Gamskögel – Westgipfel/Nordwand – west. Rinne

mit dabei:
Hans Jörg, Philipp, Andreas, Michael und Daniel

Aufstiegs- und Abfahrtsroute durch die Nordwand (rote Linie)
Aufstiegs- und Abfahrtsroute durch die Nordwand (rote Linie)
Die intensiven Vorbereitungen zu dieser Tour haben bereits in der Vorwoche begonnen, als wir nach dem Anstieg durch die Prinzessinnenrinne vom Gipfel das kurze Stück auf der Westseite abgestiegen sind und die westl. Nordwandrinne (Gipfelrinne) von oben begutachtet haben. Auch bei der Abfahrt haben wir im Kar die Nackenmuskeln strapaziert und nicht nur zur Abfahrtsroute der samstägigen Tour, sondern in erster Line in die westl. Nordwandrinne nach oben geblickt. Die Neuschneefälle in der ersten Wochenhälfte waren uns sehr willkommen, lediglich der starke Wind hat an der Ausführbarkeit des geplanten Vorhabens gerüttelt.

Aufstieg auf der Mödringalm
Aufstieg auf der Mödringalm
Die Temperaturentwicklung war schließlich auch noch perfekt und hat dazu geführt, dass wir heute bei – 7 Grad bei der Bergerhube gleich auf Skiern starten konnten. Entlang der obligaten Route ging es aufwärts, vorbei an der Mödringhütte und weiter über die Mödringalm. Vor lauter immer wieder nach oben in die Rinne zu schauen ist uns die Aufstiegsspur vom Vortag zwischenzeitig aus den Augen entschwunden. Hans Jörg hat daher über die Waldstufe eine neue Spur hinauf gezogen.

Auf Höhe der letzten Bäume im Mödringer Galtviehkar haben wir uns eine Trinkpause genehmigt. Danach ging der Anstieg weiter. Zuerst hat noch Hans Jörg in Richtung Nordwand hinauf gespurt. Später hat ihn Philipp abgelöst und viele steile Kehren durch den breiten Teil der Rinne und nach der Gabelung in die beiden Rinnenäste auch noch ein Stück in der westlichen Nordwandrinne hinauf gespurt.

Aufstieg zur Engstelle
Aufstieg zur Engstelle
Jetzt wurden die Skier aufgepackt und auch gleich die Steigeisen, die für den unteren Teil der Rinne nicht notwendig gewesen wären, montiert. Philipp hat abermals die Vorhut übernommen und uns die Trittstufen in der Rinne nach oben geschaffen. Stellenweise sind er und wir hinterdrein ziemlich tief eingesunken. Am Rand der Rinne war es etwas besser.

Tiefblick in die Flanke
Tiefblick in die Flanke
Ab der Engstelle, wo die Steilheit ca. 52 Grad beträgt, ging es in der nächsten Steilstufe hinauf bis zur Rampe mit durchschnittlich um die 50 Grad Hangneigung weiter. Wesentlich flacher wird es auch auf der folgenden Rampe nicht.

Aufstieg im obersten Rinnenabschnitt
Aufstieg im obersten Rinnenabschnitt
Im letzten Teil der Rinne geht zwar die Neigung auf etwa 45 Grad zurück, dadurch dass sie ausgeblasen war, war sie aber pickelhart. Da haben wir schon gewusst, dass wir sicher nicht von ganz oben abfahren werden. Es war aber keine Möglichkeit die Skier gesichert abzulegen. Daher blieben sie am Rucksack. Schließlich steilt sich der eisige Wulst am Ausstieg noch einmal ordentlich auf. Die bis zu 80 Grad steile kurze Stufe war aber mit Pickel und Steigeisen problemlos zu überwinden.

Hans Jörg beim Ausstieg aus der Rinne
Hans Jörg beim Ausstieg aus der Rinne
Wenige Meter nach dem Ausstieg steht man auch schon auf dem Gipfel, den ich jetzt zum dritten Mal in diesem Winter auf einer jeweils anderen Route erreicht habe. Für die Karfreitagsandacht war es noch zu früh, ein Gipfelkreuz gibt aber an jedem Tag, besonders an einem Karfreitag Anlass zur Besinnung.

Daniel im Schlussanstieg
Daniel im Schlussanstieg
Michael und Daniel haben, auch weil sie am letzten Samstag nicht mit waren, beschlossen, durch die Prinzessinnenrinne abzufahren. Sie haben dem erwarteten Abfahrtsvergnügen in der viel breiteren Rinne gegenüber dem alpinen Gesamterlebnis in der Nordwand den Vorzug eingeräumt. Peter Strassnig und ein weiter Tourenkollege, die unseren Aufstiegsspuren gefolgt waren, haben sich für dieselbe Taktik entschieden.

Abstieg über den vereisten Wulst, wieder mit Halo
Abstieg über den vereisten Wulst, wieder mit Halo
Daher sind wir nach der Gipfelrast nur mehr zu viert wieder in die Rinne abgestiegen. Trotz des Wissens, dass es herrliche Trittstufen gibt, ist ein Schritt ins Leere immer wieder eine kleine Überwindung, zumal die Skier am Rucksack auch noch ordentlich nach hinten ziehen bzw. beim Anstoßen an dem vereisten Wulst falsche Hebel erzeugen.

Abstieg in die Rinne
Abstieg in die Rinne
Der Pickel hat aber perfekten Halt gegeben und schon nach wenigen Metern war es mit der Steilheit ohnedies wieder vorbei. In der vergleichsweise „flachen“ Rinne mit den festen Stufen sind wir dann so weit abgestiegen, bis wir auf dem ersten Wechtenbalkon 100 Hm unterhalb des Gipfels einen perfekten Platz zum Anschnallen gefunden haben.

Abfahrt zur Engstelle
Abfahrt zur Engstelle
Ab da gab es dann schlagartig perfekten Pulverschnee. Durch diesen sind wir zuerst über die Rampe und danach über die folgende Steilstufe zur Engstelle abgefahren. Immer wieder mussten wir den von uns losgelösten Lockerschnee vorbei lassen. Gefahr bestand aber in keiner Phase der Abfahrt. Eine Restgefahr bleibt natürlich immer. Aber die hat man auch beim Pistenskilauf.

Abfahrt zwischen Engestelle und Verzweigung der beiden Rinnenäste
Abfahrt zwischen Engestelle und Verzweigung der beiden Rinnenäste
Philipp ist unter der Schneedecke mit einem Ski an einem harten Widerstand hängen geblieben. Die unvermeidliche Abfuhr hat ihn gegen einen Felsen katapultiert. Der Rucksack als Protektor und der Helm haben Unbill verhindert. Beim Einsammeln seiner Ausrüstungsgegenstände sind wir durch Zufall auch noch auf Daniels beim Aufstieg verlorenes Steigeisen gestoßen.

Pulvertraum im Auslauf der Rinne
Pulvertraum im Auslauf der Rinne
Mit der nach unten hin breiter werdenden Rinne haben wir immer mehr Fahrt aufgenommen. Und zuletzt haben wir auf den weiten Hängen hinunter ins Mödringer Galtviehkar durch den Pulverschnee talwärts gejubelt. In der Waldstufe hinunter zur Mödringalm ist der Schnee dann immer patziger geworden. Aber das war uns nach dem Abfahrtsvergnügen zuvor auch schon egal.

Der Klügere gibt nach
Der Klügere gibt nach
Auf der Mödringalm haben wir schließlich Michael und Daniel, die es in der Prinzessinnenrinne auch ähnlich gut erwischt hatten, wieder getroffen. Gemeinsam haben wir noch eine Zeit lang unsere Aufstiegs- und Abfahrtsrouten von unten betrachtet. Danach sind wir mit zwei kurzen Abschnallstellen bis zur Bergerhube, zuletzt auf der zugeschneiten Krokuswiese, abgefahren. Mitten unter den zotteligen Rindviechern haben wir abgeschnallt und nach dem Durchwaten des Misthaufens damit begonnen, die Schuhe im Bach zu säubern. Danach wurde die Ausrüstung in den Autos verstaut.

Ein kleiner Hindernislauf war dann noch die Einkehr. In der Obersteiermark wird der Fasttag offensichtlich so ernst genommen, dass neben der Bergerhube gleich die Mehrzahl der Lokale am Karfreitag geschlossen hält. Als wir dann schließlich doch noch fündig geworden sind, war die Gemüsesuppe aus. Die georderte Käsesemmel als Fastenspeise habe ich nicht extra abgelichtet. Das wird auch der Heinrich, von dem ich weiß, dass er auch das Fastengebot einhält, verstehen.
Abschließend wünsche ich allen Lesern meines weblogs – spät aber doch – „Frohe Ostern!“

Frohe Ostern!
Frohe Ostern!

Foto

Galerie