Hohe Lins

mit dabei:

Andreas
Der Jubilar – ein halbes Jahrhundert, einen Rucksack und ein Paar Ski am Buckel

 

Andreas hat am heutigen Tag Geburtstag und noch dazu einen besonderen. Wenn der Skitourenpartner nun schon ein halbes Jahrhundert am Buckel hat, dann hat er auch eine besondere Wunschskitour verdient. Und ich habe ihm zumindest für den heutigen Tag schon nach der verblasenen Tour vom Montag schönes Wetter und keinen Wind versprochen. Dazu habe ich ihn gestern noch nach seiner bevorzugten Schneeart für die Geburtstagstour gefragt. Danach habe ich dann die Tourenplanung ausgerichtet und nach längerer Zeit wieder einmal die Hohe Lins als Ziel gewählt.

 

Nach problemloser Anfahrt haben wir am Parkplatz Galleiten in Eisenerz bei zweistelligen Minusgraden eingeparkt. Nach der Umrundung des zusammengeschobenen Schneehaufens haben wir unseren begonnenen Anstieg gleich einmal wieder eingebremst. Eine hoch oben an einem Baum angebrachte Hinweistafel hat uns die Information gegeben, dass in der Winterszeit auf dem Parkplatz nur in der Zeit zwischen 08.00 und 16.00 Uhr geparkt werden darf. Jetzt hätten wir geschwind umdrehen, die Schuhe wechseln (mit Skischuhen fährt es sich schlecht) und mit laufendem Motor, das Auto in Bewegung haltend, eine Viertelstunde lang die Gegend verstinken können. Der beschaulichen Umgebung und des Klimas wegen haben wir darauf verzichtet und hoffen, dass uns das nicht zum Nachteil gereicht. Wir danken jedenfalls der Gutsverwaltung für die geräumte Zufahrt und den Parkplatz und geloben, das nächste Mal nicht vorzeitig anzureisen.

Parkzeitregelung
Aufstieg von der Tullingeralm zur Baumgrenze

 

Flotten Schrittes sind wir ob der tiefen Temperatur dann entlang der auf der Schafferalm beginnenden Rodelpiste angestiegen und bei der Weggabelung zur Tullingeralm abgebogen. Dort haben wir uns einen ersten Eindruck von der Schneelage in der Nordflanke der Hohen Lins verschafft. Anschließend sind wir einer bestehenden Spur weiter aufwärts gefolgt. Die pulvrige Konsistenz des Schnees daneben ist jedenfalls schon einmal dem Erstwunsch von Jubilar Andreas gerecht geworden.

 

Nach einiger Zeit hat sich herausgestellt, dass die Spur eher nach rechts hinauf in Richtung Linseck angelegt war. Von dort sind durch eine schöne Waldschneise auch zwei herrliche Abfahrtsspuren an den Vortagen gezogen worden. Ein weiterer Ast der Aufstiegsspur ist aber nach links weitergegangen. Dieser sind wir so weit gefolgt, bis sie zu der kleinen Jagdhütte auf der Abflachung links unter der Nordrinne abgebogen ist.

Die kl. Jagdhütte auf der Abflachung
Steile Kehren in der Rinne

 

Ab jetzt durften wir unsere eigene Spur ziehen. Und da habe ich anfangs dem Jubilar die Wahl der ersten Spur 😉 überlassen. Später habe ich Andreas an der Spitze abgelöst.  Mit zunehmender Steigung sind die Kehren immer kürzer geworden, weil nur in jenem Bereich der Rinne, der mit pulvrigem Trieb- und Pressschnee gefüllt war, sicheres Stehen gewährleistet war. Trotz der schon frühzeitig montierten Harscheisen war dies an den pickelharten Rändern der Rinne nicht garantiert.

 

Schließlich haben wir die Skier auf die Rucksäcke gepackt und sind weiter nach oben gestapft. Recht bald aber war nur mehr harter bis eisiger Schnee die zu gehende Unterlage. Jetzt wäre es fein gewesen, im Rucksack nach den Steigeisen zu greifen. Die aber hatten ihren Platz zu Hause im Regal mit den Bergartikeln an diesem Tag nicht verlassen. So hieß es eben, besonders achtsam zu steigen. Am meisten haben beim Versuch, Stufen in den stellenweise pickelharten Untergrund zu schlagen, die Schuhspitzen und die nicht rechtzeitig geschnittenen Zehennägel gelitten.

Aufstieg mit aufgepackten Skiern
Aus dem Schatten in die Sonne

 

Weiter oben lehnt sich das Gelände dann zwar etwas zurück, die Schneeflächen waren dafür aber meist noch glatter als weiter unten. Nach einer halben Stunde vorsichtigen Steigens sind wir schließlich am Sattel am oberen Ende der Rinne aus dem Schatten in die Sonne gekommen. Warm ist uns aber trotzdem nicht geworden, weil eine frische Brise aus dem Norden geblasen hat.

 

Nach dem Deponieren der Skier haben wir daher nicht nur die Sonnenbrillen aufgesetzt, sondern auch die Jacken angezogen. Anschließend sind wir in einer Viertelstunde entlang des Grete-Klinger-Steigs über den abgeblasenen Gratrücken zum Gipfel der Hohen Lins angestiegen. Nach einer Aufstiegszeit von insgesamt 3 Std 10 min waren wir am höchsten Punkt. Kurz haben wir uns noch in alle Richtungen umgeschaut und die traumhafte Fernsicht genossen. Dann war es Zeit, das Versprechen einer windstillen Tour, einzulösen. Einige Meter unter dem Gipfel in der ausgeaperten Rinne an der sonnenbeschienen Südseite hat sich das realisieren lassen.

Die letzten Meter zum Gipfel
Anstoßen auf den runden Geburtstag

 

Jetzt hat Andreas aus einem Rucksack zum Anstoßen auf seinen Ehrentag gut gekühltes „flüssiges Brot“ herausgezaubert. Das musste jetzt trotz des Fastengebots am heutigen Aschermittwoch schon sein. Dies haben wir dann dadurch wieder ausgeglichen, als wir uns auf „Firnfasten“ verständigt haben. Ich hatte Andreas ja neben dem Pulverschnee auch noch Firn versprochen. Dazu war eine Abfahrt an der Südflanke mit Wiederanstieg geplant, wie ich sie vor mehr als 10 Jahren schon einmal gemacht hatte. Angesichts der dürftigen Schneelage an der Südflanke und auch, weil eine hohe Schleierbewölkung das Auffirnen verzögert hatte, ist uns dieses Fastenopfer nicht wirklich schwergefallen.

 

Dafür haben wir jetzt den sonnigen Gipfelaufenthalt ausgiebig zelebriert. Ein Rudel Gämsen unter uns hat sich, so wie auch einige Einzelgänger an der Nordseite zuvor, von unserer Anwesenheit unbeeindruckt gezeigt. Während der Zeit unserer langen Gipfelrast hätte jetzt schließlich der Auffirngrad des Schnees an der Südseite auch gepasst, aber das „Fasten“ hatte Vorrang.  Daher sind wir entlang unserer Aufstiegsroute wieder zum Skidepot abgestiegen.

Abstieg mit Tiefblick zum Erzberg und nach Eisenerz
Abfahrt durch die Rinne

 

Etwas oberhalb des Sattels hatten wir die Skier am Gratrücken deponiert und direkt dort haben wir auch angeschnallt. Über die pickelharten Schneeflächen zu Beginn und auch über die mit Raureif überzogenen Grasbüschel dazwischen haben wir unsere Abfahrt durch die Rinne begonnen. Anfangs war es ein vorsichtiges talwärts Tasten. Erst mit den ersten Triebschneelinsen über den vereisten Flächen sind wir dann ins Fahren gekommen.

 

Mit abnehmender Höhe ist der Fahrspaß immer größer geworden. Freudvoll haben wir daher im Pulverschnee talwärts gejubelt. Auch wenn die weitere Abfahrtsroute in der Falllinie rechts vorbei an der kleinen Jagdhütte sehr einladend ausgesehen hat, haben wir uns für den Linksknick entlang unserer Aufstiegspur mit einer längeren Schrägfahrt zurück bis unter das Linseck entschieden. Dort sind wir dann durch die markante Waldschneise mit herrlichem Pulver, die schon beim Anstieg so einladend ausgesehen hatte, sehr fein weiter abgefahren.

Herrlicher Pulver in der Waldschneise
Genussvoller Blick zurück von der Tullingeralm

 

Auch die weitere Abfahrt am Forstweg, über freie Flächen und im lichten Wald bis knapp vor der Tullingeralm hat ausschließlich schönen Pulverschnee als fahrbare Unterlage für uns bereitgehalten. Auf den sonnigen letzten Metern vor der Hütte war der Schnee dann ein bisschen schnittig. Ab da sind wir dem Weg bis zur Gabelung und über die festgefahrene Piste bis zum Ausgangspunkt der Tour gefolgt.

 

Die Ausrüstung wurde wieder im Auto verstaut und die Heimfahrt angetreten. Diese haben wir dann zum Zwecke der Einkehr noch einmal kurz unterbrochen. Dem Heinrich sei verraten, dass wegen des Fasttags trotz vieler angebotener bissfester Köstlichkeiten diesmal nur eine Fischsuppe zu seinem virtuellen Mitverzehr auf den Tisch gekommen ist.

Ligurische Fischsuppe

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