mit dabei:
Gerhard
Die brisanteste Situation der ganzen Tour haben wir schon bei der abendlichen Anreise in die Krakau erlebt, als bei Starkregen rund um den Gleinalmtunnel der Scheibenwischer meines Autos den Dienst verweigert hat. Der Regen hat sich gottlob im Murtal wieder eingebremst und auch in der Nacht war es halbwegs trocken. Bei der morgendlichen Anfahrt ins Prebertal hat es nur mehr ganz leicht genieselt.
Trocken war es dann auf den ersten 110 Hm, über die man die Skier zur Zeit bis zum durchgehenden Schneeband im Ölaschngraben tragen muss, noch nicht, aber der Regen hatte bereits aufgehört. Und während des anschließenden Skianstiegs über die gewaltigen Lawinenkegel in der Steilrinne, die den Großteil des Lawinenschnees von der Preberflanke abbekommt und nach dem starken Schneefall von Ende April heuer besonders gut gefüllt ist, haben sich schon die ersten blauen Löcher in der Restbewölkung gezeigt.
Die aufgeweichte Oberfläche hat einen unproblematischen Skianstieg bis ganz nach oben zugelassen, Gerhard hat sich aber dafür entschieden, den steileren Ausstiegsbereich der Rinne mit aufgepackten Latten zu überwinden. Nach dem kurzen ausgeaperten Bereich oberhalb der Steilrinne ging es dann über die breite Schneefläche und danach in der anschließenden nach halbrechts hinauf führenden Rinne in Richtung Moarkar. Einige sonnige Momente haben den Anstieg in diesem Bereich begleitet.
Am Karboden des Moarkars haben wir uns eine Trink- und Jausenpause gegönnt. Gerhard, der seine Jause beim morgendlichen Aufbruch stehen gelassen hatte, war deshalb auf meinen halben Riegelvorrat reduziert. Bei schlechterer Sicht im Bereich oberhalb von uns ging es danach weiter aufwärts in den oberen Bereich des Kars.
Beim steileren Ausstieg auf den Gratrücken nach rechts sind wir dann in die Nebeldecke eingetaucht. Am Beginn des Gipfelgrats zum Roteck haben wir dann schließlich abgeschnallt. Der kraftraubende Anstieg in Verbindung mit dem reduzierten Energienachschub (s.o.) hat Gerhard dazu bewogen, auf den Gratanstieg zum Roteckgipfel zu verzichten.
Ich bin daher alleine weiter angestiegen und habe wegen des kompakten Stapfschnees auf das Anlegen der Steigeisen verzichtet. Das Navigationsgerät, welches am Grat wegen des eindeutigen Verlaufs ohnehin überflüssig ist, ist im Rucksack beim Skidepot verblieben und daher ist der aufgezeichnete Track von dieser Tour unvollständig. Nach einer Viertelstunde Stapfen und ein bisschen Kraxeln war ich am höchsten Punkt der Krakau (das Roteck überragt mit seinen 2.742 m Höhe den benachbarten Preber um genau 2 Meter).
Die Sicht in der Gipfelwolke war enden wollend und daher hat es keines langen Aufenthalts zum in die Ferne schauen bedurft. Entlang meiner Fußstapfen vom Aufstieg bin ich wieder abgestiegen und abermals eine Viertelstunde später wieder bei Gerhard am Skidepot angelangt.
Jetzt sind wir das kurze Stück in den Sattel zwischen den beiden Tagesgipfeln gleich hinunter gestapft und haben dort wieder angeschnallt. Fünf Minuten später haben wir dann knapp unterhalb der Gr. Barbaraspitze endgültig abgeschnallt und sind die letzten Schritte zur Steinpyramide auf 2.726 m hinauf gegangen.
Die Sicht war auch hier oben nicht besser und daher der Gipfelaufenthalt eher kurz gehalten. Am Skidepot haben wir dann die Ausrüstung auf Abfahrtsbetrieb getrimmt und die Aufstiegshilfen im Rucksack verstaut. Danach sind wir entlang der Aufstiegsspur wieder in den Sattel abgefahren.
Von da ging es dann zurück zur Einfahrt ins Moarkar. Wegen der schlechten Sicht haben wir uns auch hier entlang unserer Aufstiegslinie abwärts orientiert. Der Schnee war gut fahrbar und mit zunehmend besser werdender Sicht sind wir bis in den Karboden abgefahren.
Auf der freien Fläche darunter und in der seitlichen Einfahrt in die lange schräge Rinne war der Schnee zwar noch etwas tief, aber in der Rinne ist er mit abnehmender Höhe immer besser geworden. Auch die nächste freie Schneefläche hin zum Ölaschngraben mit dem Tiefblick zum Ausgangspunkt der Tour hat sehr guten Schnee für uns bereitgehalten.
Im kurzen ausgeaperten Stück hin zum Einfahrt in die Steilrinne haben dann die Steinskier zum Zwecke des Einsparens eines Ab- und Anschnallvorgangs erstmals ihre Funktion voll erfüllen dürfen. Danach ging es sehr fein durch die Rinne talwärts. Auch die Lawinenkegel waren gut fahrbar. Und gegenüber den vielen Befahrungen in den Vorjahren war der Lawinenschnee mit ausnehmend wenigen Steinen gespickt.
Am letzten Zipfel des durchgehenden Schneebandes haben wir über dem darunter hervorsprudelnden Bächlein abgeschnallt, die Skier wieder aufgepackt und sind in 10 Minuten bis zum Ausgangspunkt bei der Möslhütte abgestiegen.
Dort haben wir die Ausrüstung verstaut, uns umgezogen und sind – jetzt schon bei Sonnenschein – Tal auswärts gefahren. Nach dem Friedhofsbesuch haben wir dann beim Stigenwirth die verbrannte Energie in Form von Spargelcremesuppe und einem Bärlauchrostbraten mit Butterspätzle wieder zugeführt. Und dem Heinrich, dem zwar das Pikante lieber ist als der Süßkram, sei auch noch verraten, dass die ganz frische Kardinalschnitte zum Kaffee unser Menu abgerundet hat.
Nachdem wir auch der Verwandtschaft noch einen kurzen Besuch abgestattet hatten, sind wir bei strahlendem Wetter wieder aus der Krakau abgefahren und haben dabei sehr gerne noch ein paar Mal kurz gestoppt, um über die in voller Blüte stehenden Löwenzahnwiesen auf die noch im Winterkleid hoch drüber stehenden Gipfel zurück zu blicken.