mit dabei:
Sebastian, Steffi, Chris und Lisi
Knapp 5 Jahre ist es nun her, dass Sebastian – er war damals 6 ½ Jahre alt – auf der gegenüberliegenden Seite des Lavanttals zusammen mit Steffi und mir seine allererste Skitour auf den Gr. Speikkogel unternommen hat. Animiert durch die Skitourenpremieren seiner jüngeren Geschwister in den letzten Wochen, wollte er seine im Lockdown raren fixen Trainingseinheiten – das Frisbee Training ist ja leider ausgesetzt – im Schnee weiter intensivieren. Ein altes Steigfell habe ich daher auf seine Skilänge zugeschnitzt und der Bindungsadapter, leider immer noch unser einziger, wurde an seine Sohlenlänge angepasst.
Nachdem wir das Nebelmeer über dem Lavanttal unter uns gelassen hatten, haben wir beim GH Gießlhütte bei erstbester Gelegenheit eingeparkt. Damit war schon einmal die erste Fleißaufgabe verbunden, hätten wir dies doch auch am großen Parkplatz einen halben Kilometer weiter machen können. Daher haben wir nach dem LVS Check neben der auch zur frühen Stunde schon sehr intensiv befahrenen Straße unseren Anstieg begonnen. Dass Chris und Lisi zufällig auch dabei waren, hat Sebastian extra beflügelt.
Nach dem Ende der Fahrmöglichkeit sind wir dann – die erste Wegkehre abkürzend – entlang der Rodelpiste zur Zechhütte aufgestiegen. Mit der Morgensonne im Rücken und dem Nebelmeer tief unter uns hat die Fotodokumentation auch schon bald die eine oder andere kurze Pause eingefordert. Eine dieser Pausen hat Sebastian dem Kartenstudium gewidmet. Von nun an wusste er über den Routenverlauf Bescheid und hat bei Weggabelungen – nach neuerlichem Kartenstudium – die Entscheidung übernommen.
Es war dies zwar für ihn ein schulfreier Tag, aber als „Kopfmensch“ freut sich Sebastian auch während sportlicher Betätigung über jedwede Art von Gehirntraining. Der „Geografiestundenanteil“ war mit dem Kartenstudium und einem langen Gespräch über die französische Hauptstadt Paris und deren kulturelle Schätze schon einmal abgehakt. Nächster Part im „Stundenplan“ war etwas weiter oben im Wald dann Englisch. Und hatte mir Sebastian schon während seiner allerersten Tour mit einem englischen Satz seine Müdigkeit mitgeteilt, so war jetzt angesichts unübersehbarer Spuren die allseits bekannte Vertiefung der allerwichtigsten englischsprachigen Aufforderung für Skitourengeher angesagt: „Don‘t eat yellow snow!“
Das hatte er zwar ohnedies nicht vorgehabt, aber jetzt weiß er es für immer auch in Englisch. Oberhalb der Baumgrenze hat der Gegenwind aufgefrischt. Daher haben wir uns bei der Offnerhütte einen windstillen Platz für unsere Pause gesucht. Tee und ein Schokoriegel haben Sebastians bis dahin verbrannte Energie wieder aufgefüllt. Während sehr viele aufsteigende Tourengeher und Schneeschuhwanderer in einer langen Reihe weiter über den Weichensteinerofen angestiegen sind, haben wir absichtlich ein paar Höhenmeter abgebaut und sind in den Ladinger Graben abgestiegen.
Dort hat sich als kleine Sonderprüfung eine Bachquerung aufgetan. Ohne unsere Felle zu benetzen ist diese Übung gut gelungen. Danach sind wir – und das war der Grund für den Höhenabbau – in langen Kehren entlang einer flachen Rinne im Windschatten in Richtung Sandkogel angestiegen. Sechs Schneehühner am Weg haben auch schon einmal die Bio – Einheit des „fast unterrichtsfreien Tages“ abgedeckt
Oberhalb des Wasserreservoirs sind wir nach Westen abgebogen. Vom Wind geformter Schnee und verhärtete Aufstiegs- und Abfahrtsspuren wurden den BE- und Werkunterrichtsfächern zugeordnet. Entsprechend ausgiebig hat Sebastian die Muster auch ganz aus der Nähe studiert. Erst ganz am Ende unseres Anstiegs, als wir den Windschatten verlassen haben, hat uns der frische Westwind dann entgegen geblasen.
Das hat zwar das Aufstiegstempo auf den letzten flachen Höhenmeter hinauf bis zum Gipfelkreuz etwas gebremst, aber einige zusätzliche kleine Energiestöße für Sebastian in Form von Traubenzucker aus Mamas Jackentasche haben auch diese Phase gerettet. Nach einer Aufstiegszeit (mit Pausen und Studien) von 3 ¾ Stunden waren wir am Ziel. Die Gipfelfreude war groß, die Zeit diese zu genießen aber wegen des kalten Windes sehr beschränkt. Daher haben wir flott umgerüstet und uns für die Abfahrt fertig gemacht.
Etwas perplex waren wir schon, als uns nach wenigen Metern ein Snowboarder mit großem Tempo – gezogen von einem Kite – bergauf fahrend entgegengekommen ist. Nach kurzer Zeit hat er uns auch schon wieder, diesmal noch flotter, bergab überholt. Das hat jetzt Sebastian beflügelt. Mit zunehmender Steilheit ist er uns vorausgebraust und war nicht mehr zu bremsen.
Knapp oberhalb der Offnerhütte haben wir ihn dann wieder eingeholt. Chris hat dort am Waldrand noch konservierten Pulverschnee gefunden und der wollte verziert werden. Ein paar Schwünge sind sich ausgegangen, dann war auch schon am Zaun oberhalb der Hütte wieder Schluss. Einige Stockschübe waren jetzt vonnöten bevor wir am Ende des Zaunes wieder Fahrt aufnehmen konnten.
Sebastian hat abermals die Führungsrolle übernommen und ist uns entlang der Aufstiegsspuren vorausgebraust. Auch in der etwas engeren Waldpassage, die die erste Wegkehre abkürzt, hat er das Tempo nur unwesentlich reduziert. Die bei vielen Abfahrten abseits der Pisten am Krakauer Tockneralmlift gewonnene Übung ist ihm dabei bestens zugutegekommen.
Eingebremst haben wir uns dann aber bei der Zechhütte. Diese bietet – und das ist entlang von Skirouten im derzeitigen Lockdown ein Luxus – warmes Essen zur Abholung. Vollkommen gesetzes- und richtlinienkonform haben wir uns auf der sonnigen Wiese etwas abseits der Hütte mit Schnitzelsemmel und Frankfurter Würstel stärken können. Das wird auch den Heinrich freuen.
Danach sind wir entlang der Rodelpiste noch bis zum großen Parkplatz und ein zweites Mal an diesem Tag als Fleißaufgabe am Straßenrand und im Wald daneben noch bis zu unserem Auto bei der Gießlhütte abgefahren. Nach dem Abschnallen war es jetzt an der Zeit, Sebastian für seine großartige Ausdauerleistung zu belohnen. Den Karton mit Schokoriegeln hat er aber auch mit der Auflage bekommen, mir das durch Multiplikation zu ermittelnde Gesamtgewicht rückzumelden und den Inhalt mit seinen Geschwistern zu teilen. Ersteres hat er als Mathematikeinheit kopfrechnend in null komma nichts erledigt und mir ein auf‘s Gramm richtiges Ergebnis präsentiert. Zweiteres wird er – und das wird wiederum seine Geschwister freuen – jedenfalls in den nächsten Tagen auch noch umsetzen.