mit dabei:
Philipp
Wenn der Frühling ins Land zieht, dann stellt sich wegen des Tagesgangs der Lawinengefahr mitunter die Frage, ob es sich überhaupt auszahlt, vor der Tour ins Bett zu gehen. So war es auch heute. Nach stark verkürzter Nachtruhe sind Philipp und ich bei Tagesanbruch bei der Bergstation des Schlepplifts auf der Passhöhe am Präbichl gestartet. Schon nach wenigen Metern haben wir angeschnallt.
Vorbei am Präbichlhof ging es aufwärts ins Grübl und weiter über den ersten Aufschwung hinauf zum Holzlagerplatz der Reichensteinhütte. Danach sind wir mit der Morgensonne im Rücken noch über die nächste Geländestufe angestiegen und haben uns vom oberen Grüblboden einen Überblick über die Verhältnisse in der NO-Rinne verschafft.
Etwas weiter als bei vielen vorherigen Besteigungen sind wir auf Skiern in Richtung Rinne aufgestiegen. Die in Folge fehlender Abstrahlung weiche Schneedecke hat dies sehr begünstigt. Vor dem Hineinqueren in die Rinne haben wir, obwohl es auch auf Skiern noch ein Stück gegangen wäre, diese aber doch aufgepackt und auch gleich die Steigeisen montiert.
Wie wichtig es war, auch gleich den Helm aufzusetzen habe ich 100 m weiter oben gemerkt, als ein faustgroßer Stein haarscharf an meinem Kopf vorbeigepfiffen ist. Im weiterhin sehr weichen Schnee bin ich vorausgestapft. Alte Trittstufen haben sich als nicht stabiler als der Schnee daneben herausgestellt und daher habe ich schließlich eine neue Trittspur durch die Rinne hinauf gezogen.
In der Engstelle war der Schnee dann als Folge von Abfahrten in der letzten Woche, bei denen die Rinne etwas ausgeputzt worden war, etwas härter. Heuer ist diese Stelle noch ziemlich breit mit Schnee gefüllt. Bei meiner Abfahrt vor 2 Jahren bin ich vorne und hinten mit den Skienden bei den Felsen angestanden.
Nach dem Ausstieg aus der Rinne ging es dann über die ausgeaperte Westflanke und zum Schluss am Grat hinauf zum Gipfel. Diesen haben wir nach einer Aufstiegszeit von knapp 2 ½ Stunden erreicht. Ohne Stapfen wäre es sicher noch um einiges schneller gegangen.
Am Gipfel haben wir uns keine längere Pause gegönnt, sondern sind nach einem kurzen Blick in die Rote Rinne gleich wieder in Richtung Reichensteinhütte abgestiegen. Philipp ist auf dem Weg dorthin ganz fürchterlich in der Schneedecke eingebrochen und hat mit einer Zacke eines Steigeisens den Oberschenkel des anderen Beins „markiert“.
Deswegen hat er noch einmal kurz angeschnallt und ist mir an der Reichensteinhütte vorbei zu jenem Punkt etwas südwestlich davon gefolgt, wo man in die Rote Rinne einfährt. Dort hat er dann auch endlich die schon unterhalb der NO Rinne – knapp nach dem Frühstück – eingeforderte Jausenpause machen „dürfen“. Gleichzeitig wurde aber auch schon für die Abfahrt umgerüstet und bereits um 09.25 Uhr sind wir in die Rote Rinne eingefahren.
Der Schnee in der Rinne war zwar weich, aber gut fahrbar. Ab der Engstelle hatte sich wegen eines Felsausbruchs viel lockeres Gestein in den Schnee gelegt. Das eine oder andere Nebengeräusch war daher nicht vermeidbar. Von oben ist unüberhörbar auch noch Nachschub dazu gekommen.
Entsprechend schnell haben wir daher diesen Bereich passiert und sind weiter in der Falllinie abgefahren. Am kompaktesten war der Schnee auf dem Lawinenkegel. Dieser hat allerdings den Nachteil, nicht unbedingt glatt zu sein. Wir haben aber eine ganz gute Linie gefunden und am tiefsten Punkt unter der Roten Rinne im Kar, das vom Krumpensee zum Rottörl hinaufzieht, abgeschwungen.
Die Skier durften gleich wieder auf den Rucksäcken Platz nehmen. Dann ging es in der direkten Linie hinauf in den Sattel zwischen Vordernberger Zinken und Grüblzinken. Der ausgeaperte und nicht mehr gefrorene Grasboden hat sich dabei als eindeutig bessere Unterlage gegenüber den brüchigen Schneefeldern heraus kristallisiert.
Vom Sattel sind wir entlang des Grats gleich weiter auf den Grüblzinken aufgestiegen. Ein Rudel Gämsen im Steilgelände oberhalb des Grete Klinger Steigs hat uns vorgeführt, wie leichtfüßig die Bewegung im Steilgelände sein kann. Aber die ernähren sich ja auch nur von Berggräsern und nicht von Schinkensemmeln und Schokoriegeln, so wie wir.
Nach einer Aufstiegszeit von einer knappen Stunde haben wir auch den zweiten Tagesgipfel erreicht. Der erste hatte sich mittlerweile zeitweise im Nebel versteckt. Und bevor auch der Grüblzinken Gelegenheit haben könnte, sich an diesem Versteckspiel zu beteiligen, haben wir abermals schnell umgerüstet und sind in der direkten Linie ins Grübl abgefahren. Anfangs haben wir noch einen Linksbogen eingebaut um nicht im – zugewehten – Schlund im Gipfelbereich zu verschwinden.
Der Schnee war an der Nordseite etwas kompakter als in der Roten Rinne. Nichts desto trotz haben wir auf der von uns befahrenen Linie ziemlich viel Lockerschnee in Bewegung versetzt. Eine Eisschicht bzw. der gefrorene Grasboden darunter haben als perfekte Gleitschicht fungiert.
Weiter hinunter ins Grübl ist die Schneedecke immer kompakter geworden. Unter einem Felsvorsprung haben wir zuletzt etwas steiler und teilweise durch Erlenstauden in Richtung zur Bergstation des Sessellifts nach links hinüber gequert.
Dadurch konnten wir dann ohne weitere Gegensteigung auf der Piste bis zum Ausgangspunkt der Tour abfahren. Auf der Bahntrasse haben wir schließlich abgeschnallt und in wenigen Schritten entlang der Geleise unseren Ausgangspunkt beim Schlepplift schon vor ½ 12 Uhr wieder erreicht.
Trotz des frühen Endes der Tour sind wir, und das wird den Heinrich freuen, in Vordernberg eingekehrt. Philipp hat sich für ein Kalbsschnitzel mit Reis, Preiselbeeren und einem Salat entschieden. Mich haben die Spargelcremesuppe und danach ein gebratenes Kotelette mit Bratkartoffeln angelacht. Der auf der Speisekarte extra angepriesene Knoblauch wurde unübersehbar auch in großer Menge mit der Sauce serviert und hat nicht nur dem Fleisch, sondern auch der nachmittäglichen Gartenarbeit Würze verliehen.