Begunjscica (SLO – Überschreitung)

mit dabei:
Andreas (Anderl)

Selenitza Ostrinne – Frühlingsblume
Selenitza Ostrinne – Frühlingsblume
An diesem Urlaubstag hat es Andreas und mich abermals in den Süden gezogen. Bei der Anfahrt haben wir knapp vor dem Nordportal des Loibltunnels gerne noch einmal in die vor 1 ½ Wochen durchstiegene Ostrinne der Selenitza geblickt. Tom Eckersdorfer aus Tamsweg hat mich nach der Karfreitagstour auf die Selenitza wissen lassen, dass in seinem slowenischen Freundeskreis die Rinne den wunderschönen Namen „pomladni cvet“, also „Frühlingsblume“ hat. Wollen wir hoffen, dass wir die „Frühlingsblume“ irgendwann nicht nur im Anstieg, sondern auch in der Abfahrt „pflücken“ werden.

Da sind wir vor 1 ½ Wochen noch runter gefahren
Da sind wir vor 1 ½ Wochen noch runter gefahren
Blühende Frühlingsboten haben dann auch unseren Anstieg an der Südseite des Loibltunnels begleitet. Die Temperatur lag von Beginn an im zweistellig – positiven Bereich. Die Skipiste war in den letzten 1 ½ Wochen im untersten Bereich komplett ausgeapert. Die Ski mussten daher einmal ca. 10 Minuten getragen werden. Danach haben wir angeschnallt und über den mit Saharastaub eingefärbten Schnee ging es weiter aufwärts.

Zustieg zur Gipfelrinne
Zustieg zur Gipfelrinne
Der Skiweg an der in Aufstiegsrichtung rechten Seite oberhalb der Sessellift Mittelstation war zwar stellenweise schon ziemlich ausgeapert, am Rand aber immer noch gut begehbar. Knapp unterhalb der Bergstation haben wir dann den Bereich des – inzwischen stillgelegten – Skigebiets verlassen und sind im Auslauf der Gipfelrinne in langen Kehren nach links hinauf weiter angestiegen.

Schneller Höhengewinn in der Rinne
Schneller Höhengewinn in der Rinne
Der Schnee war zwar oberflächlich aufgeweicht, aber insgesamt sehr kompakt. Die durch den in der Luft befindlichen Saharastaub gedämpfte Sonneneinstrahlung hat einen allzu schnellen Festigkeitsverlust der Schneedecke verhindert. Schnell haben wir an Höhe gewonnen. Wegen des griffigen Schnees waren Spitzkehren auch bei einer Hangneigung von 35 Grad ohne Harscheisen kein Problem.

Wieder etwas flacher im obersten Rinnenabschnitt
Wieder etwas flacher im obersten Rinnenabschnitt
Weiter oben, wo die Rinne enger und auch steiler wird, haben wir die Latten dann aufgepackt. Und weil die Slowenen – auch wenn sie in letzter Zeit vermehrt auf Tourenskiern unterwegs sind – immer noch auch zur Winterszeit ihre Berge in Auf- und Abstieg zu Fuß erklimmen, gab es perfekte Trittstufen bis hinauf zum Ausstieg aus der Rinne. Auf diesen sind wir dann wie über eine Treppe ohne Verwendung von Steigeisen hinauf gestiegen. Auch eine kurze Stelle mit 48 Grad Hangneigung machte dabei kein Problem.

Aufstieg im Schlussteil der Rinne
Aufstieg im Schlussteil der Rinne
Im Anschluss an den Ausstieg aus der Rinne ging es noch über ein kurzes ausgeapertes Stück hinauf. Nach einer Aufstiegszeit von 2 Std 20 min haben wir schließlich über die Gipfelwechte den höchsten Punkt erreicht.

Andreas am Gipfel (rechts im Hintergrund der Hochstuhl)
Andreas am Gipfel (rechts im Hintergrund der Hochstuhl)
Oben hat ein frisches Lüfterl geblasen. Dieses haben die auf allen Gipfeln der Karawanken unverzichtbaren Bergdohlen genutzt, uns ihre Segelkünste zu demonstrieren. Mit dem Blick zu Hochstuhl, Vertatscha, Pautz und Selenitza haben wir die Gipfelrast auf diesem herrlichen Aussichtsbalkon südlich des Karawanken Hauptkamms genossen. Apropos Selenitza und Pautz. Tom Eckersdorfer hat mich auch wissen lassen, dass die beiden Gipfel zu beiden Seiten der Pautzrinne in Österreich und Slowenien genau vertauschte Namen haben. Was für die Kärntner die Selenitza ist, ist für die Slowenen der Palec (also Pautz), während der Kärntner Pautz für die Slowenen der Zelenjak ist.

Vertatscha, Pautz u. Selenitza
Vertatscha, Pautz u. Selenitza
Das war mir so auch schon bekannt. Tom hat eine Vermutung die Verwechslung betreffend geäußert, die ich ebenso mit einem Schmunzeln gerne weitergebe. Er meint, dass sich bei der Namensgebung der dortigen Gipfel wohl einmal ein Kärntner und ein Slowene beim Wirten getroffen haben und bei ein paar Bier übereingekommen sind, dass der linke Gipfel die Selenitza (oder Zelenjak) ist und der rechte der Pautz vlg. Palec oder Pauc….
…nur hat halt jeder von seiner Seite hinaufgeschaut…;-))))

Abfahrt NW Rinne
Abfahrt NW Rinne
Unbeeindruckt von derart kleinen Differenzen sind wir nach Beendigung unserer Gipfelrast bis zum Sattel am oberen Ende der NW-Rinne abgestiegen. Dort haben wir angeschnallt und uns in die Tiefe gestürzt. Der stellenweise mit Saharastaub stark eingefärbte Schnee war schmierig firnig, stellenweise an der Grenze zum Sulz, aber bestens fahrbar. Mit abnehmender Höhe ist er zwischendurch immer kompakter geworden und hat uns laut jubeln lassen.

Da schmiert sich der Firn unter den Laufflächen
Da schmiert sich der Firn unter den Laufflächen
Erst im letzten Abschnitt der immer im Bereich um die 35 – 38 Grad steilen Abfahrt über 800 Hm ist er wieder etwas tiefer geworden. Am Talboden unterhalb der Zelenica Hütte haben wir abgeschwungen und uns für den Wiederanstieg gerüstet. Bei dieser Gelegenheit konnten wir uns in einer netten Begegnung mit einem 84 jährigen slowenischen Tourengeher aus Kamnik davon überzeugen, dass Skibergsteigen jung hält. Er hat dort auf seine jüngeren Kollegen gewartet, die nach uns über die Rinne abgefahren sind. Die beiden waren auch nicht mehr ganz jung, aber auch noch bestens in Schuss.

Kugelrund ausgeapert
Kugelrund ausgeapert
Anschließend sind wir in etwas mehr als einer halben Stunde bis zur Kuppe oberhalb des Planinskiski dom na Zeleneci angestiegen. Dabei ging es vorbei an einer weiteren Hütte (dom pri iz viru Zavrsnice) und unzähligen blühenden Frühlingsboten. Oben angekommen wurden die Felle dann endgültig abgezogen und im Rucksack verstaut.

Schneerosen
Schneerosen
Danach sind wir mit der kleinen Gegensteigung bei der Sessellift Bergstation wieder zum Ausgangspunkt beim Loibltunnel Südportal abgefahren. Auch hier war der schmierige Firnschnee stellenweise vom Wüstenstaub stark eingefärbt. Im letzten Teil der Abfahrt sind wir nach rechts an die Begunjščica – Nordflanke und in den Wald darunter ausgewichen und haben derart noch ein paar Abfahrtsmeter geschunden. Zuletzt haben wir die Skier noch etwa 5 Minuten – wieder vorbei an unzähligen blühenden Schneerosen und Leberblümchen – bis zurück zum Parkplatz getragen.

Gebratenes Seeforellenfilet mit Mandeln und Kapern auf Ofengemüse und gebratenen Rosmarin-Polentascheiben
Gebratenes Seeforellenfilet mit Mandeln und Kapern auf Ofengemüse und gebratenen Rosmarin-Polentascheiben
Durch den Tunnel ging es wieder zurück in die Heimat und nach der – jetzt dort wieder obligatorischen – Passkontrolle auf die Suche nach einer Einkehrstätte. Diese war vorerst nicht von Erfolg gekrönt, weil der Dienstag offenbar der bevorzugte Ruhetag in der Kärntner Gastronomie ist. Als wir dann endlich fündig geworden sind, haben wir es uns bei frühsommerlichen Temperaturen in einem Gastgarten gut gehen lassen. Den Heinrich wird interessieren, dass es nach der Nudelsuppe ein gebratenes Seeforellenfilet mit Mandeln und Kapern auf Ofengemüse und gebratenen Rosmarin-Polentascheiben gegeben hat. Ein Eis hat das Menu abgerundet.

Lavanttaler Premiumspargel
Lavanttaler Premiumspargel
Der kulinarische Teil der Tour war aber damit noch nicht beendet, galt es doch im Lavanttal noch einen Zwischenstopp einzulegen und den bereits jetzt verfügbaren frischen Spargel direkt im Hofladen beim Produzenten zu bunkern. Den gab es dann zu Hause zum Abendessen. Andreas wird morgen – weil es sich bei mir zeitlich nicht ausgeht – in der Stadthalle im Rahmen der Jahrgangspräsentation des Steirischen Weines den dazu passenden Wein aus dem Jahrgang 2015 herauskosten. Bei mir hat jedenfalls der Sauvignon Blanc vom Adam am Schererkogel schon einmal hervorragend dazu gepasst.

Anderl und Aragon auf Schneeschuhtour
Anderl und Aragon auf Schneeschuhtour
Und weil ich so oft gefragt werde, warum der Anderl immer ohne den Aragon auf Tour geht, will ich dies auch hier aufklären. Der Ari laboriert einerseits an einer Bänderverletzung, andererseits plagen ihn altersbedingte Gelenksbeschwerden. Auf Anraten seines Tierarztes hat er daher seine Skitourenkarriere beendet. Dies hindert ihn aber nicht daran, den Andreas (und natürlich auch die Gisela) auf Schneeschuhwanderungen oder auf langen Spaziergängen zu begleiten.

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