sind wir vorsichtig fahrend an den linken Rand der Flanke gelangt.

 

Ab dem Punkt, als wir die steinigen Passagen unter uns passiert hatten, sind wir dann richtig ins Fahren gekommen. Der Deckel ist zwar das eine oder andere Mal noch etwas gebrochen, die dicke Raureifauflage und Triebschneelinsen obenauf haben zum flotten Carven eingeladen. Entsprechend hurtig sind wir daher schon hier oben talwärts gebraust und trotzdem vom wegstaubenden Schnee manchmal überholt worden.

Abfahrt über die Nordflanke
Genussvoller Blick zurück

 

Mit abnehmender Höhe ist die Schneekonsistenz dann noch homogener geworden. Jetzt haben wir auch beschlossen, die Aufstiegslinie noch weiter rechts als schon zuvor liegen zu lassen und sind halblinks weiter im unverspurten Gelände abgefahren. Jetzt ging es vorwiegend darum, den Schwungradius dem jeweils Vorausfahrenden anzupassen und damit das Gesamtbild eines schön verzierten Hanges nicht zu zerstören. Das ist bestens gelungen und wir haben am Karboden dann auch sehr genussvoll darauf zurückgeschaut.

 

Inzwischen waren wir vollkommen unter blauem Himmel unterwegs und haben in der Sonne im lichten Zirbenbestand immer noch herrlich konservierten Pulverschnee vorgefunden. Auch in der Geländestufe hinunter auf den Großen Boden und in der weiteren Abfahrt orografisch rechts unserer Aufstiegsspur bis zum Forstweg haben wir noch viele Schwünge durch den Pulverschnee gezogen. Am Weg ging es dann recht flott talwärts. Ein paar Kehren haben wir auch in der Abfahrt wieder abgekürzt und schließlich direkt neben dem Kofferraum des Autos abgeschnallt.

Schöner Pulver bei der Abfahrt zum Gr. Boden
Gek. Rindfleisch mit Röstkartoffeln und Schnittlauchsauce

 

Die Ausrüstung haben wir darin verstaut und danach auf die Sonderprüfung „Offenes Gasthaus suchen“ verzichtet. Einerseits wollten wir möglichst viel vom verbleibenden Sonntag mit unseren lieben Frauen und natürlich mit der (Enkel)tochter Rosalie verbringen. Daher sind wir schnurstracks wieder nach Graz zurückgefahren. Der Heinrich braucht darob nicht traurig sein. Wir haben dies ja auch deshalb gemacht, weil uns die Köstlichkeiten vom heimischen Herd, mit denen wir nach der Heimkehr unsere Speicher wieder aufgefüllt haben, schon einmal telefonisch avisiert worden waren. Nach der Rindsuppe mit Nudeln gab es ein gekochtes Rindfleisch mit Röstkartoffeln und Schnittlauchsauce. Den süßen Abschluss bildete dann ein Beerenmix mit Vanillecreme. Köstlich!

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