Kaiserschild und Kaiserwart

mit dabei:
Hans Jörg und Michael

Track: Garmin Oregon 450
Track: Garmin Oregon 450
Nach den „Völkerwanderungen“ an den letzten beiden Samstagen im Hochschwabmassiv haben wir uns diesmal wieder einem einsameren Ziel zugewandt. Dass wir aber weit und breit die einzigen in dieser grandiosen Bergszenerie sein würden, damit hatten wir absolut nicht gerechnet. Aber irgendwie ist es ja verständlich. Wenn man anderorts noch vom Parkplatz weggehen und auch wieder bis dahin abfahren kann, ist man eher nicht geneigt, die Latten am Rucksack spazieren zu tragen.

Aufstieg in die Kalte Fölz
Aufstieg in die Kalte Fölz
Uns hat das aber nichts ausgemacht und daher sind wir mit aufgepackten Schiern direkt neben der Eisenbundesstraße gestartet. Der Zustieg in die Klamm ist wegen der Errichtung eines Stichweges weniger romantisch als bei früheren Anstiegen. Die beiden Bachquerungen sind aber durch einen neuen Holzsteg und Steine im Bachbett unterhalb der Quelle dafür sehr komfortabel gestaltet.

Aufstieg in der Kalten Fölz – die Hochtürm hoch über uns
Aufstieg in der Kalten Fölz – die Hochtürm hoch über uns
Danach ging es entlang des Steiges mit einigen wenigen Verrenkungen über umgestürzte Bäume oder unter diesen durch bis zum durchgehenden Schneeband hinein in die Kalte Fölz. Mit angeschnallten Schiern sind wir noch einmal kurz ins Bachbett abgestiegen. Der Schnee war hier wegen des Regens vom Vortag ziemlich faul. Danach konnte der Anstieg hinauf in Richtung der hoch über uns aufragenden Hochtürm beginnen.

Aufstieg in der Kalten Fölz
Aufstieg in der Kalten Fölz
Bei der Grabengabelung haben wir den linken Ast gewählt. Auf kompaktem Lawinenschnee sind wir flott angestiegen. Über eine kleine ausgeaperte Geländestufe mussten wir noch einmal 3 m absteigen. Dabei bin ich vor dem Anschnallen bis zu den Hüften im Schnee versunken. Danach sind aber die Schi bis zum Kaiserwart an den Beinen geblieben.

Aufstieg in der Kalten Fölz
Aufstieg in der Kalten Fölz
Auf einem sehr kompakten und griffigen Harschdeckel haben wir recht hurtig an Höhe gewonnen. Auf einer Seehöhe von 1.400 m haben wir uns eine kurze Jausenpause gegönnt. Um die Harscheisen nicht als Luxusballast weiter im Rucksack mitzutragen, haben wir sie bei dieser Gelegenheit in Erwartung von vereisten Stellen weiter oben zur Sicherheit montiert. Diese Erwartung wurde nicht enttäuscht. Der weitere Anstieg war aber vollkommen unproblematisch. Die Steigeisen haben auch diesmal ihre kuschelige Position im Rucksack beibehalten dürfen.

Blick zurück auf die (jetzt gleich hohen) Hochtürm
Blick zurück auf die (jetzt gleich hohen) Hochtürm
Nach 2 Stunden sind wir vom Schatten in die Sonne gekommen. Durch die herrliche Dolinenlandschaft haben wir weiter an Höhe zugelegt. Im letzten Teil des Anstiegs hat Michael sich für die Route durch die Kaiserwart NO-Flanke entschieden. Er hatte dabei Gelegenheit, die Verhältnisse auf unserer späteren Abfahrtsroute auszuloten. Hans Jörg und ich sind auf der obligaten Route zum Sattel unterhalb des Kaiserwart angestiegen und haben die Blicke zurück auf die Hochtürm, die plötzlich auf gleicher Höhe waren, genossen. Einige Regenwolken im Süden haben kurzzeitig die Sonne verdeckt.

Die letzten Meter zum Gipfel am Kaiserschild
Die letzten Meter zum Gipfel am Kaiserschild
Vom Sattel sind wir noch einige Meter auf Fellen abgefahren. Den ursprünglichen Plan, so wie vor 3 Jahren auch den Hochkogel noch mitzumachen, hatten wir wegen der Wetterentwicklung zu diesem Zeitpunkt verworfen und die Schier gleich dort deponiert. Danach haben wir den weiteren Anstieg zum Kaiserschild in Angriff genommen. Entlang des Grats und über einige harschige Schneeflächen haben wir 25 Minuten später den Gipfel des erreicht.

Gipfelrast am Kaiserschild
Gipfelrast am Kaiserschild
Inzwischen hatten sich die Regenwolken wieder gelichtet und die Sonne hat uns den Gipfelaufentahlt bei vollkommener Windstille versüßt. 40 Minuten lang haben wir die Fernsicht, die Tiefblicke und die durch die Quellungen sehr imposanten Wolkenstimmungen genossen.

Aufstieg zum Kaiserwart
Aufstieg zum Kaiserwart
Danach ging es zurück in Richtung Kaiserwart. Der Harschdeckel auf den Schneeflächen war inzwischen nicht mehr so hart wie beim Anstieg. Auf Schiern ging es dann in einer knappen ¼ Stunde hinauf auf den Kaiserwart. Dort haben wir dann endgültig auf Abfahrtsbetrieb umgestellt. Knapp unterhalb des Gipfels hätten wir auch gleich in die (harte) Nordflanke einfahren können, wir haben uns aber für die Abfahrt direkt vom Gipfel über die aufgefirnte Südseite entschieden.

Abfahrt vom Kaiserwart
Abfahrt vom Kaiserwart
Anschließend sind wir vom Sattel sehr hoch in die Norostseite hinein gequert und entlang von Michaels Aufstiegsroute abgefahren. Anfangs gab es noch einige vereiste Stellen, aber mit abnehmender Höhe ist der oberflächlich angefirnte Harschdeckel fast wie eine Piste zu fahren gewesen.

Lustvolles Abfahren in die Kalte Fölz
Lustvolles Abfahren in die Kalte Fölz
Jauchzend sind wir in langen Carvingschwüngen hinuntergebraust. Der Firn ist dabei weggespritzt. Und wenn sich nicht ein Wolkendeckel mittlerweile komplett vor die Sonne geschoben hätte, wäre diese Abfahrt sogar noch kitschig geworden.

Genussvolles Schwingen auf festem Lawinenschnee
Genussvolles Schwingen auf festem Lawinenschnee
Sehr viele Höhenmeter haben wir so lustvoll abgebaut. Erst am letzten Hang hinein in den Graben war der Schnee dann etwas tiefer. Der Graben selbst war stellenweise ziemlich mit Steinen bedeckt. Aber mit Ausnahme von einigen Nebengeräuschen sind wir auf dem kompakten Lawinenschnee bis ganz hinunter sehr genussvoll abgefahren.

Schneerosen
Schneerosen
Entlang der Aufstiegsroute durch den Buchenwald haben wir dann noch einige Abfahrtsmeter geschunden. Danach kamen die Schier wieder auf die Rucksäcke und entlang von blühenden Frühlingsboten wie Leberblümchen und Schneerosen ging es zurück zum Ausgangspunkt der Tour. Wegen unserer Entscheidung, auf den Hochkogel zu verzichten, haben wir diesen auch noch trockenen Fußes erreicht.

Bärlauchsuppe
Bärlauchsuppe
Eingeregnet hat es uns erst in Vordernberg am Weg vom Parkplatz in die trockene Gaststube. Innerlich angefeuchtet nach der schweißtreibenden Tour wurde mit Radler. Und eine obligate Suppe hat es natürlich auch gegeben. Der Heinrich hat mich zu Wochenbeginn gerügt, dass bei der letztwöchigen Suppe nicht einmal die Einlage zu erkennen war. Seine Vorliebe für handfestere Nahrung hat er mir natürlich auch nicht verschwiegen. Es sei ihm daher verraten, dass neben sehr viel von dem schmackhaften Frühlingskraut, das der Bärlauchsuppe ihren Namen verleiht, unter dem Sahnehäubchen auch noch zwei gekochte Wachteleier verborgen waren.

Der (witterungsbedingt entgangene) dritte Gipfel des Tages (Hochkogel) hat mich dann in flüssiger Form beim heimatlichen verspäteten Mittagsmahl in flüssiger Form (mit kleiner Namensänderung) begleitet. Am Schererkogel wächst nicht nur ein ausgezeichneter Sauvignon blanc, sondern auch der Grauburgunder vom Adam, von dem ich mir zwei Gläser eingeschenkt habe, steht diesem um nichts nach.

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