mit dabei:
Hans-Jörg, Michael und Christoph
Nach der gestrigen Schwächelei (Und das auf „meinem“ Berg!) habe ich in Graz angekommen die Energiespeicher wieder ordentlich angefüllt. Im Anschluss an eine nächtliche Schwitzkur ging es um eine halbe Stunde früher als gewohnt in Richtung Slowenien.
Problemlos war die Anfahrt auch ins Vratatal. es galt lediglich das Fahrverbotsschild nach Mojstrana und einen abgestürzten Stein zu umfahren. Mit unserem geländegängigen Fahrzeug konnten wir exakt bis zur Brücke bei Turkov Rovt fahren, PKWs müssen derzeit ein paar hundert Meter vorher einparken.
Mit aufgepackten Schiern sind wir auf der mit einem festen Harschdeckel versehenen Straße bis zum Aljazev dom marschiert. Dort sind wir etwas zu hurtig durch den lichten Buchenwald und nicht entlang des Weges in Richtung hinauf zur Unterbrechungsstelle unterhalb der Dolkova glava. Das hat uns bei der Querung nach rechts einen „Staudentango“ beschert, da das Gebüsch durch Lawineneinfluss teilweise sehr flach war. Darunter mit aufgepackten Schiern durchzugehen oder zu kriechen ist bei einer Schneehöhe von teilweise bis zu einem Meter nicht unbedingt lustig; Anschnallen als Alternative aber auch nicht. Christoph hat nach seinem Absturz auf der gegenüberliegenden Talseite am Weg zum Begunjski vrh im Vorjahr hier jedenfalls gleich zu Beginn der Tour sein déjà vu erlebt.
Mit etwas Zeitverzögerung haben wir die Kletterstelle erreicht und nach deren problemloser Überwindung den Aufstieg entlang der Westseite von Dolkova glava im hier sehr tiefen Schnee auf Schiern fortgesetzt. Hans Jörg, der bei der Anreise noch gemeint hat, hier jedenfalls ein „Spurl“ vorzufinden, hat einmal nicht Recht behalten und deshalb eine Tiroler Spur in den steilen Hang gelegt.
Unter der Dreieckswand des Stenar ging es mit der Sonne im Rücken aufwärts.
In weiterer Folge haben wir uns die Spurarbeit hinauf über die nächsten Geländestufen in das Kar zwischen der Nordwand des Stenar und den Südabstürzen des Kriz geteilt. Hier oben im Schatten war die Konsistenz des Schnees nicht mehr so ganz koscher und deshalb sind wir die letzten Spitzkehren in Richtung Steilrinne hinauf zur Scharte zwischen Kriz und Stenar (Stenarka vratca 2.296m) in größeren Abständen gegangen.
Als sich die Spitzkehren im bodenlos tiefen Schwimmschnee nicht mehr ohne große Mühe ausgegangen sind, haben wir die Schi wieder aufgepackt und sind an der sonnenbeschienenen rechten Seite, wo sich der Schnee gut gesetzt hatte, hinauf gestapft. Durch einen Vorhang aus Schmelzwasser sind wir in den geschützen Bereich der überhängenden Felswand und in ihrem Schutz bis knapp vor den Ausstieg gelangt . Einmal noch durch die Fontäne , dann waren wir auf der Scharte.
Dort hat sich die Szenerie völlig geändert. Nach einem Tiefblick westwärts ins Trentatal haben wir uns wieder der Triglav Nordwand zugewandt und mit angeschnallten Schiern ging es entlang der Westseite des Stenar in die ausgesetzte Querung. Diese ist bei den herrschenden Temperaturen und der derzeitigen Schneelage kein Problem. Wenn man seine Schritte mit Bedacht setzt, ist dieser Anstieg derzeit ohne Steigeisen und Pickel (die wir selbstverständlich mit gehabt hätten) möglich.
Nach der Querung dreht sich die Aufstiegsrichtung ein letztes Mal in Richtung Gipfelhang und nach einer weiteren Viertelstunde standen wir nach insgesamt 6 Stunden Aufstiegszeit (mit Pausen) am Gipfel. Getrödelt haben wir mit Ausnahme der „Staudenrally“, die uns etwa 20 min gekostet hat, sicher nicht, aber das Spuren im tiefen Schnee und die Sicherungsmaßnahmen in den Steilpassagen brauchen eben ihre Zeit.
Das Gipfelpanorama mit uneingeschränkter Fernsicht in alle Richtungen war überwältigend; die Triglav Nordwand mit ihren 1.800m vis a vis eine Wucht. Windstill und herrlich warm war es in der Sonne.
Aus dem „Büßerbereich“ des Aufstiegs hatte ich einige Zweige mitgenommen und daraus das Kreuz für die Karfreitagsandacht gebastelt. Die Stille am Berg in dieser großartigen Umgebung hat uns unsere Kleinheit im Universum bewußt werden lassen.
Irgenwann ist jeder schöne Augenblick zu Ende und so haben wir uns für die Abfahrt fertig gemacht, die der Schönheit des Aufstiegs um nichts nachstand. Zuerst ging es über den sehr tiefen, aber immer noch gut fahrbaren Gipfelhang hinunter, dann entlang der ausgesetzten Westseite zurück bis knapp vor die Scharte.
Ab da sind wir den Spuren zweier Tourenkollegen aus Villach bzw. Südtirol gefolgt, die durch die Sovatna Senke aufgestiegen und wieder abgefahren sind. Und haben wir uns von der Abfahrt zu dieser fortgeschrittenen Stunde nicht viel erwartet, so wurden wir im positiven Sinne überrascht.
Auf herrlichem Firn sind wir den ersten in der Sonne liegenden Abschnitt genussvoll abgefahren.
Nach dem Eintauchen in den Schatten war der Schnee auch dort noch bestens fahrbar. Ein leichtes Krusterl obenauf hat nicht gestört.
In den engen Steipassagen weiter hinunter war der Schnee zwar tief aber die Abfahrt ebenso ein Genuss. Lediglich im letzten Teil der Abfahrt, bevor man gleich unter den Felswänden zum Bivak Pod Luknjo hinausquert, war es mitunter nicht leicht, die Beine zusammen zu halten.
Nach dem Biwak ging es dann kurz entlang der riesigen Lawinenkegel und dann auf diesen hinunter. Da bei den herrschenden Temperaturen die Knollen an der Oberfläche nicht mehr hart waren, war die Abfahrt auch hier ein Genuss.
Nach dem Überqueren der Lawinenkegel folgte eine Passage mit einem festen Harschdeckel, etwas weiter unten lag eine Firnschicht darauf. Lediglich in den sonnenausgesetzten Passsagen schon fast im Talgrund gab es sehr tiefen , aber immer noch fahrbaren Faulschnee.
Am Aufstiegsweg zum Luknjapass ging es zurück zum Aljazev dom und weiter bis zum Ausgangspunkt der Tour, wo wir nach etwas mehr als 2 Stunden Abfahrt und insgesamt mehr als 8 1/2 Stunden am Berg direkt neben dem Auto wieder abgeschnallt haben.
Es war dies eine mehr als würdige Karfreitagstour mit einer Büßereinheit zu Beginn und einem rassigen Anstieg und einer ebensolchen Abfahrt im Anschluss daran.
Auf dem nächsten Bild habe ich die Aufstiegsroute und die Abfahrtsroute, soweit sie vom Gipfel des Begunjski im Vorjahr einsehbar waren, skizziert.
Jetzt freuen wir uns auf einige Tage österlicher Schitourenpause und ich wünsche allen interessierten Besuchern meiner website ein
Frohes Osterfest!