Kredarica (SLO)

mit dabei:
Hans-Jörg und Michael

Eine Nachmittagstour auf den Triglav? Nicht ganz.

Aufbruch im Krmatal
Aufbruch im Krmatal
Zu Mittag sind wir in Graz abgefahren und nach genau 2 Stunden haben wir im Krmatal ca. 1 km vor dem Ende der Fahrmöglichkeit eingeparkt. Ein Slowene hat uns abgeraten, noch weiter zu fahren. Also haben wir unsere Ausrüstung aufgepackt und sind losmarschiert. Das erste schlecht gewartete Wegstück hat sich als ?Tuning ? Friedhof? präsentiert, wäre bei vorsichtiger Fahrweise aber passabel gewesen. In weiterer Folge wäre eine Fahrt bis zum letzten Parkplatz, den wir eine Viertelstunde später passiert haben, aber völlig unproblematisch gewesen.

Anschnallen auf 1.200 m nach 1 Std Gehzeit
Anschnallen auf 1.200 m nach 1 Std Gehzeit
Recht flott haben wir zuerst einmal viel Weg ohne großartigen Höhengewinn gemacht. Nach einer Stunde Gehzeit haben wir dann zwischen viel Lawinenkleinholz am Beginn des Latschengürtels angeschnallt. Mit dem um das Gewicht der Schier erleichterten Rucksack war der weitere Anstieg ins hintere Krmatal unter den Steilwänden auf beiden Seiten dann ein landschaftlicher Genuss. Danach ging es über eine Steilstufe hinauf auf den Karboden von Polje. Dort haben wir uns nach der ersten Stärkung für den weiteren Weg über die Pastirska koca entschieden.

Der ?Eingang? in die Dolinenlandschaft unterhalb von Kalvarija
Der ?Eingang? in die Dolinenlandschaft unterhalb von Kalvarija
Oberhalb der Hütte haben wir die nächste Geländestufe in einem Rechts- Linksbogen überwunden und sind danach in die Karlandschaft darüber eingetaucht. Die Dolinen teilweise umrundend sind wir weiter in Richtung Kalvarija angestiegen und haben am Beginn des steiler werdenden Aufschwungs neuerlich eine Rast eingelegt. Die Zeit der Rast haben wir auch zum Fährtenlesen genutzt.

Letzte Rast unterhalb von Kavarija
Letzte Rast unterhalb von Kavarija
Und obwohl wir doch schon recht oft in Slowenien unterwegs waren, ist es immer wieder faszinierend anzusehen wie sich die Einheimischen ihre Berge erarbeiten. Die typische Slowenenspur zeugt davon. (80% Bergwanderer und 20% Schitourengeher treten gemeinsam einen Steig auf den Berg). Vor allem aber der Weg nach unten ist in Folge der Tageserwärmung eher als Wühlmaustechnik zu bezeichnen. Trotzdem legen sie eine nicht unbeträchtliche Wegstrecke in Relation zu einem Schifahrer zurück; vielleicht auch weil sie sich vorwiegend in der Falllinie fortbewegen. Und was neben ihrer Freundlichkeit noch auffällt ist der hohe Frauenanteil, da sie sich vorwiegend pärchenweise in die Berge begeben.

Aufstieg im Bereich Kavarija
Aufstieg im Bereich Kavarija
Und war es in den tieferen Regionen durch Quellbewölkung eher trüb, (Gott sei Dank, denn sonst wären wir an der Südseite der Sonne unbarmherzig ausgesetzt gewesen) war der weitere Aufstieg in Richtung Kalvarija allem durch die mittlerweile herausgekommene herrliche Abendsonne geprägt. Viele Fotostopps und die Tiefblicke in die inzwischen im Schatten liegenden Täler haben jetzt unser Aufstiegstempo gezügelt.

Abendstimmung auf der Kredarica
Abendstimmung auf der Kredarica
Trotzdem haben wir nach 4 Std 20 min Aufstiegszeit den Gipfel der Kredarica knapp oberhalb des Triglavski Dom erreicht. Im letzten Teil des Anstiegs haben sich einige Graupeln aus der Restbewölkung unter die letzten Sonnenstrahlen gemischt. Den Blick zu den umliegenden Gipfeln (einer davon der vor 2 Jahren aus den Vratatal bestiegene Begunjski vrh) in der Abendsonne bzw. weiter zum vor einem Jahr bestiegenen Stenar haben wir ausgiebig genossen. Danach sind wir zum Triglavski Dom, mit 300 Schlafplätzen eine der größten Schutzhütten die ich kenne. Die Hütte ist zwar in den Wintermonaten geschlossen, die Wetterstation ist aber ganzjährig besetzt.

Köstlichkeiten aus der ?Wetterküche?
Köstlichkeiten aus der ?Wetterküche?
Und die hier ihren Dienst versehenden Meteorologen gewähren nicht nur Quartier in sauberen, aber recht frostigen Zimmern, sondern sorgen auch noch für das leibliche Wohl der Gäste. War mir bis jetzt unter dem Begriff ?Wetterküche? aus diversen Nachrichtensendungen nur der Atlantik ein Begriff, so hat dieses Wort für mich hier eine neue Dimension bekommen. Der Meteorologe zaubert in seiner kleinen Küche die Verpflegung für viele hungrige Bergsteiger und ist dabei, was die Wünsche betrifft, sehr flexibel; und das noch dazu bei sehr moderaten Preisen.

Köstlichkeiten aus der ?Wetterküche?
Köstlichkeiten aus der ?Wetterküche?
Nachdem wir uns den Bauch vollgeschlagen und ordentlich nachgeschwemmt hatten, haben wir uns ins ungeheizte Zimmer im 2. Obergeschoß mit Ausblick zum 2000 m tiefer liegenden Lichtermeer von Bled bis Laibach begeben. Der durch polternde Mitbewohner und Biergenuss am Abend üblicherweise gestörte Schlaf ist insofern hier jedenfalls unterbrochen, als man zum Abbau des Drucks in der Blase ins Untergeschoß muss. Und der dort herrschende typische Geruch weckt auch einen Halbtoten auf.

Sonnenaufgang auf der Kredarica
Sonnenaufgang auf der Kredarica
Nach einer halbwegs ruhigen zweiten Nachthälfte haben wir uns in der Früh noch ein bisschen Zeit gelassen, da sich einige Alpinisten aus Italien und Slowenien schon sehr früh für den Gipfelgang zum Triglav fertig gemacht haben. Knapp nach Sonnenaufgang sind um 7 Uhr bereits die ersten ?Wanderer? aus dem Krmatal bei der Hütte angekommen. Wenn man von der gleichen Aufstiegszeit, die wir gebraucht haben ausgeht, dann müssen die schon um 3 Uhr am Parkplatz aufgebrochen sein.

Warten auf den Gipfelgang
Warten auf den Gipfelgang
Während wir unser Frühstück eingenommen haben, sind die Italiener nach der Besteigung der ersten Schneeflanke in der vereisten Querung stecken geblieben und haben den einzigen Aufstiegsweg zum Triglav bis zu ihrem Rückzug, den sie gemeinsam mit einer slowenischen Partie angetreten haben, über knapp 2 Stunden blockiert. Eine weitere slowenische Gruppe hat schon vorher umgedreht. Mit Klettergurt und Steigeisen gerüstet haben wir darauf gewartet, das der Weg frei wird und uns dann in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit und der in diesem Winter offensichtlich atypisch unwirtlichen Bedingungen (auf der Kredarica liegen noch 4 m Schnee) entschlossen, die Besteigung des Triglav bleiben zu lassen und uns für die Abfahrt fertig gemacht.

Zuckerlfirn auf der Kalvarija
Zuckerlfirn auf der Kalvarija
Und das war um keine Minute zu früh. Während uns Karawanen von bergwärts strebenden Slowenen entgegen gekommen sind, haben wir nach einigen Höhenmetern auf einem harten Harschdeckel in weiterer Folge über ca. 400 Hm besten Firn für unsere Abfahrt vorgefunden. Bis zur Querung in Richtung Kurica war jeder Schwung ein Genuss.

Abfahrt durch die Steilrinne zur Pastirska Koca
Abfahrt durch die Steilrinne zur Pastirska Koca
In den steilen Passagen der Querung sind wir teilweise aber schon ganz schön tief eingebrochen. Hans-Jörg hat dies schmerzvoll zu spüren bekommen, als er bei einem ungewollten Absitzer mit dem Gesicht einen Stein ausgegraben hat. Nach einer kurzen Gegensteigung sind wir dann durch jene Steilrinne abgefahren, die in der direkten Linie zur Pastirska koca hinunter führt. Auch hier war der Faulschnee sehr tief.

Wieder zurück im Krmatal; hinter uns die Geländestufe untehalb von Polje
Wieder zurück im Krmatal; hinter uns die Geländestufe untehalb von Polje
Daran hat sich nach einer kurzen Pause auch in der nächsten Steilstufe hinunter zum Karboden von Polje nichts geändert. Trotzdem war es immer noch viel besser. hier halbwegs kontrolliert auf Schiern abfahren zu können, während die waschelnassen Slowenen nebenan in einer tiefen Rinne nach unten rutschten; nicht zu reden von denen, die sich erst jetzt auf dem Weg nach oben befunden haben und auch gleich tief eingebrochen sind. Spätestens jetzt war der ursprünglich angedachte Wiederaufstieg zur Wocheiner Scharte kein Thema mehr.

Abfahrt im Krmatal
Abfahrt im Krmatal
Also sind wir weiter über die nächste Steilstufe abgefahren und möglichst hoch nach rechts an den steilen Hängen entlang ins Krmatal gequert. Da ist die Schneequalität plötzlich wieder viel besser gewesen, weil es in den letzten Tagen in den tieferen Regionen keinen Neuschneezuwachs gegeben hatte; und der Regen hat den kompakten Lawinenkegeln nicht viel anhaben können.

Seidelbast
Seidelbast
Wir sind dann noch genussvoll bis zum Latschengürtel und halbwegs ohne Nebengeräusche (Steinkontakt ist im Kalk unvermeidlich) durch diesen durch bis exakt zu der Stelle abgefahren, wo wir am Vortag angeschnallt haben. Danach hieß es wieder die Schi aufpacken und das ?Schultertraining? am Rückweg zum Parkplatz konnte beginnen. Mit Hilfe der Schwerkraft sind wir trotz einer kurzen Pause zum Bestaunen und Fotografieren der Naturschönheiten im Nationalpark in 50 min wieder am Ausgangspunkt der Tour angelangt.

Blick zurück ins hintere Krmatal von der Kovinarska Koca
Blick zurück ins hintere Krmatal von der Kovinarska Koca
Nach der Körperpflege mit frischem Quellwasser ging es zum Einkehrschwung in der Kovinarska koca, wo wir uns im Freien mit herrlichem Ausblick ins obere Krmatal bei Radler, einer ausgezeichnet schmeckenden Gemüsesuppe und Weinstrauben die Energie für die Heimfahrt geholt haben.

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