Frauenmauer H(o)E(h)LI-Skiing

mit dabei:
Christoph

H(o)E(H)LI Skiing beim Ostprtal
H(o)E(H)LI Skiing beim Ostprtal
Weil am Nachmittag eine Einladung zu einer Geburtstagsfeier unbedingt wahrgenommen werden musste, war die Tourenplanung vom Gedanken geprägt, einen möglichst kurzen Anfahrtsweg zu haben, zudem kurze Wege und nicht allzu viele Höhenmeter auf der Tour. Und weil überdies noch ein Föhnsturm mit Saharastaub prognostiziert war, ist die Entscheidung auf die Frauenmauer gefallen. Die hat den Vorteil, dass sie einerseits nicht so hoch und daher im Windschatten der Griesmauer gelegen ist und zusätzlich haben wir einen Teil der Tour „Unter Tag“ verlegen können ;-))

Frauenmauerhöhle
Frauenmauerhöhle
Und gerade die letzte etwas unbedachte Überlegung ist eine, die durch die Rückmeldung eines Naturliebhabers zum Nachdenken anregen sollte. Es muss sicher nicht sein, dass man Skitouren in Höhlen verlegt und dabei allenfalls den Winterschlaf von Fledermäusen stört. Die Frauenmauerhöhle mit ihrem Wegerecht hat da natürlich eine Sonderstellung und wird ganzjährig – auch zur Winterszeit – nicht nur von Skitourengehern rege besucht. Da bleibt zu hoffen, dass sich die sehr gescheiten Fledermäuse nicht unbedingt in der 644 m langen Direktverbindung zwischen den Höhlenportalen, in der zur Sommerszeit Massenverkehr herrscht und sogar Sofas von Partys übrig bleiben, niederlassen, sondern im Rest des auf über 30 km verzweigten Höhlensystems der Frauenmauer–Langsteinhöhle ein ruhigeres Eck gesucht und dieses auch gefunden haben.

Aufstieg auf der Gsollalm mit Blick zur Frauenmauer
Aufstieg auf der Gsollalm mit Blick zur Frauenmauer
In der Gsollkehre ging es nach der vergleichsweise kurzen Anfahrt mit einer kurzen Zeitverzögerung, weil Chris sich nicht vom Kopfpolster trennen wollte, mit dem Blick zurück auf die schon in der Sonne stehenden Eisenerzer Parade–Skiberge Stadelstein und Schwarzenstein los. Entlang des anfangs geräumten Forstweges sind wir durch den Gsollgraben angestiegen. Bei der Gsollalm haben wir den ursprünglichen Plan, über den Neuwaldeggsattel anzusteigen, verworfen und uns für den weiteren Anstieg über das Bärenloch entschieden.

Sich aufsteilender Zustieg zum Bärenloch
Sich aufsteilender Zustieg zum Bärenloch
Im heurigen schneearmen Winter hat nämlich der Blick in die im oberen Bereich ausgeaperte Flanke die Hoffnung genährt, dass auch die Seilversicherungen entlang des kurzen Klettersteigs halbwegs frei sein sollten. Im Talschluss steilt sich der Zustieg in Richtung Westportal der Frauenmauerhöhle bzw. weiter links davon zum angepeilten Klettersteig ordentlich auf.

Tiefblick über den steilen Zustieg
Tiefblick über den steilen Zustieg
Chris hatte zwar spätabends seinen Rucksack gepackt, sich beim Griff zu den Harscheisen aber für das falsche Paar entschieden. So hatte er beim Weggehen schon das falsche Harscheisen zum richtigen Ski – oder umgekehrt – im Auto zurück gelassen. Nichts desto trotz ist er mir sehr hurtig in vielen Kehren in die Höhe voran geeilt. Auf dem griffigen Harschdeckel hat der Ski sehr gut gehalten und auch ich habe meine Harscheisen im Rucksack gelassen.

Zustieg zum Klettersteig vorbei an einer weiteren schwarzen Höhlenöffnung
Zustieg zum Klettersteig vorbei an einer weiteren schwarzen Höhlenöffnung
Etwa 80 m unter der Einstiegsleiter zum Klettersteig haben wir eine kleine, durch Rutschung entstandene, kompakte Schneeterrasse dazu genutzt, die Steigeisen zu montieren, die Helme aufzusetzen und die Skier aufzupacken. Danach ging es weiter hinauf in Richtung Wand und über die Leiter aufwärts.

Stahlseile tw. verborgen im Ausstiegsbereich
Stahlseile tw. verborgen im Ausstiegsbereich
Der schmale Weg durch die Wand war sehr gut gangbar und beide Drahtseile waren frei. Lediglich im Ausstiegsbereich waren die Seile unter dem Schnee verborgen, durch sehr guten Trittfirn hat sich aber auch diese Passage als vollkommen unproblematisch erwiesen. Danach kamen die Steigeisen wieder in die Rucksäcke und der Skianstieg konnte weitergehen. Über gleichmäßig geneigtes Gelände ging es hinauf auf den Bärenlochsattel.

Die letzten Meter zum Gipfel
Die letzten Meter zum Gipfel
Ab da folgte dann der – einzig mögliche – nordseitige Skianstieg auf den Gipfel der Frauenmauer. Der feste Harschdeckel war stellenweise mit einer wegbrechenden Triebschneeschicht bedeckt. Chris hat auch über diese Stellen spielerisch drüber gezaubert, ich habe mir zur Sicherheit die Harscheisen draufgesteckt. Obwohl wir den Anstieg jetzt wegen der sich auftuenden Blicke in alle Richtungen des Öfteren zum Staunen und Schauen unterbrachen, haben wir ziemlich exakt 3 Stunden nach unserem Aufbruch – mit dem zweimaligen Umrüsten vor und nach dem Klettersteig – direkt neben dem kleinen Gipfelkreuz abgeschnallt.

Selfie am Gipfel der Frauenmauer
Selfie am Gipfel der Frauenmauer
Obwohl schon lange vorher die Föhnwolken über die Griesmauer hinweg gefegt sind, waren wir bis dahin so gut wie windstill unterwegs. Am Gipfel hat jetzt erstmals ein frisches Lüfterl geblasen. 30 m weiter unten haben wir aber im Windschatten wieder vollkommen ruhig unsere ausgiebige Gipfelrast mit dem Blick nach Osten zum Hochschwabmassiv genießen können.

Abfahrt von der Frauenmauer zum Bärenlochsattel
Abfahrt von der Frauenmauer zum Bärenlochsattel
Nach der Jause wurde umgerüstet und auf dem kompakten Untergrund ging es wieder abwärts in Richtung Bärenlochsattel. Jetzt sind wir aber nach rechts weiter hinunter abgefahren. Mit dem Wechsel der Hangexposition auf Südost bzw. Ost hat sich auch die Schneequalität schlagartig verändert. Der oberflächlich aufgeweichte Schnee war zwar auch gut fahrbar, hat aber etwas mehr Kraft erfordert. Und der weggeschobene Schnee ist auf dem glatten Untergrund in kleinen Rutschen abgegangen. Das zu Beginn der folgenden ostseitigen Querung nicht ganz flache Gelände hat dazu aber auch das Seinige beigetragen.

Pause unter dem schützenden Überhang
Pause unter dem schützenden Überhang
Mit Hilfe der Karte und des Navigationsgerätes haben wir in etwa die Lage des aus der Froschperspektive nicht sichtbaren Tunnelportals am Fuße der Ostwand ermittelt und sind – mit jetzt wieder aufgepackten Skiern – dorthin nach oben gestapft. Mit einer exakten Punktlandung haben wir sodann auf den vor Steinschlag geschützten Bänken unter dem Tunnelportal die Stirnlampen montiert.

The needle
The needle
Danach ging es in die 644 m lange Durchgangshöhle, die Teil eines 32 km langen und 600 m tiefen Höhlensystems ist. Auf unserer Erstbegehung dieser imposanten Höhle sind wir sodann immer an beeindruckenden Eisskulpturen vorbei gekommen. Noch im oberen Höhlendrittel sind wir den in der Gegenrichtung aufsteigenden Bergkollegen Hermann, Bernhard, Roli und Harry aus Graz begegnet. Durch große Hallen, die wir ohne professionellen Führer an unserer Seite nicht benennen konnten, die aber klingende Namen wie Kirche, Dom oder Kreuzhalle tragen, sind wir, abgesehen von kleinen Gegensteigungen, immer abwärts gestiegen. Die Elisabethhalle dürfte die Eingangshalle an der Westseite sein, wo die Gedenktafel an den Besuch der Kaiserin Sissi im Jahr 1885 angebracht ist.

Gedenkkreuz beim sog. Umgang
Gedenkkreuz beim sog. Umgang
Beim Gedenkkreuz am sogenannten Umgang wird man an die schaurige Geschichte der in der Höhle verbliebenen drei Studenten erinnert, die, nachdem ihnen das Licht ausgegangen war, in der Meinung sich an der Wand entlang zum Ausgang vorzutasten, immer um ein und denselben Felspfeiler mit einem Umfang von ca. 50 m herumgegangen waren.

Klamm – jetzt wird’s richtig eng
Klamm – jetzt wird’s richtig eng
Licht hatten wir zum Glück ausreichend (und in Reserve noch mehr) mit. Dieses hat nicht nur unseren Weg, sondern vor allem auch die um diese Jahreszeit stellenweise sehr eisige Umgebung ausgeleuchtet. Manche Wegpassagen waren durch spiegelglattes Wassereis etwas schwierig zu begehen, manche Stellen haben wir daher auch durch Kraxeln über trockenen Fels umschifft. Das geht aber mit den langen Latten am Rucksack nicht immer ganz leicht, zumal man in den engeren Passagen der Höhle gleich einmal irgendwo aneckt.

Wieder Tageslicht beim Westportal
Wieder Tageslicht beim Westportal
Spätestens im Bereich der Klamm, der engsten Stelle des Durchgangs, musste der Rucksack dann aber samt den draufgepackten Skiern sowieso vom Rücken, denn ein Durchgang ist dort auch schon für korpulente Personen nicht mehr ganz unproblematisch. Aber bald darauf und nach dem vorsichtigen Überschreiten einer weiteren Wassereispassage waren wir dann auch schon durch und haben durch das Westportal wieder Tageslicht gesehen. In der Gegenrichtung war in diesem Bereich noch eine weitere – beratungsresistente – Gruppe auf Abwegen unterwegs. 50 Minuten haben wir uns für diesen grandiosen Abstieg über ca. 100 Hm in Form einer Bergdurchquerung Zeit genommen. Nach dem flotten Abstieg vom Tunnelportal über die Treppe haben wir am Jllmeierplatzl unter dem vor Steinschlag schützenden Überhang zuerst einmal die Lampen abgenommen und danach mit der Szenerie der Eisenerzer Alpen vor uns das soeben Erlebte nachwirken lassen.

Unübersehbare Steinschlagspuren beim Abstieg an den Wandfuß
Unübersehbare Steinschlagspuren beim Abstieg an den Wandfuß
Bevor wir am Wandfuß die Skier wieder anschnallen konnten mussten wir erst einmal dorthin absteigen. Und das deformierte Geländer der hinabführenden Treppe zeigte ebenso wie die vielen herumliegenden Gesteinsbrocken von teilweise imposantem Ausmaß die Gefährlichkeit dieser Passage. Um möglichst schnell aus dem Beschussbereich unter der Wand wegzukommen, hatten wir schon vor dem Abstieg die Schuhe auf Abfahrtsstellung getrimmt.

Abfahrt unter dem Westportal
Abfahrt unter dem Westportal
Nicht mehr Zeit als für das Anschnallen nötig war haben wir noch am Wandfuß verbracht und sind sofort in der Falllinie abgefahren. In der Folge mussten wir zwischen Bäumen und Felsbrocken eine halbwegs durchgehende Abfahrtslinie suchen. Mit den Geröllskiern an den Beinen war dies aber kein Problem. Direkt unter der Wand hätte es ein durchgehendes Schneeband halbrechts hinunter zu unserer Aufstiegslinie gegeben, dort wären wir aber noch länger einem möglichen Steinbeschuss von oben ausgesetzt gewesen. Und das wollten wir vermeiden.

Abfahrt zur Gsollalm
Abfahrt zur Gsollalm
Auf der weiteren Abfahrt hinunter zur Gsollalm haben wir mehrere Personen zu Fuß auf dem Weg zur Höhle getroffen. Die Ersteren waren offensichtlich mit den Verhältnissen in der Höhle gut vertraut und entsprechend ausgerüstet, ein ungarisches Pärchen hatte allerdings nicht einmal Taschenlampen dabei und wollte eh nur den Höhleneingang besuchen. Wir haben sie, da sie auch keine Helme mit hatten, zumindest vor dem möglichen Steinschlag im Bereich des Höhlenportals eindringlich gewarnt.

Bachsaiblingsfilet auf Krenpüree und Gemüse
Bachsaiblingsfilet auf Krenpüree und Gemüse
Vorbei an der Alm ging es dann zurück zum Ausgangspunkt der Tour, wo wir direkt neben dem Auto abgeschwungen haben. Auch die vier Grazer Bergkameraden, die nach dem Durchschreiten der Höhle zum Neuwaldeggsattel weitergegangen und von dort wieder abgefahren waren, haben wir wieder getroffen. Die Ausrüstung wurde im Auto verstaut und zurück über den Präbichl ging es vorweg einmal zum ersten Einkehrschwung des Tages. Weil das gastliche Haus in Traboch gerade Fischwochen hat, gibt es für den Heinrich diesmal keinen Schweinsbraten von mir, sondern ein Bachsaiblingsfilet auf Krenpüree mit Gemüse.

Gisela und Jubilar Andreas
Gisela und Jubilar Andreas
Zu Hause in Graz gab es nur einen ganz kurzen Zwischenstopp für die Körperpflege und dann sind Brigitte und ich schon wieder im Auto gesessen und pünktlich zum Beginn der Überraschungsparty für Andreas zum Geburtstag, zu der Gisela uns geladen hatte, haben wir am Schererkogel bei Gamlitz aufgeschlagen. Dort haben sich die Tische dann gebogen. Der Heinrich hätte seine wahre Freude daran gehabt. Der delikate Wein des ausgezeichneten, aber leider von der Menge her beschränkten 2016er Jahrgangs dazu, Herz, was willst du mehr. Wir alle haben zusammen mit dem Jubilar ordentlich zugeschlagen. Und dass ich nach dem frühen Tagesstart um 22.00 Uhr abends noch das Tanzbein geschwungen habe, ist wohl auch nur dem durch übermäßige Zufuhr von ausgezeichnetem Süßkram aus Helgas Backstube erzeugten Energieschub zuzuschreiben.
Danke für die Einladung und dem Andreas auch an dieser Stelle von uns noch einmal „Alles Gute!“

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