mit dabei:
Hans Jörg
Mein „persönlicher Schneescout“ Gerhard hat mir berichtet, dass die Verhältnisse in der Lang Eibel Schlucht trotz hoher Tageserwärmung am Vortag sehr gut waren. Der Temperaturverlauf der Wetterstation am Ebenstein war nahezu ident mit der Nacht davor und mit aufziehender Schleierbewölkung sollte die Tageserwärmung geringer ausfallen als am Vortag. Daher sind wir trotz starken Föns eine Stunde früher als üblich über den Präbichl nach Wildalpen losgefahren. Am Ausgangspunkt der Tour beim Brunnsee hatte es um 7.15 Uhr bereits 13 Grad und ein warmes Lüfterl hat uns um die Ohren gepfiffen.
Mit aufgepackter Ausrüstung sind wir in das frühlingshafte Brunntal hinein geplattelt. Nach der Bachquerung ging es durch das ausgeaperte Schotterbett aufwärts. Später sind wir nach links hinaus auf den Steig abgezweigt. Während ich bei den ersten Schneefeldern wieder in den Graben abgestiegen bin, ist Hans Jörg am Steig geblieben. Und weil man wegen der steilen Wände so schnell nicht wieder in die Schlucht hineinwechseln kann, hat das zu unterschiedlichen Aufstiegswegen und dazu geführt, dass wir uns mehr als eine Stunde lang nicht gesehen haben.
Nach dem Überkraxeln einiger großer Steine neben rauschenden Wasserfällen habe ich bald angeschnallt und bin anfangs recht flott angestiegen. In der Steilstufe habe ich wegen des harten Untergrunds und einiger Schneemäuler die sonst nicht notwendigen Harscheisen montiert. Oberhalb dieser Passage habe ich dann eine Pause eingelegt und auf Hans Jörg gewartet. Der ist aber noch weiter oben in die Schlucht hinein gequert. Daher war dann wieder flottes Ansteigen angesagt, um ihn einzuholen.
Schließlich sind wir zusammen bis in den Fenstertrog aufgestiegen. Hier hat der nicht mehr ganz so warme Wind merklich an Kraft zugelegt. Bei unserem letzten Besuch in dieser Gegend haben wir den Gr. Griesstein bestiegen. Da heute die Schneeverhältnisse dafür ideal schienen, haben wir den weiteren Anstieg diesmal direkt in Richtung Ebenstein fortgesetzt.
Zuerst sind wir noch ein Stück in Richtung Polstersattel hinauf und haben dann unter dem Gipfelaufbau vom Ebenstein unsere Schier deponiert. Weil der Schnee so ideal war, sind die Steigeisen im Rucksack geblieben. Zuerst ging es in der Falllinie aufwärts, danach haben wir begonnen nach rechts in Richtung Gipfelrinne zu queren. Spätestens da haben wir es schon bereut, nicht auch die Schier mitgenommen zu haben; die Schneeverhältnisse wären auch für die Abfahrt ideal gewesen.
Auch das von unten erkennbare Maul unterhalb der Gipfelrinne stellte kein Problem dar, war es doch am Rand mit kompaktem Schnee gefüllt. Oberhalb davon ging es anfangs etwas steiler, danach unproblematisch hinauf in die Mulde und weiter auf den Gipfel. Der Wind war hier oben viel gnädiger als im Fenstertrog; während des Gipfelanstiegs hatten wir uns im windstillen Lee befunden.
Nach dem Genießen der Aussicht in alle Richtungen haben wir uns entlang des breiten Firngrats und weiter auf dem ausgeaperten Weg zum Gipfelkreuz am südlichsten Punkt des Dreiergipfels gemacht. Anschließend haben wir uns in der Mulde daneben ein windstilles Platzerl für die Gipfeljause gesucht. Derart gestärkt haben wir schließlich den Mittelpunkt des Dreigestirns bestiegen. Dort steht die Wetterstation der ZAMG, die uns den ganzen Winter über mit den verlässlichen Wetterdaten versorgt hat.
Danach ging es wieder abwärts in die Gipfelrinne und entlang unserer Aufstiegsspur zurück zum Schidepot. Nach dem Umrüsten für die Abfahrt sind wir gleich in der Falllinie in den Fenstertrog abgefahren. Vom ersten Meter an hat es unter unseren Latten gerauscht. Daran sollte sich bis zum endgültigen Abschnallen am Ende des letzten Schneefeldes in der Lang Eibel Schlucht nichts mehr ändern.
Auf halber Höhe sind wir in Richtung Aufstiegsspur nach Osten gequert und anschließend in die Lang Eibel Schlucht eingefahren. Die inzwischen aufgezogene leichte Bewölkung hatte – wie geplant – eine stärkere strahlungsbedingte Aufweichung der Schneedecke verhindert. Die Konsistenz war daher von oben bis unten gleichbleibend genial. Der kompakte Untergrund und die darüber sich schmierende dicke Firnschicht waren nach dieser langen Pulversaison ein nicht mehr gewohnter Genuss.
Im unteren Drittel galt es das Abfahrtstempo wegen vieler Steinbrocken auf der Schneedecke etwas zu zügeln. Danach sind wir wieder weiter gebraust und haben uns erst eingebremst, als direkt unter uns ein Wasserfall unter dem Lawinenschnee hervorgesprudelt ist.
Nach dem Abschnallen und kurzen Abklettern über einen Felsklotz ging es entlang weiterer Wasserfälle wieder auf Schiern talwärts. Beim Überstieg auf das letzte Schneefeld ist Hans Jörg bis zur Hüfte im aufgeweichten Schnee versunken, seine Schuhe sind aber gottlob trocken geblieben. Nach einigen weiteren Schwüngen haben wir schließlich am letzten Zipfel Schnee abgeschnallt und die Schier für den langen Weg zurück zum Ausgangspunkt der Tour aufgepackt.
Vorbei an blühenden Frühlingsboten wie Schneerosen, Seidelbast, Leberblümchen und Himmelschlüssel sind wir entlang des Steiges und danach im Schotterbett abgestiegen. Nach der Bachquerung ging es hinauf zum Forstweg. Diesem sind wir dann etwas mehr als 4 km zurück zum Brunnsee gefolgt und haben uns an der Schönheit der Natur in diesem herrlichen Talschluss delektiert. 7 ¾ Stunden nach unserem Aufbruch waren wir wieder am Ausgangspunkt der Tour.
Nach dem Verstauen der Ausrüstung haben wir unsere motorisierte Hochschwabumrundung fortgesetzt und sind Salza aufwärts gefahren. Vorbei ging es an der Kläfferquelle, aus der im Frühjahr und nach starken Regenfällen bis zu 10.000 Liter pro Sekunde, das sind bis zu 860 Millionen Liter pro Tag, heraussprudeln. Bis zu 217 Millionen davon werden über die Hochquellenleitung in 36 Stunden nach Wien geleitet. Dabei überwindet das Wasser einen Höhenunterschied von 360 Metern.
Wasser kann zwar den Durst stillen, nicht aber den Hunger. Daher sind wir in Greith eingekehrt und haben im Gastgarten des Gasthauses Leitner, umgeben von vielen Bikern und ihren heißen Öfen erst einmal den Durst mit Radler gestillt. Den Heinrich wird freuen, dass eine gehaltvolle Fleischstrudelsuppe nicht die einzig feste Nahrung an diesem Nachmittag geblieben ist. Eine ausgezeichnet schmeckende Forelle aus eigener Zucht als Hauptgang erschien mir in dieser wasserreichen Gegend absolut passend. Hans Jörg hat sich für das Tagesmenu bestehend aus Bärlauchschaumsuppe, faschiertem Braten und einem Kirschkuchen als Nachtisch entschieden.
Da es gegen Ende einer tollen Tourensaison auch immer einmal angebracht ist, „Danke!“ zu sagen, haben wir noch einen Abstecher zur Magna Mater Austriae nach Mariazell gemacht und erst danach die Hochschwabumrundung mit der Heimfahrt beendet.