Ringkamp Nordflanke

mit dabei:
Andreas (Anderl) und Philipp

Die ersten Aufstiegsmeter in Weichselboden am Weg zur Salzabrücke
Die ersten Aufstiegsmeter in Weichselboden am Weg zur Salzabrücke
Intensive Schneefälle in der Obersteiermark in der Zeit von 18. – 20.4. und dann noch einmal am 23.4. mit zwischenzeitig ausgegebener Lawinenwarnstufe 5 für die Nordalpen haben eine unerwartet solide Basis für einige weitere Frühjahrstouren gebracht. Die Tallagen sind zwar mittlerweile wieder ausgeapert, am Berg ist die Schneelage aber noch gut. Obwohl man in den Niederen Tauern – dort aber bei unsicheren Schneeverhältnissen – nach den letzten Schneefällen der Vorwoche vielfach noch beim Auto weggehen kann, haben wir uns für das jahreszeitlich gewohnte Ski tragen entlang des langen Anstiegs zur Edelbodenalm entschieden.

Abkürzen einer Wegkehre am Wanderweg
Abkürzen einer Wegkehre am Wanderweg
In Weichselboden sind wir am Parkplatz neben dem Volksheim mit aufgepackten Skiern gestartet. Zuerst ging es kurz in die Gegenrichtung zur Salzabrücke und danach entlang des Anstiegsweges zur Edelbodenalm über die Forststraße wieder westwärts. Viele Meter haben wir mit den Latten am Rucksack, die Kehren teilweise am Wanderweg abkürzend, zurückgelegt.

Anschnallen 2 Kehren weiter oben
Anschnallen 2 Kehren weiter oben
Nach der Flachpassage sind wir bei der Quelle erstmals auf ein durchgehendes Schneeband am Wegrand gestoßen. Mit der Gewissheit, bis hierher auch abfahren zu können, sind wir noch mit aufgepackten Skiern durch den Wald weiter angestiegen und haben zwei Kehren weiter oben dann angeschnallt.

Auf der Edelbodenalm; am Ringkamp ist es offensichtlich ungemütlich
Auf der Edelbodenalm; am Ringkamp ist es offensichtlich ungemütlich
Ab da hat dann das Abkürzen der Kehren zugunsten eines bequemen Anstiegs am schneebedeckten Forstweg keinen Sinn mehr gemacht. Diesem sind wir daher bis hinauf zur Edelbodenalm gefolgt. Von dort hat sich dann das angepeilte Tourenziel in sehr unfreundlicher Umgebung präsentiert. Eine Föhnwalze ist über dem Berg gestanden und die Wolken sind dahingefetzt. Auch auf der Alm haben sich die Bäume im Wind gebogen.

Aufstieg zur Himmelmauer
Aufstieg zur Himmelmauer
Kurzzeitig ist die Frage aufgeworfen worden, ob wir da heute wirklich hinauf wollten. Über die Alm haben wir uns einmal gegen den Wind gestemmt und im steilen Anstieg hinauf zur Himmelmauer den Windschatten gesucht. In der sehr steilen Passage haben wir diesen dann auch gefunden und dort nach etwas mehr als 2 ½ Stunden Aufstieg einmal eine Jausen- und Trinkpause eingelegt. Philipp hat bei dieser Gelegenheit die Box für seine Sonnenbrille ausgestreut und die hat sich – der Schwerkraft folgend – in die Tiefe verabschiedet.

Auch oberhalb des Jausenplatzes ist es steil
Auch oberhalb des Jausenplatzes ist es steil
Nach der Pause ging es dann noch etwas steiler werdend weiter hinauf bis knapp unter den Gipfel der Himmelmauer. Die Harscheisen von Andreas hatten beim abendlichen Rucksack packen nicht „HIER“ gerufen – oder zumindest zu leise – daher haben nur Philipp und ich die metallenen Aufstiegshilfen montiert und auf dem harten, aber hier herunten noch brüchigen Harschdeckel die Spur in der Folge etwas flacher angelegt.

Aufstieg am Rücken zwischen den Rinnen
Aufstieg am Rücken zwischen den Rinnen
Nach der Querung in Richtung Westen sind wir am Rücken zwischen den beiden leicht ausgeprägten Rinnen der Nordflanke weiter angestiegen. Die Schneeflächen zwischen den Latschen und Windgangeln waren auch ohne Harscheisen gut gehbar. Als aber nach oben hin immer mehr Steine durch die Schneedecke herausgeschaut haben, war der weitere Anstieg in der westlichen Rinne die bessere Option.

Aufstieg in der Nordflanke
Aufstieg in der Nordflanke
Für Andreas war es jetzt an der Zeit, die Skier gegen die Steigeisen zu tauschen. Philipp und ich sind in vielen Kehren höher gestiegen. Einige am harten Untergrund wegrutschende Triebschneelinsen galt es zu umgehen oder vorsichtig zu überschreiten. Andreas ist uns in der direkten Aufstiegslinie gefolgt. Der Wind hat an seinen aufgepackten Skiern schon etwas gerüttelt, die Windstärke hatte sich aber in der Zwischenzeit doch deutlich gelegt. Auch die Sicht ist immer besser geworden.

Blick vom Ringkamp in den Oberen Ring
Blick vom Ringkamp in den Oberen Ring
Und als wir schließlich über die letzte Kante drüber waren und Sicht zum Gipfel hatten, war dieser auch frei. Nach einer Aufstiegszeit von etwas mehr als 4 ½ Stunden haben wir das kleine Gipfelkreuz erreicht. Und zu guter Letzt ist, was wir auf der Edelbodenalm nicht für möglich gehalten hatten, der Wind kurzzeitig fast vollständig eingeschlafen. Entsprechend zelebriert haben wir daher den Gipfelaufenthalt in dieser für eine Frühlingstour am 1. Mai doch sehr winterlichen Umgebung.

Abfahrt direkt vom Gipfel
Abfahrt direkt vom Gipfel
Und direkt am Gipfel haben wir danach auch angeschnallt und sind entlang des Aufstiegsweges wieder abgefahren. Dabei galt es anfangs noch auf knapp unter der Schneeoberfläche versteckte Steine zu achten. In der Rinne war dann aber dem Abfahrtsvergnügen kein Einhalt mehr geboten.

Harter, aber griffiger Harschdeckel als Frühlingshafter Firnersatz
Harter, aber griffiger Harschdeckel als Frühlingshafter Firnersatz
Mit dem phantastischen Tiefblick über die Edelbodenalm bis zum Salzastausee bei der Prescenyklause sind wir auf dem harten, aber griffigen Harschdeckel, vom jetzt wieder stärker blasenden Rückenwind noch etwas angetrieben, nach unten gebraust. Die Treibschneelinsen zwischendurch haben auch noch ein leichtes Powderfeeling aufkommen lassen.

Abfahrt von der Himmelmauer über die Steilstufe zur Edelbodenalm
Abfahrt von der Himmelmauer über die Steilstufe zur Edelbodenalm
Rechtzeitig haben wir durch den lichten Lärchenwald auf Höhe der Waldgrenze wieder den Schwenk in Richtung Osten gemacht. Unterhalb des Gipfels der Himmelmauer sind wir wieder auf unsere Aufstiegsspur gestoßen und im steilen Gelände nach unten gestochen. Hier war der Pulverschnee stellenweise noch in Umwandlung, aber gut fahrbar.

Zurück auf der Edelbodenalm
Zurück auf der Edelbodenalm
Am Ende der vermuteten Rutschbahn hat Philipp dann auch seine Brillenbox wiedergefunden. Eine kleine Fichte hatte ihre Zweiglein während unserer Zeit am Berg schützend über sie gehalten. Dieses Materialproblem war somit gelöst, ein weiteres hat sich dann aber beim Abschnallen für die geplante Abfahrtspause auf der Edelbodenalm aufgetan.

Abfahrtspause auf der Edelbodenalm mit Blick zurück zur Nordflanke
Abfahrtspause auf der Edelbodenalm mit Blick zurück zur Nordflanke
Andreas hatte – höchstwahrscheinlich beim Durchfahren des Minengürtels unterhalb des Gipfels – einen Feind unterhalb der Schneedecke so unsanft berührt, dass sein Ski jetzt negativ tailliert ist. Das hat zwar die Freude kurzzeitig getrübt, aber auch jetzt haben wir die Pause in der Sonne mit dem Rückblick auf die so genussvoll befahrene Nordflanke genossen.

Abfahrt von der Edelbodenalm
Abfahrt von der Edelbodenalm
Anschließend hat es noch einiger Stockschübe im aufgeweichten Feuchtschnee bedurft, um den Forstweg wieder zu erreichen. Auf diesem ging es dann vielfach auf harter Unterlage, in den sonnenausgesetzten Passagen zwischendurch auch einmal etwas weicher werdend, talwärts. Abfahrtspausen zum Erholen jener Muskelpartien, wo nach einer längeren Anstrengung der eingelagerte Pudding zum Kochen anfängt, waren jetzt gefordert. Eine Familienfeier am Vortag und das anschließende abendliche Kulturprogramm im Rahmen der Klanglicht 2017 in der Grazer Innenstadt hatten die gezielte Ernährungsvorbereitung auf die Tour etwas ins Hintertreffen geraten lassen. Ein – zugegebenermaßen sehr guter – Döner knapp vor Mitternacht ist wohl eine suboptimale kulinarische Tourenvorbereitung.

Abstieg mit Tiefblick zur Prescenyklause
Abstieg mit Tiefblick zur Prescenyklause
Bis zur Quelle war aber – wie in der Früh schon festgestellt – noch ein Skiabstieg möglich. Danach haben wir uns einmal erfrischt, die Skier wieder aufgepackt und entlang der vielen Kehren – die abkürzenden steileren Waldpassagen haben wir uns erspart – ging es in 55 minütiger Wanderung zurück zum Ausgangspunkt ins frühlingshafte Weichselboden.

Filet vom Dammhirsch
Filet vom Dammhirsch
Nach dem Verstauen der Ausrüstung war dann der Franzbauer unsere nächste Destination. Nicht nur, dass mir die gastliche Stätte schon vom Namen her sehr sympathisch ist, isst man dort bekanntlich sehr gut. Mir hatte es nach der Grammelstrudelsuppe ein Filet vom Dammhirsch angetan. Und das wird sicher auch den Heinrich freuen. Anschließend – und auch dafür ist der Franzbauer bekannt – haben wir uns noch eine Kardinalschnitte zum Kaffee geteilt, um gleich darauf festzustellen, dass eigentlich ein jeder von uns sich eine verdient gehabt hätte.

Magna Mater Austriae
Magna Mater Austriae
Nach der kulinarischen Einkehr haben wir dann mit einem Kurzabstecher zur Magna Mater Austriae in Mariazell auch noch spirituelle Einkehr gehalten. Gegen Ende einer unfallfreien Tourensaison erscheint es jedenfalls angezeigt, auch so einmal „DANKE!“ zu sagen. Und was wir uns bei der spärlich ausgewählten Kardinalschnitte versagt hatten, haben wir dann beim übermäßigen Einkauf in der Lebzelterei neben der Basilika an Kalorien wieder wettgemacht. Danach ging es heimwärts.

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