mit dabei:
Andreas (Anderl) und Philipp
Die erste Bewegungseinheit nach den Weihnachtsvöllereien hat uns noch im alten Jahr ein Tourenzuckerl beschert. Nachdem es tagelang nicht geschneit hatte und sich die Schneedecke setzen konnte, haben wir trotz des Föhnsturms die Verhältnisse in der Rinne als sehr passend erachtet. Zudem hatten wir Vorinformationen darüber, dass die übliche Überwechtung am Rinnenausstieg derzeit sehr moderat sei.
Bei sehr kräftigem Wind sind wir am Parkplatz beim GH Braun gestartet. Entlang der gut ausgetretenen Spur in Richtung Triebenkogel sind wir auf dem Forstweg bzw. dem Wanderweg bis zur Kälberhütte und danach weiter ins Braunkar aufgestiegen. Im Schutz der Bäume hat sich der Wind zwischendurch gelegt, im freier werdenden Kar hat er jedoch unter fortwährender Richtungsänderung wieder an Stärke zugelegt; und dies gepaart mit Triebschnee.
Dort, wo sich das Kar unter der markanten Rinne aufsteilt, haben wir in einer Serie von Spitzkehren Höhe gewonnen. Der Triebschnee auf dem stellenweise harten Harschdeckel hat wie ein Kugellager gewirkt und zu extra vorsichtigem Steigen gemahnt. Mit zunehmender Höhe ist der Gedanke aufgekommen, deswegen doch die Harscheisen zu montieren.
Aber zweimaliges Umrüsten wollten wir uns ersparen und weil der Rinnenausgang schon so nah war, haben wir gleich die Skier aufgepackt, die Steigeisen montiert und sind weiter in der Direttissima nach oben gestapft. Anfangs sind wir dabei noch einige Male recht tief eingesunken, in der Rinne ist der Windharschdeckel dann aber immer kompakter und tragfähiger geworden.
Beim Schlagen der Tritte haben wir uns abgewechselt und die Tiefblicke ins Braunkar im windgeschützten Bereich der Rinne zwischen den Felsbarrieren genossen. So haben wir rasch an Höhe gewonnen. Lediglich der von unten nicht exakt zu beurteilende Ausstiegsbereich hat uns dazu veranlasst, die nötigen Sicherheitsabstände einzuhalten und einzeln anzusteigen.
Mit Wind im kammnahen Bereich hatten wir gerechnet. Aber dass uns der Sturm nach dem Ausstieg aus der Rinne die größte Anstrengung zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichts abverlangen würde, das war schon etwas überraschend. Zudem haben die kleinen Eiskristalle auf der Haut wie ein Sandstrahlgebläse gewirkt.
Auf dem glasigen Harschdeckel hinauf zum Gipfel waren einerseits wegen des Sturms und andererseits wegen des glatten Untergrunds die Steigeisen jetzt Goldes wert. Und weil die Skier am Rucksack zusätzliche Angriffsfläche für den Starkwind bieten, habe ich mich dazu entschieden, um nur ja nicht in die Nordwand, die gleich neben dem Gipfelkreuz abbricht, hinabgeweht zu werden, die letzten Meter zum Kreuz auf allen Vieren zurückzulegen. Auch gegen den Wind zurück bin ich die ersten 20 m gekrochen und erst danach haben wir uns zum schnellen Gipfelselfie, exakt in dem Augenblick als kurz die Sonne durchgeblinzelt hat, aufgestellt.
Danach haben wir sehr flott wieder den Rückweg zur Rinne angetreten. Am Sattel für die Abfahrt umzurüsten wäre neben der Kälte mit der Gefahr verbunden gewesen, das eine oder andere Ausrüstungsstück dem Sturm zu opfern. Daher sind wir wieder in die Rinne abgestiegen und schon sofort unterhalb der Geländekante ist gespenstische Ruhe eingekehrt. Es war fast unglaublich, dieser Unterschied; wie wenn jemand einen Schalter umgelegt und Wind ausgeschaltet hätte.
Bei vollkommener Windstille haben wir uns wegen der Belastung der Schneedecke etwas verteilt aufgestellt und jeder für sich in der nicht mehr ganz flachen Leite (ich habe 47 Grad gemessen) einen Platz zum Umrüsten für die Abfahrt eingerichtet. Für die Gipfeljause war jetzt immer noch nicht Zeit, weil auch einige nach uns Aufsteigende ihren Platz unter der Wechte eingefordert haben und ich einer noch größeren Menschenansammlung am Wechtenkeil jedenfalls ausweichen wollte.
Dann ging es auf dem griffigen Harschdeckel mit der dünnen Triebschneeschicht oben drauf abwärts. Da ist sehr bald Abfahrtsfreude aufgekommen. Hätte ich mir oben auch noch die Zeit genommen, die Skibrille aufzusetzen, sie wäre noch größer gewesen. Sehr schnell haben wir die steileren Passagen in der Rinne wieder von unten gesehen.
Im Auslauf der Rinne war wegen des dort etwas brüchigeren Harschdeckels eine defensivere Fahrweise gefragt. Mit Zunahme der Triebschneemenge im Braunkar ist aber wieder Fahrvergnügen aufgekommen. Dieses haben wir dann im windgeschützten Bereich einer Baumgruppe zur spät nachgeholten Gipfeljause unterbrochen. Mit der Rinne im Blickfeld haben wir uns gestärkt und die alpine Szenerie rundherum genossen.
Danach sind wir weiter in Richtung Kälberhütte und entlang der Aufstiegsspur, zuletzt auf der Forststraße, wieder zum Ausgangspunkt der Tour beim GH Braun abgefahren. Nach dem Verstauen der Ausrüstung haben wir uns wegen des Speisenangebots in der Einkehrstätte erkundigt. Da außer Suppen nichts angeboten wurde, haben wir uns ins Auto gesetzt und sind erst einmal ein Stück in Richtung Heimat gefahren.
In Traboch haben wir die Fahrt zum Zwecke der Einkehr aber unterbrochen. Ein Menu aus Frittatensuppe, Kalbsrahmgeschnetzeltem mit Nudeln und Salat, sowie Gefrorenem zum Dessert hat die verbrannte Energie wieder aufgefüllt. Dies als abschließende Information für den Heinrich.
Weil besondere Touren auch einen besonderen Abschluss haben sollten, bin ich nach der Heimkehr noch in den Keller geeilt und habe ein Flascherl eines besonders guten Weines von unserem Lieblingsweingut in der Südsteiermark geöffnet. Der im Barrique vergorene Morillon aus dem Jahr 2011 hat jetzt die beste Trinkreife. Damit haben wir dann, auch weil Andreas heuer nicht mehr Zeit für eine gemeinsame Tour haben wird, auf die heutige Tour und auf ein sehr schönes vergangenes gemeinsames Tourenjahr angestoßen.