mit dabei:
Hans Jörg, Michael, Philipp und Christoph
Der Neuschneezuwachs der letzten Woche hat auch der Hochschwabregion, die heuer im Vergleich zu anderen Jahren nicht übermäßig mit Schnee beteilt ist, gut getan. Deshalb sind wir auf der dünnen Neuschneeschicht gleich vom Bodenbauer weg auf Schiern aufgebrochen. Der Beilstein und die Stangenwand haben sich in einer Lücke der Hochnebeldecke kurz gezeigt.
Vorbei ging es unterhalb der Hundswand über die Geländestufe hinauf ins Trawiestal. Ab hier haben wir uns bereits oberhalb der Nebeldecke bewegt. Hinauf ging es über die nächste Geländestufe in Richtung Rauchtal. Leider hatte sich unprogrammgemäß ein Wolkenschirm darübergeschoben, der ein Durchdringen der Sonne vorerst verhindert hat. Außerdem hat uns aus dem Rauchtal ? wie eigentlich eh sonst auch immer ? ein kühler Wind entgegen geblasen.
Nachdem es in den letzten Tagen ordentlich aufgefirnt hatte, hat dieser Wettermix in Verbindung mit den tiefen Nachttemperaturen uns eine sehr harte Unterlage für den Aufstieg (und leider auch für die spätere Abfahrt) beschert. Sehr bald waren also Harscheisen gefragt. Philipp hat bei dieser Gelegenheit seine Thermosflasche etwas stiefmütterlich positioniert und ihrem Weg, der sich durch die Schwerkraft automatisch ergeben hat, nur mehr wehmütig nachschauen können.
Falls jemand die Flasche findet, der Inhalt (Earl Grey tea ? aus England selbst importiert ? verfeinert mit frisch gepresstem Limettensaft und Zucker) ist unbedenklich und muss nicht bei einer Problemstoffsammelstelle abgegeben werden. Durch dieses Missgeschick wurden aber seine Sinne so sehr sensibilisiert, dass er sich weiter oben im Rauchtal gleich zweimal beim Einfangen von herrenlosen Schistöcken auszeichnen konnte.
Nach der Pause beim Jausenstein ging es über die nächste Geländestufe hinauf, die teilweise mit Wassereis aufwarten und im wahrsten Sinne des Wortes glänzen konnte. Leider hat es sich wieder einmal gerächt, dass ich am Vorabend Schipflege betrieben hatte. Eines meiner Felle hat sich gelockert. Im steilen Gelände hat sich aber keine Gelegenheit geboten, das im Rucksack befindliche Reservefell aufzuziehen ohne Gefahr zu laufen, Ausrüstungsgegenständen in der Falllinie nachschauen zu müssen (s.o.) oder selbst auszurutschen. Deshalb hieß es die Steighilfen auszuschalten und vor allem nur mit Hilfe der Harscheisen den Aufstieg in kleinen Trapperlschritten fortzusetzen.
Und weil sich diese Methode bewährt hat, bin ich auch beim weiteren Anstieg hinauf in Richtung Rauchtalsattel dabei geblieben. Ab der Mulde unterhalb des Rauchtalsattels sind wir in Richtung Stangenwand nach rechts angestiegen und knapp unter dem Gipfel in Richtung Zagelkogel gequert. Der letzte Teil des Anstiegs über den mit Zuckerguss überzogenen Gipfelhang hat uns dann schon die Sonne entgegengelacht, nachdem sich der Wolkenschirm endlich verabschiedet hatte.
Nach 3 ¾ Stunden (das vorsichtige Steigen im steilen Gelände erfordert seine Zeit) war auch von mir als Letztem der Gruppe der Gipfel erreicht. Ein sehr frischer Wind aus dem Norden hat nicht nur die Gipfelrast etwas verleidet, sondern auch mein Sackerl für die Harscheisen aus meinem Rucksack gerissen. Christophs Luchsaugen haben es später im Zagelkar wieder entdeckt und so haben die so wichtigen Aufstiegshilfen auch weiterhin ihre gewohnte Ummantelung im Rucksack.
Nach dem durch den ungemütlichen Wind stark verkürzten Gipfelaufenhalt wurde schnell für die Abfahrt umgerüstet und es ging zuerst einmal hinunter zur Einfahrt ins Zagelkar. Die Wechte ist zwar heuer nicht so groß, aber die Steilheit des Geländes darunter flößt einem jedesmal wieder Respekt vor der bevorstehenden Abfahrt ein.
Die Sonne hat leider auch im Zagelkar nicht ihre Wirkung entfalten können. Und aus der erwarteten Firnababfahrt ist daher ein nicht erwartetes Abenteuer im Grenzbereich geworden. Die Abfahrt im anfangs 45 Grad steilen Gelände verzeiht keinen Fehler. Und jetzt war ich sehr froh, am Vorabend auch Kantenpflege betrieben zu haben.
Nach der steilen Einfahrt gab es ein kurzes Stück mit griffigem Schnee bevor es wieder pickelhart wurde. Die glatten Flächen waren teilweise so vereist, dass wir freiwillig nach jeder Art von strukturierter Abwechslung gesucht haben, nur um etwas Halt zu finden. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich jemals freiwillig in brüchige Windgangeln hineingefahren bin, wenn daneben eine glatte und tragfähige Schneedecke vorhanden war.
Im unteren Teil des Kars wurde der Schnee dann immer griffiger und das Fahren dementsprechend lustvoller. Schließlich sind wir nach links in das hintere Trawiestal hinaus gequert. Unserer ursprünglicher Plan, weiter in Richtung Karlkochkogel anzusteigen, wurde zu diesem Zeitpunkt nicht mehr von allen Mitgliedern der Tourenrunde aufrecht erhalten, da auch dort oben nicht mit Firn zu rechnen war.
Deshalb sind wir dann überein gekommen, den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen und haben uns einen Panoramaplatz für die nachgeholte Gipfelrast gesucht. Mit dem Blick auf die steile Leite hinter uns haben wir uns die Jause ordentlich schmecken lassen und die Pause ausgiebig zelebriert. Anschließend ging es hinunter ins hintere Trawiestal und entlang des Hochschwab ? Wanderweges mit der Gschirrmauer im Rücken wieder talauswärts. Unterhalb des Festlbeilsteins sind sich auch noch einige schöne pulvrige Schwünge ausgegangen.
Immer wieder haben wir Stopps eingelegt und uns an vielen Gschichterln, die uns Hans Jörg aus vergangenen sommerlichen und winterlichen Abenteuern in dieser Umgebung dargeboten hat, delektiert. Entlang des Aufstiegsweges ging es dann zurück zum Ausgangspunkt der Tour, wo mit köstlichen Suppen der Energieverlust wieder aufgefüllt wurde.