Gr. Bösenstein – Nordrinne

mit dabei:

Chris und Dario

Ein unerwartetes Schönwetterfenster hat uns am Staatsfeiertag schon sehr früh aus den Betten gescheucht und abermals sind wir dem Ruf des in größeren Höhen immer noch ausreichend vorhanden Schnees gefolgt. Wie schon am letzten Wochenende haben wir nach der Auffahrt über die mittlerweile schneefreie Mautstraße (€ 8,-) am Rand des Parkplatzes unterhalb der Edelrautehütte angeschnallt. Ein frisches Lüfterl hat uns schon hier unten darauf vorbereitet, dass es weiter oben etwas ungemütlich werden könnte.

Aufstieg vorbei an der Edelrautehütte
Zustieg zum Gr. Bösenstein

Exakt entlang derselben Route wie in der Vorwoche sind wir vorbei am Gr. Scheibelsee aufgestiegen. Durch das Hochtal ging es hinein ins Kar südöstlich vom Kl. Bösenstein. Unterhalb der Steilstufe, die zur Grünen Lacke hinaufführt, haben wir wieder die Harscheisen montiert und sind in wenigen Kehren darin angestiegen. Chris ist dabei ein Schneeteller gebrochen. Das hat ihn auf dem Rest der Tour leicht beeinträchtigt. Mein zu meinen Stöcken passender Reserveteller im Rucksack ist von einem anderen Fabrikat als seine Stöcke und hat leider nicht gepasst.

Im Kar zwischen den beiden Bösensteinen ging es anschließend weiter aufwärts. Der Wind hat immer wieder Wolkenfetzen an der Südflanke des Gr. Bösenstein angestaut, die die Sicht beeinträchtigt haben. Mit der wegen der harten Schneedecke zwischen einer breiten Lawinenbahn und knolligen Lawinenresten etwas trickigen Spurwahl und der dadurch gebotenen Vorsicht sind wir in den Sattel zwischen den beiden Bösensteinen angestiegen. Dort haben wir erst einmal unserer Oberbekleidung ergänzt und danach den Aufstieg entlang des Grats fortgesetzt.

Aufstieg oberhalb der Grünen Lacke
Chris und Dario am Gr. Bösenstein (2.448 m)

Während Chris und Dario auch noch über die letzte glasige Fläche bis zum Gipfel auf Skiern durchgestiegen sind, habe ich mich vor dem letzten Aufschwung dazu entschlossen, meine Skier aufzupacken und über den teilweise ausgeaperten Felsgrat anzusteigen. Während des Umrüstvorganges waren einige Böen so stark, dass sie mir im Minutenabstand einen Handschuh und das Sackerl für meine Harscheisen entrissen haben. Die beiden fristen jetzt – und das tut mir sehr leid für die Umwelt – ein sinnloses Dasein im vereinsamten Sonntagskar. Die Reservehandschuhe aus dem Rucksack haben fortan auch für den Rest der Tour für warme Hände gesorgt.

Am Gipfel haben wir dann einhellig beschlossen, auf die angedachte Zwischenabfahrt über die Südrinne mit anschließendem Wiederanstieg zu verzichten. Wenige Meter unterhalb der Geländekante an der Nordseite – und das hat das Umrüsten für die Abfahrt wesentlich erleichtert – war es windstill. Die Schneedecke war aber pickelhart und daran hätte sich sicher auch in absehbarer Zeit nichts geändert. Weil die Oberfläche aber sehr griffig war, haben wir unsere geplante Zweitabfahrt in die Nordrinne bei guter Sicht sogleich begonnen.

Zufahrt zur Nordrinne
Einfahrt in die Nordrinne

Etwas herausfordernd war das Finden der optimalen Einfahrtsrinne. Als wir durch den engen Schlauch aber einmal durch waren, hat uns von einem kleinen Grat aus, der die Rinne im oberen Bereich teilt, nur mehr ein kurzer, mit eisigen Knollen gespickter Steilhang von der angepeilten eigentlichen, der westlichen Nordrinne getrennt. Nachdem auch dieser absolviert war, sind wir erst so richtig ins Fahren gekommen. Das große Vergnügen war es auf den nächsten 200 Hm sicher noch nicht, über den sehr harten bis eisigen Untergrund talwärts zu rattern, aber wenn man weiß, dass der Ski hält, kommt bald einmal so etwas wie Fahrspaß auf.

Zwei in Rinnenmitte auf Steigeisen aufsteigende Snowboarder haben uns versichert, dass sie bei diesen Verhältnissen da sicher nicht herunterfahren werden. Etwas später haben wir am sonnenbeschienenen Rand der Rinne dann sehr gut fahrbaren Firnschnee gefunden und uns jubelnd weiter talwärts bewegt. Im letzten Drittel der Rinne haben wir die Lawinenbahn gequert und sind schließlich auf einem bestens fahrbaren Harschdeckel mit einer dicken Raureifauflage drauf im wahrsten Sinne des Wortes in die Gamsgrube hinunter gerauscht.

Abfahrt durch die Nordrinne
Firnabfahrt ins Ochsenkar

Ein kurzes Stück ging es danach flach nach Osten. Dabei haben wir aus der Froschperspektive die mittlere und die östliche Nordrinne auf ihre Befahrbarkeit eingeschätzt. Richtig Fahrt aufgenommen haben wir anschließend wieder im unverspurten Hang hinunter ins Ochsenkar. Tiefer, wegspritzender Firn hat das jetzt typische Feeling einer Frühjahrsskitour erzeugt. Um nicht allzu viel an Höhe zu verlieren, sind wir anschließend an der Nordseite des Hausecks in einer langen Schrägfahrt im lichten Baumbestand weiter nach Osten gequert.

Schließlich sind wir einem Weg, der einige Male auch bergauf geführt hat und mit einer Bachquerung gespickt war, gefolgt und an dessen Ende auf die Mautstraße gestoßen. Dort haben wir die Skier aufgepackt bzw. geschultert und sind die verbleibenden 80 Hm zurück zum Ausgangspunkt wieder aufgestiegen.

Am Weg zurück zur Mautstraße
Gekochtes Rindfleisch

Schon um 11.00 Uhr haben wir dort die Tour beendet, die verschwitzte Tourenausrüstung gegen trockenes Outfit gewechselt, die Ausrüstung im Auto verstaut und die Heimfahrt angetreten. Auf der Passhöhe des Tauernpasses haben wir diese aber schon wieder unterbrochen und sind eingekehrt. Der Heinrich hätte sich bei den zusätzlich zur umfangreichen Speisekarte angebotenen Köstlichkeiten mit der Auswahl sicher genauso schwergetan wie wir. Das Cordon bleu hat Dario mindestens so gut gemundet, wie Chris der von ihm gewählte Schweinsbraten mit Sauerkraut und Semmelknödel und mir das gekochte Rindfleisch mit Röstkartoffeln und Semmelkren. Freund Heinrich darf nun selbst entscheiden, bei wem er am liebsten mitgegessen hätte.

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