mit dabei:
Andreas (Anderl), Philipp und Bernhard
Ein Wundertag, an dem man sich ob der möglichen Auswahl von lohnenden Tourenzielen wieder einmal hätte zerreißen müssen, hat uns nach etwa einem Jahr wieder in die Jassing geführt. Nebel und Minusgrade bei der Anfahrt hat die Bäume in Tragöß mit einer dicken Raureifschicht überzogen. Nach dem Kauf des Parktickets haben wir den Weg vorbei am Grünen See hinein in die Jassing dank Allradantrieb problemlos hinter uns gebracht und uns dort am Parkplatz bei minus 10 Grad zwischen einer großen Anzahl Gleichgesinnter in einer lebhaften Aufbruchsstimmung wiedergefunden.
Nach dem obligaten LVs Check ging es dann – anfangs zum Anwärmen etwas flotter – entlang der Russenstraße aufwärts. Nach der Querung des Sonnschienbachs sind wir nach rechts hinauf über den Schieder abgezweigt. Der stellenweise etwas glasigen Spur galt es an manchen Stellen im griffigen Schnee daneben auszuweichen.
Im Bereich des Lawinengangs sind wir schließlich aus dem Schatten in die Sonne gekommen und haben über die Nebelreste in der Jassing hinweg die Ausblicke in Richtung Hochturm und Griesmauer genossen. Danach ging es weiter hinauf in Richtung Sonnschienalm, die ihrem Namen wieder einmal alle Ehre gemacht hat.
Nach der kurzen Zwischenabfahrt sind wir dann entlang des obligaten Weges durch die Karstlandschaft in Richtung Kleiner Ebenstein angestiegen. Knapp unterhalb des kleinen Bruders unseres angestrebten Tourenziels hat eine aufkommende frische Brise die Schneeoberfläche trotz Sonneneinstrahlung und südseitiger Exposition nicht auffirnen lassen. Diese Tatsache hat hinsichtlich der späteren Abfahrtsroute noch ein Fragezeichen aufgeworfen.
Nach dem Überqueren der Hochfläche hin zum markanten Gipfelaufbau des Ebenstein ist der Wind aber wieder eingeschlafen. Die letzten Kehren hinauf bis zum Skidepot waren aber trotzdem so hart, dass ich lediglich für die drei letzten Spitzkehren noch meine Harscheisen montiert habe. Ganz rechts außen, wo sich die Exposition auf Südost dreht und der Wind keine Angriffsfläche hatte, war der Schnee allerdings schon gut aufgefirnt. Und außerdem sind zu diesem Zeitpunkt schon die ersten Skitourenkollegen auch ins Polsterkar abgefahren und haben ihre Spuren im Firn hinterlassen.
Damit war auch unser von Beginn an so geplanter Abfahrtsweg festgelegt. Zuvor wollten wir aber natürlich noch auf den Gipfel. Bernhard hatte mittlerweile den Kl. Ebenstein als seinen heutigen Tagesgipfel festgelegt und ist von dort entlang der Aufstiegsroute wieder auf die Sonnschienalm abgefahren. Wir haben – angesichts der heurigen guten Schneelage – so hoch oben wie selten zuvor unsere Skier deponiert und sind zum Gipfelkreuz aufgestiegen.
Von da sind wir dann weiter hinauf, vorbei an der ZAMG Wetterstation am Mittelgipfel, die uns mit den so wichtigen Wetterdaten versorgt, zum Hauptgipfel angestiegen. Der Blick zurück über die Nebelbänke in den Tälern bis hin zum Schöckl, dem Grazer Hausberg, am Horizont, hat uns immer wieder verweilen lassen. Am Gipfel haben wir uns bei Windstille gestärkt und die uneingeschränkte Rundumsicht genossen.
Danach ging es wieder zurück zum Gipfelkreuz am südlichen Rand des Gipfelplateaus und von dort vorsichtig hinunter zum Skidepot. Die Steigeisen waren zwar im Rucksack, durften wegen des guten Trittschnees aber drinnen bleiben. Am Skidepot wurden dann auch noch die Felle und die Harscheisen dazu gepackt und dann stand dem Highlight dieses Skitourentages nichts mehr im Wege.
Die Abfahrt über die Gipfelflanke war vom ersten Meter an ein Traum. Mit zunehmender Steilheit ist der gut gesetzte Schnee immer firniger geworden. Die steile Einfahrt hinein ins Polsterkar – ich habe 48 Grad Hangneigung gemessen, unterhalb von mir war es aber noch etwas steiler – war perfekt aufgefirnt.
Und auch noch die anfangs weiten Flächen und die abschließende Steilmulde hinunter bis zum Murmelboden haben perfekten Frühjahrsschnee für uns bereitgehalten. Auf jeden der 660 genussvoll abgebauten Höhenmeter haben wir nach der finalen Schussfahrt vom Murmelboden noch einmal zurück geschaut. Anschließend haben wir wieder die Felle aufgezogen.
Während der nächsten 20 Minuten sind wir – immer der Sonne entgegen – zur Sonnschienalm (nomen est omen) aufgestiegen. Bei der Sonnschienhütte wäre jetzt der optimale Zeitpunkt gewesen, auf der Sonnenterrasse einzukehren und den Durst zu löschen. Bernhard hat uns aber von weiter oben signalisiert, dass er am Beginn der Russenstraße auf uns warte.
Daher sind wir gleich auch noch die wenigen Höhenmeter quer über die Alm bis zu ihm angestiegen und haben dort die Felle abgezogen. Der Einkehrschwung wurde ins Tal verlegt. Mit der flotten Abfahrt immer entlang der Russenstraße – lediglich einmal haben wir eine Kehre mit einigen Schwüngen im konservierten Pulverschnee abgekürzt – sind wir der Einkehrstätte schon näher gerückt.
Vom Parkplatz in der Jassing, wo die Temperatur mittlerweile auch über den Gefrierpunkt drüber geklettert war, sind wir vorbei am Grünen See im Winterschlaf nach Tragöß gefahren. Dort, und das wird jetzt dem Heinrich gefallen, gab es dann nicht nur Flüssiges gegen den Durst, sondern auch bodenständige Nahrung gegen den mittlerweile doch schon recht großen Hunger. Ob Schnitzel mit Beilage und Salat oder Tellerfleisch mit Kartoffeln und Semmelkren, für jeden war was dabei.