Monte Forato (ITA/SLO)

mit dabei:
Andreas (Anderl)

Anstieg am Kriegssteig Nr. 636
Anstieg am Kriegssteig Nr. 636
Skitourengeher sind von ihrem Naturell her gerne abseits vom Massenskibetrieb unterwegs und meiden daher Skipisten, so wie der Teufel das Weihwasser. In schneearmen Wintern, so wie dem heurigen, nimmt man für die sonst längst ausgeaperten Talabfahrten eine maschinell beschneite Piste aber sehr gerne in Anspruch. So war nach der Tour auf den Monte Santo di Lussari, auf die Petzen und zuletzt am Eisenerzer Reichenstein schon wieder ein Skigebiert Ausgangspunkt der Tour.

Anstieg am Kriegssteig Nr. 636
Anstieg am Kriegssteig Nr. 636
Andreas hatte vor zwei Tagen die Verhältnisse rund um die Sella Nevea bei der seiner Tour auf den Monte Forato perfekt erkundet. Vom großen Parkplatz neben der alten Talstation der Gondelbahn ging es mit aufgepackten Skiern zuerst hinauf zum Beginn des Kriegssteiges 636, der oberhalb des Übungsliftes beginnt. Ein Aufstieg auf der noch bis unten beschneiten Skipiste ist einerseits verboten und wäre anderseits landschaftlich viel weniger reizvoll gewesen, als derjenige über die geschichtsträchtige Route.

Weiterhin am Kriegssteig, jetzt aber auf Skiern
Weiterhin am Kriegssteig, jetzt aber auf Skiern
Nach etwa 50 Minuten und etwas mehr als 400 Hm haben wir angeschnallt und den Aufstieg auf Skiern fortgesetzt. Knapp vor dem Übergang ins weite Kargelände oberhalb der Baumgrenze sind wir an einem jener mächtigen aus dem Berg ragenden Rohre vorbei gekommen, mit denen nach dem Sytem GASEX Lawinen künstlich ausgelöst werden. Dabei wir das Luft – Gas-Gemisch am Auslass des Rohres entzündet. Die bei der Explosion entstehende Druckwelle löst sodann die abgesprengte Lawine aus.

Aufstieg zum Sella Prevala über die Karsthochfläche
Aufstieg zum Sella Prevala über die Karsthochfläche
Ab der Baumgrenze waren wir auf der Karsthochfläche bis zum Eintauchen in den Schatten des Monte Leupa und später des Monte Golovec kurzzeitig in der Sonne unterwegs. Anfangs ging es etwas auf und ab, danach wieder steiler hinauf. Die letzten beiden Hänge hinaus zur Seilbahn Bergstation waren dann wieder voll im Schatten und daher ziemlich hart. Die schon am Kriegssteig montierten Harscheisen waren hier eine wertvolle Hilfe für den sicheren Halt.

Kühne Aufstiegshilfe vom Rif. Gilberti
Kühne Aufstiegshilfe vom Rif. Gilberti
Bei der Bergstation der Seilbahn, einer kühnen Konstruktion, die ohne eine einzige Stütze vom Rif. Gilberti herauf führt, sind wir während des Umrüstens für die kurze Zwischenabfahrt zur Sella Prevala kurzzeitig voll in den Trubel einer sich entleerenden Großraumgondel eingetaucht. Auf Fellen ging es anschließend hinunter in den Sattel.

Zustieg zur Ostflanke
Zustieg zur Ostflanke
Ab da haben wir dann für unseren weiteren Anstieg hinauf in Richtung Sattel mit der Bergstation des Sessellifts den Pistenrand oder auch den freien Skiraum daneben genutzt. Knapp vor der Bergstation sind wir allerdings weiter in Richtung Ostflanke nach rechts hinauf abgebogen. Die Skier auf den Gipfel mitzunehmen war eine Idee, andererseits hätten diese sodann bei der Abfahrt ab- und danach wieder aufgefellt werden müssen. Und das wollten wir uns vor dem späteren Weiterweg hinauf zum Fenster im Gebirgszug ersparen.

Anstieg zum Monte Forato mit Tiefblick nach Bovec (SLO)
Anstieg zum Monte Forato mit Tiefblick nach Bovec (SLO)
Weil aber der Trittfirn so kompakt war und außerdem herrliche Trittstufen vorhanden waren, haben wir auf die Montage der Steigeisen verzichtet und auch der Pickel ist am Rucksack geblieben. In gemütlichen 25 Minuten ging es dann hinauf auf den höchsten am heutigen Tag angepeilten Punkt mit seinen 2.498 m ü.NN. Knapp unterhalb des Gipfels sind 2 weitere Absprengeinrichtungen für Lawinen und außerdem ein Gastank im unmittelbaren Bereich des Gipfels positioniert.

Abstieg entlang der Ostflanke
Abstieg entlang der Ostflanke
Lange haben wir uns bei vollkommener Windstille am Gipfel für den Rundumblick in der Bergwelt der Julier Zeit genommen. Danach ging es in den Trittstufen wieder hinunter zum Skidepot. Einige Meter sind wir an der Südseite noch abgestiegen und haben danach für den weiteren Anstieg hinauf zum namensgebenden Felsenfenster wieder angeschnallt. Der exakt an der Grenze zwischen Italien und Slowenien stehende Monte Forato/Prestreljenik heißt in beiden Sprachen der Nachbarländer dasselbe und bedeutet auf Deutsch „Durchlöcherter Berg“.

Südseitiger Anstieg zum Felsenfenster
Südseitiger Anstieg zum Felsenfenster
Bis hinauf zum Felsenfenster hat die Sonne unbarmherzig in die Flanke hinein geleuchtet und der Schnee war stellenweise dementsprechend weich. Die letzten steilen Meter hinauf zum Tor haben wir dann abgeschnallt und sind hinauf gestapft. Eine große Menschenmenge hat sich im Bereich des Durchgangs durch den Berg aufgehalten. Es waren dies hauptsächlich die Teilnehmer einer großen geführten italienischen Tourengruppe. Von ihren drei Bergführern wurden sie mittels Seil über die ersten kniffligen 50 m hinab gelassen. Und das hat eine gewisse Zeit in Anspruch genommen, die wir wartend im Felsenfenster verbracht haben.

Andreas schnallt an (mit schönem Tiefblick) …
Andreas schnallt an (mit schönem Tiefblick) …
Als alle unten waren, haben die Bergführer das Seil abgezogen und uns beim Nachfahren demonstriert, wie dies auch ohne Sicherung funktionieren kann. Einen perfekt ausgeschaufelten Anschnallplatz haben sie uns hinterlassen, den wir nach dem problemlosen Abstieg über die kurze Felsstufe auch gerne genutzt haben. Grazie! Die von den vielen vor uns Abrutschenden glattgehobelte Einfahrt war dann bei unserer Abfahrt das Hauptkriterium. Stellenweise war sie auch eisig. Entsprechend vorsichtig sind wir zu Werke gegangen

Pulverschnee im Kar
Pulverschnee im Kar
Weiter hinunter ist der Schnee aber immer griffiger geworden und weiter unten im Kar haben wir dann auf einer dünnen Pulverauflage über dem tragenden Harschdeckel talwärts gejubelt. Dort, wo die Sonne hingekommen ist, hat sich der Schnee rasch umgewandelt. Nach einigen Metern Gegenanstieg am Ende der Karstufe ging es dann über schmierigen Firn weiter talwärts. Das Rif. Gilberti im Blickfeld hat auch den mittlerweile schon sehr großen Durst etwas besänftigt.

Mit der Sonne im Rücken
Mit der Sonne im Rücken
Auch die breite Karmulde von der Forcella Tedesca herunter hat noch bestens fahrbaren Schnee geboten. Schließlich sind wir nach links hinaus gequert und nach dem Durchfahren der Senke noch ein paar Meter bis zum Rifugio hinauf gestapft.

Nudeln essen
Nudeln essen
Auf der Sonnenterrasse haben wir schließlich nicht nur unseren übergroßen Durst gestillt, sondern auch köstliche Tagliatelle con ragu di cervo (Hirschragout) gefuttert. Dass wir dies nicht an einem der Tische, sondern in einem gemütlichen Liegestuhl an der Hauswand getan haben, ist in erster Linie dem Umstand geschuldet, dass zum Zeitpunkt unseres Eintreffens alle Plätze an den Tischen besetzt waren. Außerdem hatten wir so über den Tellerrand hinweg unsere Tourenziele vor Augen. Und das hat man beim Einkehrschwung auch ganz selten einmal. Und den Heinrich wird es sicher nicht stören, dass wir – so wie alten Römer – halb liegend gegessen haben.

Und als Abschluss: Un Caffè
Und als Abschluss: Un Caffè
Nach dem abschließenden Espresso und einem sanften Hinweis auf den Betriebsschluss der Gondel (die wir ja ohnedies nicht gebraucht haben) durch einen Polizisten haben wir die gastliche Stätte wieder verlassen und sind auf der stellenweise recht sulzigen Piste bis auf Höhe des Parkplatzes bei der alten Talstation genussvoll abgefahren. Der abschließende kurze Marsch von ca. 200 m bis zum Auto diente dann dem Auslockern der Muskeln vor der Heimfahrt.

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