Bösensteine

mit dabei:

Chris
Gr. Hengst, Kl. und Gr. Bösenstein (v.ln.r.) in der Morgensonne

Nach einer halben Woche intensiver Gartenarbeit, die letzten 1 ½ Tage davon zusammen mit Chris in seinem Garten, war heute nach dem biblischen Gebot „Am 7. Tage sollst du ruhen!“ (2. Mos 34,21) eine gemütliche gemeinsame Skitour am Plan. Ich habe das Gebot wohl etwas zu wörtlich genommen und den vereinbarten Abfahrtszeitpunkt verpennt. Mit einem Frühstück im Auto war der Zeitrückstand wohl nicht mehr gutzumachen, aber in Grenzen gehalten. Am Parkplatz bei der Edelrautehütte angekommen, hatte es dort schon zweistellige Plusgrade. Die Schneedecke verfestigt sich bei dieser Temperatur auch durch die nächtliche Abstrahlung nicht mehr. So gesehen war mein „zeitverzögertes Aufwachen“ nicht mehr so maßgeblich. Entsprechend gering waren unsere Erwartungen hinsichtlich der Schneequalität an die Tour.

Auf einer nassen, aber trotzdem kompakten Unterlage sind wir vorbei an der Edelrautehütte zum G. Scheibelsee aufgestiegen. Viele keine Bäche sprudeln derzeit unter und neben der Schneedecke im Bereich oberhalb des Sees. Zweimal haben wir für das Queren einer kurzen Unterbrechung der Schneedecke abgeschnallt. Das haben wir dann beim Anstieg im ersten Aufschwung mit zwei sehr ambitionierten Spitzkehren zwischen Erlenstauden am Rand eines Fließwassers und dem Überqueren einer sehr dünnen Schneebrücke über dieses kunstvoll vermieden.

Spitzkehre zwischen Stauden und Wasser
Zustieg zur Steilstufe im Kar; li. Kl. Bösenstein, re. Gr. Bösenstein

In der Folge ging es dann wieder gemütlicher weiter aufwärts. Eine dünne Zirrusbewölkung hat die uneingeschränkte Sonneneinstrahlung gedämpft. Das war uns in Hinblick auf die Schneequalität sehr recht. Ohne die Harscheisen bemühen zu müssen sind wir über die nächste Geländestufe aufgestiegen, ins weite Kar unter dem Kl. Bösenstein hineingequert und auch über die dortige Geländestufe ohne einen Rutscher angestiegen.

Im flachen Bereich darüber haben wir uns eine kurze Trinkpause gegönnt, endlich auch die Sonnenbrillen aufgesetzt und anschließend den Anstieg auf den Kl. Bösenstein fortgesetzt. Nach dem Flachbereich südlich der drei kleinen Lacken sind wir in einigen langen Kehren zum ersten Tagesgipfel angestiegen. Dabei konnten wir auch schon die Aufstiegslinie auf den Gr. Bösenstein und vor allem die einzige (ausgenommen eine lange Schrägfahrt oberhalb der Rinne) noch durchgehend mögliche Abfahrtslinie durch die direkte Gipfelrinne (Südrinne) studieren.

Aufstieg auf den Kl. Bösenstein
Abfahrt vom Kl. Bösenstein

Direkt neben dem Steinmann haben wir abgeschnallt. Dort hat schon Wolfi aus Weiz, ein treuer Leser dieses Blogs, seine Gipfelrast gehalten. Während des Umrüstens für die Zwischenabfahrt haben wir uns mit ihm ausgetauscht. Weil aber in der Zwischenzeit doch die Sonneneinstrahlung etwas stärker geworden ist, haben wir uns gesputet und sind in das weite Kar unterhalb der beiden Tagesgipfel abgefahren. Der Schnee war sehr gut fahrbar und wir hatten unseren Spaß dabei.

Mitten in der letzten Geländestufe haben wir zwei Aufsteigende passiert. Einer der der beiden war Siegi aus dem Mürztal, ebenso ein akribischer Leser meiner Tourengeschichten. Das hat er mir schon bei unserem letzten Zusammentreffen vor 3 Jahren am Hochanger erzählt. Und weil er dies noch immer so hält, weiß ich jetzt auch, dass wir uns heuer auf der Hohen Veitsch ein paar Mal knapp verfehlt haben. Mit seinem Tourenpartner, von dem ich jetzt leider keinen Namen habe, ist er weiter zum Kl. Bösenstein angestiegen und ich bin Chris hinunter ins Kar nachgefahren.

Siegi aus dem Mürztal
Aufstieg in den Sattel zw. den Bösensteinen; im Hintergrund re. der Bildmitte die später befahrene Rinne

Am Karboden haben wir unsere Felle wieder aufgezogen und sind über die steile Geländestufe zum Sattel zwischen den beiden Gipfeln angestiegen. Die Harscheisen hatten heute auch hier keine Anwendungsnotwendigkeit. Steigeisen und Pickel, die wir bei Frühjahrstouren wegen der oft erst vor Ort festgelegten Alternativanstiege meist mitschleppen, hatten ebenso keine Einsatzzeit. Vom Sattel ging es noch entlang des Kamms bis ans Ende des durchgehenden Schneebands hinauf.

Dort haben wir die Skier aufgepackt und sind entlang des fast zur Gänze ausgeaperten Sommerwegs weiter angestiegen. Eine leichte Brise haben wir dabei als angenehme Kühlung empfunden. Ganz zum Schluss war noch ein kleines Schneefeld zu queren, dann sind wir auch schon am zweiten Tagesgipfel gestanden. Ein paar Meter unterhalb des Gipfelkreuzes haben wir im Windschatten Gipfelrast gehalten, uns gestärkt und für die Abfahrt umgerüstet.

Gr. Bösenstein 2.448 m
Abfahrt über die Gipfelflanke

Dann sind wir in die steile Flanke eingefahren. Auch hier war der Schnee noch sehr gut fahrbar. Sehr genussvoll haben wir die zuvor mit viel Schweißfluss erarbeitete Höhe wieder abgebaut. Mit zunehmender Steilheit in der direkten Gipfelrinne (Südrinne) haben wir die Schwungradien verkürzen und zwischendurch auch einmal kurz stoppen müssen, um den bei jedem Schwung losgelösten Lockerschnee passieren zu lassen.

Im Kar sind wir zuerst in langen Schwüngen und später mit einer Schrägfahrt oberhalb der Grünen Lacke in Richtung Rote Rinne weiter abgefahren. Mit geschulterten Skiern sind wir bis zum Einfahrtsbereich der Rinne nach oben gestapft. Nach dem Anschnallen ging es dann in jene Abfahrt, von der wir uns gar nichts erwartet hatten, außer eine sumpfige Schneedecke. Umso überraschter waren wir, dass es vom ersten Schwung an Spaß gemacht, hier abzufahren. Die Steilheit hat die Sache sicher um vieles erleichtert.

Genussabfahrt durch die Rote Rinne
Genussabfahrt durch die Rote Rinne

Bis ganz hinunter in den Flachbereich war kein schlechter Schwung dabei. Sehr gerne haben wir daher noch einmal zurückgeschaut, bevor wir für den kurzen Anstieg entlang des Jägersteigs abgeschnallt haben. Danach sind wir noch bis knapp oberhalb vom G. Scheibelsee über ein durchgehendes Schneeband abgefahren. Für ein paar schneefreie Meter mussten wir dort noch einmal abschnallen.

Bis hinunter zum Ausgangspunkt der Tour war dann aber wieder durchgehend Schnee. Wegen des saugenden Nassschnees war zwar der eine oder andere Stockschub nötig, aber erst direkt vor dem Auto haben wir letztlich abgeschnallt. Während des Umziehens und Verstauens der Ausrüstung haben wir uns noch mit Wolfi ausgetauscht, der sich am Parkplatz nach Beendigung seiner Tour gesonnt hat. Anschließend haben wir die Heimfahrt angetreten.

Abfahrt auf den letzten Metern zurück zum Ausgangspunkt

Und war es am Berg schon außergewöhnlich warm, so hat an diesem Tag, so früh wie noch nie Mitte April, der Sommer Einzug gehalten. In Deutschlandsberg wurde mit knapp 32 Grad ein Rekordwert für den April gemessen. Aber auch in Graz hatte es bei unserer Heimkehr 30 Grad. Etwas heißer war es dann noch in der Nähe des Holzkohlengrills, den ich gleich einmal angeworfen habe. Der Heinrich darf sich von meinem Teller mit Kotelett, Hühnerbrust, Bratkartoffeln und Salat gerne virtuell bedienen.

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