mit dabei:
Chris, Lisi und Dario
Weil wir bei unserer Tour auf den Zeiritzkampel am Mittwoch von der Schneelage in der Gegend so positiv überrascht waren, war es naheliegend, bald wieder ins Radmertal zurückzukehren. Und weil wir den Tälerschaukel – Skitourenklassiker auf den Leobner schon eine Zeit lang nicht mehr gegangen waren, durfte es schon an diesem Samstag sein. Bei der Kapelle sind wir gestartet und über den zu diesem Zeitpunkt noch recht harten ersten Hang angestiegen.
Entlang des Sommerweges bzw. zwischendurch auch am Forstweg ging es hinauf in Richtung Schafbödenalm. Wie dick die dort liegende Schneedecke derzeit noch ist, kann man stellenweise nur erahnen bzw. an Hand von eingeschneiten Objekten in etwa ermessen. Weil in den tieferen Regionen die Schneedecke unter der Neuschneeauflage ziemlich feucht war, hat der kalte Pulverschnee auf den nassen Fellen weiter oben ordentlich zu stollen begonnen und den Aufstieg etwas hinderlich gestaltet. Nach etwa 1 ½ Stunden haben wir die bis zum Dach im Schnee steckende Almhütte passiert und sind noch bis zum höchsten Punkt in etwa auf Höhe des Leobner Törls angestiegen. Dort haben wir abgefellt und uns für die kurze Abfahrt vorbereitet.
Gerade als ich Dario ob der möglichen Folgen warnen wollte, hat sein Karbonstock das Duell mit der Stahlkante seiner Skier, die er durch Draufschlagen vom Schnee befreien wollte, verloren. Fortan besteht er aus zwei Teilen. Für die folgende Abfahrt ist der kürzere davon einmal im Rucksack verstaut worden. In der Abfahrt war der Pulverschnee, der zuvor unsere Felle verklebt hatte, dann ein sehr angenehmer Begleiter. Durch den lichten Wald und über freie Flächen dazwischen ging es flott abwärts und es hat uns ein bisschen leid getan, dass die Zwischenabfahrt so schnell vorbei war.
Im Sautrog sind wir nach der einsamen Tour bis dahin dann in eine – so auch erwartete – andere Welt eingetaucht. Während wir für den weiteren Anstieg umgerüstet haben, ist eine unaufhörliche Karawane von Tourengehern an uns vorbei gezogen. Darunter auch eine Gruppe aus Niederösterreich, unter ihnen Franz, ein treuer Besucher dieses Weblogs. Mit ihm bin ich vor einigen Jahren einmal zeitgleich vom Eisenerzer Reichenstein abgefahren.
Unser Rüstvorgang hat ein bisschen länger gedauert, weil vor dem Anstieg auch noch Darios Stock wieder einsatzbereit gemacht werden wollte. Mit Kabelbindern und Tape geschient hat er sodann bis zum Ende der Tour durchgehalten und wird jetzt ausgemustert bzw. ins Skitourenmuseum gestellt.
Die Gefahr, dass unsere Felle beim Anstieg zum Leobner Törl neuerlich anstollen, war absolut nicht mehr gegeben. Die von der Karawane vor uns festgetretene Spur war so kompakt und stellenweise glasig, dass wir freiwillig immer wieder auch einmal neben der Spur gegangen sind. Dafür haben wir uns das Montieren der Harscheisen erspart. Nach dem Hinunterrutschen über die kleine Stufe am Törl ging es dann im weiten Kar weiter aufwärts.
In den Kehren auf den Südrücken haben sich auch immer wieder einmal kurze Wartezeiten ergeben, bis die Spur vor uns wieder frei war. Wenn es möglich war, haben wir auch einmal abgekürzt oder überholt. Aber ob man dann am Gipfel um 5 Minuten früher oder später ankommt, ist ja wirklich egal. Lediglich der Wind, der zu diesem Zeitpunkt deutlich an Stärke zugelegt hat, wäre da vielleicht noch etwas gnädiger gewesen.
An der dem Wind abgewandten Seite des Gipfels haben wir uns einen freien Fleck gesucht und uns dort nach dem Umziehen und Ergänzen der Oberbekleidung kurz gestärkt. Mit Namensvetter Franz, der mit seinen 68 Lenzen längst bei allen Aufstiegshilfen Rabatt beanspruchen könnte, aber immer noch viel lieber mit Musekelkraft die heimischen Berge erklimmt, habe ich dann noch ein Foto geschossen. Irgendwann treffen wir uns sicher wieder einmal auf einem Gipfel. Berg Heil!
Bei jetzt schlechter werdender Sicht haben wir dann die Abfahrt, anfangs voll gegen den Wind, in Angriff genommen. Nachdem Lisi ihre Oberbekleidung noch weiter ergänzt hatte, ging es entlang des abgeblasenen Rückens um den Berg herum bis zum Nordkamm. Wenn man in normalen Wintern bei der Abfahrt in Richtung Brunnfurtneralm gefordert ist, zur Vermeidung eines Staudentangos die S-förmige Gasse zwischen den hohen Sträuchern nicht zu verfehlen, so ist ob der außergewöhnlichen Schneehöhe heuer dort eine durchgehende weiße Fläche, aus der nur die Spitzen der Sträucher hervorlugen.
In direkter Linie konnten wir daher in langen Schwüngen durch leicht verblasenen Pulverschnee dort hinunter carven. In der folgenden Waldschneise hat das Fahrvergnügen wegen des feuchter werdenden Schnees dann deutlich abgenommen. Chris und Dario hatten dort aber ihre Hetz mit den eingeblasenen harten Wechten, die sie als Schanzen umfunktioniert haben. Wie alle Hütten in der Region ist auch die gleich darauf passierte Brunnfurtneralm heuer tief eingeschneit.
In der Geländestufe hinunter zur Grössingeralm war der Schnee dann auch etwas betrogen, aber immer noch passabel fahrbar. Im Nahbereich der Hütte haben wir dann abgeschwungen und die Felle – vermeintlich – ein letztes Mal aufgezogen. Für den Aufstieg zum Gscheideggkogel haben wir, soweit noch vorhanden, die restlichen essbaren Energiereserven aus dem Rucksack hervorgekramt. Dann haben wir eine Spur in direkter Linie in Richtung Gipfel gezogen.
Die sehr griffige, stellenweise pulvrige Schneedecke hat uns dabei auch trotz der Steilheit des Geländes unterstützt. Weil aber zu Beginn die Schneedecke sehr feucht war und die Felle entsprechend viel Wasser gezogen haben, hat sich eines von den meinigen irgendwann von der Lauffläche verabschiedet. Das sollte sich bis zum Gipfel, den wir nach einer Aufstiegszeit von 1 Std 10 min erreicht haben, noch zweimal wiederholen.
50 m vor dem auch am frühen Nachmittag noch immer gut besuchten Aussichtsberg war das dann kein Grund mehr noch einmal anzuhalten und das widerborstige Ding neuerlich zu fixieren. Entsprechend flotter ist dann das Abfellen des verbliebenen Kollegen passiert. Weil zu diesem Zeitpunkt aber auch wieder die Sonne herausgekommen ist, haben wir uns aber schon auch einige Zeit zum in die Nähe und in die Ferne schauen gegönnt. Natürlich sind die Blicke von Chris und mir auch immer wieder am Zeiritzkampel hängen geblieben, dessen Nordflanke wir vor drei Tagen so grandios erwischt hatten.
Für die folgende Abfahrt haben wir uns wegen der fortgeschrittenen Stunde vom Schnee her nicht viel erwartet. Diese negative Erwartungshaltung ist aber in keinster Weise erfüllt worden. Und darüber waren wir nicht enttäuscht, sondern sehr froh. Der Gipfelhang – ganz am Rand noch unverspurt – war überhaupt sehr gut zu fahren. Aber auch weiter unten war der Schnee zwar tief, aber immer noch gut fahrbar.
Schließlich haben wir uns in den Forstweg hinein gestellt und uns nach unten treiben lassen. Der letzte Hang hinunter zum Ausgangspunkt bei der Kapelle hat zwar keinen Pistenfirn, aber doch auch hier herunten immer noch gut fahrbaren Schnee für uns bereitgehalten. Und obwohl der Tag wegen der Überlänge der Tour nach knapp über 7 Stunden am Berg nun doch auch schon weiter fortgeschritten war, sind wir bei der Einkehr am Heimweg auch noch ordentlich bewirtet worden. Darüber haben sich nicht nur unsere knurrenden Bäuche gefreut, sondern wird dies auch der Heinrich tun, wenn er diese Zeilen liest.