mit dabei:
Hans Jörg, Christoph und Philipp
In einem schneearmen Winter wie diesem ist es schon einmal erlaubt, sich nach besonderen Zielen oder – wie in diesem Fall – nach einem besonderen Weg zu einem altbekannten Ziel umzusehen. Die markante Rinne an der Nordseite als Zustieg zum G. Grießstein hat sich als ein solch besonderer Weg aufgedrängt.
Direkt neben dem beim Eberl im Triebental eingeparkten Auto haben wir angeschnallt und unseren Anstieg begonnen. Wenige Minuten später haben wir, weil wir nicht den schneebedeckten außen herum laufenden Forstwegen, sondern dem markierten Sommerweg zum Eberlsee gefolgt sind, auch schon wieder abgeschnallt und den Aufstieg im teilweise aperen Wald mit aufgepackten Skiern fortgesetzt.
Im steilen Wald hat uns Chris dann lautstark mitgeteilt, wie sehr diese Tour nach seinem Geschmack sei. Er mag es, wenn es von Beginn an gleich ordentlich „zur Sache“ geht und nicht lange und flache Transferpassagen zurückgelegt werden müssen.
Erst kurz vor dem Erreichen des Eberlsees, dort wo das Gelände flacher wird, haben wir wieder angeschnallt. Unmittelbar vor dem See haben wir erstmals die Rinne in voller Länge vor uns gesehen. Um den See herum ging es nach einer kurzen Abfahrt und danach hat der Zustieg zur Rinne begonnen.
Auf Skiern sind wir noch bis knapp vor dem Punkt, wo links eine zweite schmale Rinne abzweigt, aufgestiegen. Dort sind die Latten wieder auf die Rucksäcke und gleichzeitig auch schon die Steigeisen an die Schuhe gekommen.
Hans Jörg hat zu Beginn die Stufen in den stellenweise harten Harschdeckel geschlagen. Danach hat Philipp diesen Job übernommen und ihn bis zum Gipfel nicht mehr abgegeben. Unaufhörlich haben wir trotz vieler Fotostopps an Höhe gewonnen. Die sich dabei auftuenden Tiefblicke haben immer wieder Stopps eingefordert.
Vom kleinen Sattel am oberen Ende der Rinne sind wir nach rechts in den oberen Bereich des Eberlkars hinein gequert. Über eine sich nach oben hin aufsteilende Flanke sind wir schließlich in Richtung Ostgrat angestiegen und haben knapp unterhalb des Grats unsere Skidepots errichtet. Am Grat haben wir dann einmal von oben in die SO Rinne angeschaut, die bei den augenblicklichen Verhältnissen sicher auch sehr gut begeh- und befahrbar ist.
Danach ging es am Grat, der stellenweise etwas überwechtet ist, hinauf in Richtung Gipfel. Die Tiefblicke, jetzt auch nach Süden, haben immer wieder zum Verweilen und Schauen eingeladen. Nach einer Aufstiegszeit von knapp über 4 Stunden habe ich schließlich als Letzter der Gruppe den Gipfel erreicht.
Zu diesem Zeitpunkt hat auch die Sonne ihr Versteck hinter den Wolken verlassen und uns während des Gipfelaufenthalts bei Windstille gewärmt. Der Tiefblick zum Eberlsee und weiter hinunter bis zum Ausgangspunkt der Tour beim gleichnamigen Bauernhof im Triebental hat uns vor Augen geführt, welchen Höhenunterschied wir auf relativ kurzer Wegstrecke bei unserem Aufstieg überwunden haben.
Nach der Gipfeljause – und Hans Jörgs Rauchopfer – ging es entlang des Grats wieder zurück in Richtung Skidepot. In den ausgesetzten Passagen über dem Steilgelände auf beiden Seiten des Grats sind – vor allem im Abstieg – die Schritte mit Bedacht zu setzten und erfordern daher etwas an Zeit.
Noch am Grat haben wir einen Winterwanderer mit aufgepackten Schneeschuhen getroffen. Dieser hat uns erzählt, dass er außer uns auf dieser Route im Winter noch nie jemanden getroffen hat. Nun, er wird ja nicht jeden Tag dort oben sein und wir wissen, dass die Rinne heuer zumindest schon einmal begangen worden ist. Außerdem hat er sich für die – von ihm aus Langeweile beim Anstieg – gezählten 1.405 Trittstufen in der Rinne bedankt. Dieser Dank gilt zum größten Teil Philipp, der auch noch den Ostgrat hinauf gespurt hat.
Zurück bei den Skidepots haben erst einmal die Steigeisen wieder in den Rucksäcken verschwinden dürfen. Danach wurde für die Abfahrt umgerüstet. Die ersten 100 Höhenmeter hinunter bis zum kleinen Sattel am oberen Ende der Rinne waren noch nicht das Gelbe vom Ei. Zu uneinheitlich war hier die Schneedecke. Ein brüchiger Deckel über einer Schwimmschneeschicht, daneben ein fester Harschdeckel und wieder daneben Triebschnee haben kein homogenes Fahrgefühl aufkommen lassen.
Dies hat sich aber in der Rinne schlagartig geändert. Auf den nächsten 550 Höhenmetern durch die Rinne hinunter bis zum See sind wir aus dem Jubeln nicht mehr herausgekommen. Egal ob auf dem griffigen Harschdeckel oder den eingelagerten Triebschneefeldern, das Fahrgefühl war einzigartig.
Viel zu schnell war die schweißtreibend erarbeitete Höhe genussvoll wieder abgebaut. Lediglich im untersten Bereich der Rinne gab es eine etwas härtere, aber immer noch griffige Passage. Auch der Zustiegsbereich hinunter zum See war bestens fahrbar.
Nach dessen Umrundung haben wir uns im kleinen Gegenanstieg dann noch einmal eine Pause zum Zurückschauen und – Hans Jörg – für ein weiteres Rauchopfer gegönnt. Danach haben wir die Abfahrt durch den Hochwald entlang unseres Aufstiegswegs fortgesetzt.
Oberhalb des steilen Kahlschlags hinunter zum oberen Forstweg ist uns kurz der Schnee ausgegangen und wir haben für 150 m abgeschnallt. Danach kamen die Skier wieder an die Schuhe. Der steile Schlag wirkt zwar sehr holzig, hat aber zwischen den Wurzelstöcken und dem herumliegenden Totholz genug Platz zum genussvollen Skifahren frei gelassen. Und die hier leicht angefirnte Altschneedecke war bestens tragfähig.
Nach dem Erreichen des Forstweges sind wir diesem gefolgt. Ebenso ging es nach der nächsten Abzweigung auf weiteren gut mit Schnee dotierten Wegen weiter hinunter bis zum Ausgangspunkt der Tour. Direkt neben dem eingeparkten Auto haben wir abgeschnallt und während des Verstauens der Ausrüstung noch mehr als einmal zur Gipfelregion zurück hinauf geblickt.
Das einzige kleine Manko dieser Tour, und das wird den Heinrich schmerzen, ist die kulinarische Versorgung beim Einkehrschwung in der dem Ausgangspunkt nächstgelegenen Einkehrstätte. Da mit Ausnahme eines Toasts oder eines belegten Brots die dortige Küche zur nachmittäglichen Stunde keine handfeste Nahrung liefern kann, ist es wieder einmal bei einer Suppe zum Radler geblieben. Dass der heimische Kühlschrank nach der anschließenden Heimfahrt geplündert wurde, braucht eigentlich nicht weiter erwähnt werden.