mit dabei:
Murmeltiere, Gämse. Kreuzotter, …
Ein Blick in die Webcam vom Polster am Präbichl am Vortag hat mich davon überzeugt, dass trotz der frühlingshaften Bedingungen die Verhältnisse am Reichenstein und am Grüblzinken immer noch sehr gut sein müssten.
Die rote Line zeigt die Aufstiegsroute über die NO Rinne am 5.4. und am 1.5.
Die gelbe Linie zeigt den letzten Teil der Aufstiegsroute auf den Grüblzinken und die Abfahrtsroute zurück zum Präbichl am 5.4.
Die blaue Linie zeigt den letzten Teil der Aufstiegsroute auf den Grüblzinken und die Abfahrtsroute zurück zum Präbichl am 1.5. (mit Orientierungsproblem vor der Einfahrt in die Rinne)
Die südostseitige Abfahrtsroute vom Reichenstein über die Rote Rinne ins Krumpenkar und der Wiederanstieg in den Sattel zwischen Vordernberger Zinken und Grüblzinken ist auf dem Bild nicht zu sehen.
Wieder einmal habe ich daher die Nachtruhe verkürzt und bin schon sehr früh in Graz losgefahren. Bereits vor 6.00 Uhr habe ich dann beim Präbichlerhof meinen Aufstieg mit geschulterten Skiern begonnen. Die sind dann bis knapp nach der Bergstation auch noch auf den Schultern geblieben.
Ab da ging es dann in der Morgenstimmung hinauf über den ersten Aufschwung zum Holzlagerplatz und danach weiter hinauf zum oberen Grüblboden. Die dicke Nebelsuppe hat den Blick auf das erste Tourenziel verwehrt und der weitere Aufstiegsweg war nicht erkennbar. Aber bei vielen Anstiegen auf derselben Route hatten sich bei mir die Geländemerkmale des weiteren Anstiegsweges eingeprägt, das Weitergehen war daher kein Problem.
Immer wieder führten dabei kurze Passagen auch über ausgeaperte Flächen. Auf den Schneeflächen waren deutlich die Einschläge von Hagelkörnern vom nächtlichen Gewitter zu erkennen. Sehr früh schon habe ich dann die Skier gegen die Steigeisen getauscht. Der Nebel ist dann aber so dicht geworden, dass ich trotz vermeintlich guter Geländekenntnis zu tief nach links gequert bin. Ein markanter Felsen, der mich vor Jahren bei ähnlichen Verhältnissen schon einmal auf die richtige Fährte zurückgeführt hatte, hat mich auch diesmal gerettet.
In einer etwas direkteren Linie bin ich daher von unten zur NO Rinne angestiegen. In der Rinne selbst hatten sich die Hagelschlossen aus dem Steilgelände darüber gesammelt. Stellenweise bin ich beim Schlagen von Trittstufen sehr tief in den eisigen Schlossen eingesunken. Die Verhältnisse in der Rinne, auch in der Engstelle und im oberen Abschnitt wären aber auch für eine Abfahrt ideal, und ich meine sogar besser gewesen als bei meiner Abfahrt vor zwei Jahren.
In der Engstelle ist kurz einmal fast die Sonne durchgekommen, nach oben hin war aber wieder alles zu. Erst ab dem Ausstieg aus der Rinne habe ich mich im Bereich der Nebelobergrenze bewegt. Bis zum Gipfel hat mir ab da immer wieder einmal die Sonne ins Gesicht gelacht, im nächsten Augenblick war sie auch schon wieder weg. Nach einer Aufstiegszeit von 2 Std 10 min war ich am Gipfel.
Kurzzeitig hat die Wolkendecke komplett aufgerissen. Auf der Nebeldecke unterhalb von mir hat sich mein Schatten als Brockengespenst abgebildet (Beschreibung des Phänomens siehe Tour v. 5.2.2008 – Griesmoarkogel). Ohne längere Pause bin ich gleich wieder vom Gipfel abgestiegen und in den Nebel eingetaucht. An der Reichensteinhütte vorbei ging es hinüber zur Einfahrt in die Rote Rinne.
Während des Umrüstens für die Abfahrt habe ich mich kurz gestärkt. Und weil mit einer wesentlichen Verbesserung der Sichtverhältnisse nicht zu rechnen war, bin ich gleich in die Rinne eingefahren. Auch hier hatte der nächtliche Hagel für eine „Kugellager-Auflage“ gesorgt. Diese ist auf der ca. 45 Grad steilen Flanke gleichzeitig mit mir talwärts gerauscht.
Vor der Engstelle habe ich den Schwall vorbei gelassen und danach die Schleifrinne gequert. Am Weg weiter hinunter ins Kar ist die Sicht immer besser geworden. Viele Steine, die breit gestreut den Schnee bedeckt haben, waren für das eine oder andere Nebengeräusch verantwortlich. Das durch die bessere Sicht gesteigerte Abfahrtsvergnügen hat dies nicht gestört und meinen Geröllskiern konnten diese Berührungen keinen größeren Schaden zufügen.
In den Schleifbahnen des Lawinenschnees war die Unterlage kompakt und hart, daneben aufgeweicht aber nicht tief. Sehr flott – mit einer Unterbrechung, um eine den Lawinenkegel querende Gämse zu beobachten – bin ich hinunter gebraust und habe bereits vor 9.00 Uhr die erste Abfahrt des Tages beendet.
Die Skier kamen wieder auf den Rucksack, auf die Steigeisen konnte ich angesichts der ausgeaperten Flanke hinauf in den Sattel zwischen Vordernberger Zinken und Grüblzinken und der hohen Außentemperatur getrost verzichten und sie im Rucksack belassen.
Die hohe Temperatur hat dann auch für eine nicht erwartete Begegnung mit einer Kreuzotter geführt. Dass die in aller Früh an einem Westhang schon so putzmunter unterwegs war, war für mich doch überraschend.
Vom Sattel ging es schließlich weiter hinauf auf den Grüblzinken, den ich nach einer weiteren Aufstiegszeit von knapp 40 Minuten erreicht habe. Der Schlund im Gipfelbereich ist mittlerweile auch teilweise ausgeapert und daher als Gefahrenstelle eindeutig zu erkennen.
Nicht zu erkennen war in der Staubewölkung mein weiterer Weg in Richtung Einfahrt zur Rinne. Im Nebel bin ich ein Stück zu weit nach Nordwesten abgestiegen. Am ersten größeren Schneefeld habe ich angeschnallt und nach einer kurzen rauschenden Abfahrt erkennen müssen, dass dieses im Nirwana endet. Dort wo das nach unten hin steiler werdende Schneefeld zu Ende war, ist das Gelände schneefrei und felsig abgebrochen.
Die besser werdende Sicht nutzend habe ich daher abgeschnallt und bin quer über das Schneefeld und danach weiter in derselben Richtung nach oben gestapft. In der Mitte der breiten Wechte oberhalb der Einfahrt zur Rinne bin ich dann auf die richtige Abfahrtsroute getroffen. Ich hatte mir bei meinem Webcam Routenstudium am Vorabend eine Abfahrtslinie von ganz oben in der direkten Linie ausgerechnet. Über die Wechte habe ich aber nicht in die Flanke hinein gesehen. Daher bin ich ganz nach oben gestapft, wo die Wechte schmäler und bereits abgebrochen war.
Dort habe ich leider feststellen müssen, dass es von ganz oben kein durchgehendes Schneeband mehr hinunter zur Rinne gab. Im Mittelteil war ein Streifen bereits ausgeapert. Den ganzen Weg neben der Wechte wieder zu Fuß absteigen wollte ich keinesfalls. Daher habe ich mich entschlossen, auf der Wechte bis zu jenem Punkt abzufahren, wo sie oberhalb der Flanke etwas gesetzt war.
An dieser Stelle bin ich dann über die nicht mehr so hohe Stufe in den Hang hineingefahren. Mit einigen schnellen und langen Schwüngen habe ich erst einmal den oberflächlichen Lockerschnee mit der Hagelauflage in Bewegung versetzt und mich danach in eine geschützte Position gestellt.
Sehr viel an gelöstem Material ist in der Folge an mir vorbei gerauscht. Danach habe ich die Seite über den geputzten Hang wieder gewechselt und bin dem neben mir dahinfließenden Schneefluss wieder vorgefahren. Die Rinne hat bis hinunter viel Platz für herrliche Schwünge auf einer kompakten Unterlage geboten.
Bis ins Grübl war kein einziger Schwung dabei, der mich nicht hat jubeln lassen. Viel zu schnell war das Vergnügen vorüber. Vorbei an der Bergstation des Sessellifts ging es dann entlang der Piste mit dem um diese Jahreszeit obligaten „Schneefleckerl hupfen“ abwärts.
Am letzten Zipfel Schnee habe ich dann endgültig abgeschnallt und 3 Minuten später mit geschulterten Skiern den Ausgangspunkt der Tour wieder erreicht. Da war es trotz der Orientierungsprobleme unterwegs gerade einmal 10.50 Uhr. Dass es zu so früher Stunde definitiv noch zu früh für einen Einkehrschwung war, wird den Heinrich nicht fröhlich stimmen. Aber ich gehe davon aus, dass sich seine Miene gleich wieder zum Besseren wenden wird, wenn ich ihm verrate, dass wir am Nachmittag die heurige Grillsaison eröffnet haben.