Hochstuhl

mit dabei:

Andreas
Fahrt ins Bärental

Die zweite Tour innerhalb weniger Tage mit dem Ausgangspunkt im Kärntner Bärental hat mit einem ausgedehnten Frühstück begonnen. Von Graz bis Klagenfurt habe ich während der Anfahrt unter der FFP2 Maske an meinen Frühstückssemmeln gemümmelt. Der banale Grund dafür ist, dass ich den Wecker überhört habe und erst 1 Minute vor dem vereinbarten Abfahrtszeitpunkt aufgewacht bin. Die Viertelstunde, die Andreas auf mich warten musste, war dann mit der Morgentoilette, Anziehen und Tee für die Thermoskanne kochen mehr als ausgefüllt. Trotzdem haben wir nach problemloser Anfahrt wieder als eine der ersten am Parkplatz Stouhütte eingeparkt.

Der Anstiegsweg weiter hinein ins Bärental war seit unserer letzten Tour durch den Ratrac der Klagenfurterhütte pistenartig präpariert. Auch dort, wo die Spur etwas abseits des Weges verläuft, war sie durch eine Hundertschaft von in den letzten Tagen Aufsteigenden ausgetreten und verfestigt. Umso überraschter waren wir, als im freien Kar unter dem Hochstuhl die Spur schon nach wenigen Metern unter einem brüchigen Windharschdeckel verschwunden ist.

Anstieg über die Johannsenruhe
Aufstieg im unteren Teil der Grünen Riesn

Ab da war dann Spuren hinauf in die Grüne Ries angesagt. Andreas hat dies anfangs übernommen. Immer wieder ist der Harschdeckel gebrochen, dazwischen gab es Triebschneelinsen. Und dort, wo der Harsch gehalten hat, war er sehr hart und rutschig. Weil ich vor Jahren einmal genau in diesem Bereich einige Hundert Meter nach einer schlampig ausgeführten Spitzkehre mit ziemlich schmerzhaften Folgen abgefahren bin, habe ich recht bald des sicheren Standes wegen meine Harscheisen montiert.

 

Andreas ist etwas weiter oben meinem Beispiel gefolgt. Auf dem etwas flacheren kleinen Sattel ungefähr bei der Hälfte des Anstiegs durch die Grüne Ries haben wir uns eine Trinkpause genehmigt. Danach habe ich die Spurarbeit übernommen und Andreas ist mir mit dem gebotenen Entlastungsabstand gefolgt. Im oberen Drittel der Ries ist ein Schneeschauer über uns hinweggezogen und hat kurzzeitig die Sicht eingeschränkt. Sehr schnell war der Zauber aber auch schon wieder vorbei.

Wieder freie Sicht in den etwas steileren letzten Kehren
Ausstieg anfangs ohne Steigeisen

Zum Schluss hin steilt sich das Gelände noch einmal auf und der Untergrund ist immer härter geworden. Mit der gebotenen Sorgfalt haben wir daher unsere Spur und vor allem die immer kürzer werdenden Kehren gesetzt. Unterhalb des felsigen Ausstiegs aus dem Kar haben wir abgeschnallt und die Skier auf die Rucksäcke gepackt. Unsere Hoffnung, dass wir ohne die Steigeisen auf den Steinen zwischen den Schneeflächen das kurze Stück bis zur Staatsgrenze aufsteigen könnten, hat sich nach wenigen Metern ob der starken Vereisung der Schneeflächen zerschlagen. In absolut suboptimaler Position haben wir daher die Steigeisen montiert und unseren Aufstieg fortgesetzt.


Auf slowenischer Seite hätten wir jetzt wieder anschnallen können. Wir haben uns aber dazu entschieden, die Skier auf den Rucksäcken zu belassen und in einer etwas direkteren Linie entlang des Grates, der hier die Staatsgrenze zwischen Österreich und Slowenien bildet, bis zum höchsten Punkt der Karawanken aufzusteigen. Der Tiefblick hinunter ins Savetal mit dem See von Bled hat immer wieder Fotostopps eingefordert, zumal jetzt auch wieder die Sonne herausgekommen ist.

Anstieg auf slowenischer Seite
Abfahrt mit Tiefblick nach Jesenice

Nach 4 ¼ Stunden im Anstieg waren wir schließlich am Gipfel und haben uns in der kühlen Brise kurz gestärkt und für die Abfahrt umgerüstet. Dann haben wir die Abfahrt etwas unterhalb unserer Anstiegslinie in Angriff genommen. Auf einem griffigen Harschdeckel, dazwischen auch in gut fahrbarem Triebpulver ging es flott abwärts. Zum Schluss sind wir in einer etwas längeren Schrägfahrt wieder bis zu jener Scharte hingefahren, über die wir aus der Grünen Ries ausgestiegen waren.


Jetzt haben wir die Skier wieder auf die Rucksäcke gepackt und für den Abstieg gleich die Steigeisen montiert. Am Beginn des durchgehenden Schneebandes haben wir dann endgültig für die Talabfahrt angeschnallt und die Steigeisen wieder im Rucksack verstaut. Die Abfahrt selbst war dann von der schon im Anstieg ausreichend studierten Schneekonsistenz her sehr durchwachsen. Genussskifahren schaut sicher anders aus als das, was wir hier gemacht haben.

Abfahrt in der Grünen Riesn
Für ein kurzes Stück doch noch guten Schnee gefunden

Die Strapazen des Anstiegs haben sich auch schön langsam bemerkbar gemacht. Daher war auch die eine oder andere längere Schrägfahrt auf der Suche nach besserem Schnee dabei. Ziemlich weit unten ist uns dies für eine längere Passage ganz links am Rand es Kars sogar noch gelungen. Danach aber haben wir uns schon ziemlich auf den präparierten Weg mit seiner berechenbaren Unterlage gefreut.

 

 

Über diesen sind wir dann in flotter Fahrt durch den immer noch märchenhaften Wald zur Johannsenruhe und weiter talauswärts bis zum Ausgangspunkt der Tour abgefahren. Immer wieder haben wir uns dabei gewundert, dass wir, obwohl doch einige Tourengeher und Winterwanderer am Weg waren, an diesem Tag den Hochstuhl so ganz für uns allein gehabt hatten – ein absolut seltenes Vergnügen.

Abfahrt durch das tief verschneite Bärental
Filettinos vom Fonda Branzino auf Ratatouille und angebratenen Polenta

Nach dem Verstauen der Ausrüstung ging es dann wieder motorisiert durch das Bärental hinunter ins Rosental. Da die dortige Gastronomie immer noch zu hat, sind wir dann noch bis Griffen gefahren. Dem Motto unserer bevorzugten Einkehrstätte an der Autobahn „Berg trifft Meer“ sind wir gerne gefolgt und haben uns vom Berg kommend an der mediterranen Küche delektiert. Ich habe mich für Filettinos vom Fonda Branzino auf Ratatouille und angebratenen Polenta entschieden, Andreas für Calamari vom Grill mit Kräuter-Olivenöl und Petersilienerdäpfel. Ob das auch den Geschmack von Freund Heinrich getroffen hätte, wird er mich, wenn wir uns hoffentlich bald einmal treffen werden, wissen lassen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website ist durch reCAPTCHA geschützt und es gelten die Datenschutzbestimmungen und Nutzungsbedingungen von Google

2 Kommentare

  1. Servus Roland!
    Danke für deinen Kommentar. Der faszinierende Blick von den Karawanken ins Savetal ist auch für mich jedes Mal zusätzliche Motivation bei den nordseitigen Anstiegen.
    lg
    Franz

  2. Sensationell die Ausführung der Tour und die Aufbereitung der tollen Fotos. Es ist traumhaft vom Bärental einen Blick nach Jesenice und Bled samt See mittels der schönen Fotos werfen zu dürfen.