Hühnerkogel

mit dabei:

Chris und Max
Heftige Boe im Anstieg

 

An einem Tag, an dem viele Unverheiratete trotz Winterszeit des markanten Datums wegen den Bund fürs Leben geschlossen haben, haben wir unsere Frauen zu Hause zurückgelassen und sind auf Skitour gegangen. Die Meteorologen hatten zwar für diesen Tag Sturmböen in Orkanstärke prognostiziert, aber davon haben wir uns insofern nicht abschrecken lassen, als wir uns mit der vermeintlich klugen Touren- und Routenwahl mit Ausnahme des kammnahen Bereichs beim ostseitigen Anstieg aus dem schon sehr lange nicht mehr besuchten Scharnitzgraben im Windschatten gewähnt hatten. Hätten wir der Wetterprognose uneingeschränkt Glauben geschenkt, wir hätten es an diesem Tag zu Hause auf dem Sofa an der Seite unserer Frauen sicher gemütlicher haben können.

 

Schon die Anreise in den Pusterwalder Graben war ob des Neuschnees eine etwas rutschige Angelegenheit. Ganz zum Schluss hat Max auf der ungeräumten Straße mit einer Blankeisschicht darunter sein Auto zum „Schneepflug“ umfunktioniert und dank 4WD problemlos eine Spur zum Parkplatz bei der Goldwaschanlage hinauf gezogen. Vom ersten Meter des Aufstiegs an haben Windböen immer wieder für Sichtbeeinträchtigungen gesorgt. Zwischendurch hat durch die löchrige Wolkendecke – wenn auch nur kurz – aber auch einmal der blaue Himmel durchgeblitzt.

Anfahrt in den Scharnitzgraben
Aufstieg oberhalb der Scharnitzhütte

 

Die Wegkehren teilweise abkürzend hat Chris uns eine Spur gelegt. Den neuen Winteranstieg haben wir wegen der Gegensteigung dabei verworfen. Dies sollte sich in der Abfahrt dann noch rächen. Knapp oberhalb der Scharnitzhütte haben wir – die Flanke vom Scharnitzfeld immer im Auge – sehr flott auf den Rücken unter dem Stallertörl gewechselt und uns im lichten Zirbenbestand eine Trinkpause gegönnt.

 

Dann hat Chris die Spurarbeit wieder aufgenommen. Am Rücken haben wir Höhe gewonnen und dabei sowohl die Schneebeschaffenheit als auch die von vom Rotwild verursachten Fegeschäden an kleinen Zirben studieren können. Über die Abflachung sind wir in die Rinne östlich vom Hühnerkogel hineingequert. Über den Plankboden sind wir dann in einem Rechtsboden, anfangs etwas steiler, zum Gipfelkreuz am Ende der ausgeprägten Mulde angestiegen. Dabei hat sich wieder einmal gezeigt, dass im alpinen Kargelände der Wind sich nicht unbedingt an die in der Wetterprognose ausgegebene Hauptwindrichtung hält. Auf den letzten Metern hat er uns, gepaart mit Neu- und Triebschnee so heftig entgegen geblasen, dass in kürzester Zeit auch das Sichtfeld durch die vereisten Wimpern mehr als dürftig war.

Vom Wind gezeichnet
Umrüsten in der Mulde

 

Vom Kreuz sind wir einige Meter in die Mulde abgestiegen. Aber auch dort war der vermeintliche Windschutz sehr dürftig und die Böen noch heftiger als zuvor. Einen während des Umrüstens weggewehten Handschuh, der sich zum Glück in einer 10 m entfernten Wechte verfangen hatte, konnte ich mit einem Sprint wieder einfangen. Als endlich alle nötigen Handgriffe getan und alles verstaut und abgedichtet war, haben wir uns – anfangs im totalen Whiteout – entlang unserer Aufstiegslinie vorsichtig nach unten getastet. Fotos gibt es von diesem Teil der Abfahrt auch deshalb keine.

Mit Zunahme der Steilheit des Geländes unterhalb des Jagdstandes am Kamm ist kurzzeitig auch die Sicht besser geworden. Ab da sind wir dann ins Fahren gekommen. Die Schneekonsistenz war genial, der Fahrspaß daher groß. Einmal bin ich zwar von einem unter dem Neuschnee verborgenen Objekt ausgehebelt worden, aber danach ging es lustvoll wieder weiter.

Pulvertraum im Bereich der Baumgrenze
Abfahrt im Graben (rechtsseitig)

 

So sehr haben wir uns in weiterer Folge über die großartige Abfahrt im Pulver und die wiedergewonnene halbwegs freie Sicht gefreut, dass wir eine Spur zu lange in der Falllinie geblieben sind, um rechtzeitig auf den Forstweg nach links zurück zu wechseln. Unterhalb der Scharnitzhütte haben wir daher – ohne vorher die Karte zu befragen – erst einmal eine steilere Abfahrtsvariante in den Graben gewählt. Diesem sind wir dann in der Hoffnung, bald einmal auf den „neuen Winteranstieg“ zu treffen orografisch rechtsseitig gefolgt. Als uns dann in der steilen Böschung irgendwann das fahrbare Gelände ausgegangen ist, haben wir über eine löchrige Schneebrücke die Bachseite gewechselt.

 

Jetzt ist an der linken Bachseite das Spiel von neuem los gegangen. Irgendwann war auch dort dann Ende der Fahnenstange. Daher war jetzt das Hinaufstapfen über die steile Böschung mit abgeschnallten Skiern die einzig sinnvolle Lösung. Dabei sind wir stellenweise fürchterlich eingebrochen, zuletzt aber doch am Forstweg gelandet, über den wir angestiegen waren.  Hätten wir im Anstieg schon den neuen Winterweg benutzt, wir hätten uns ob der gewonnenen Geländekenntnis diese Sonderprüfung erspart.

Ausstieg aus dem Graben
Starker Wind auch im Tal

 

Reumütig sind wir dann für den Rest der Abfahrt unserer Aufstiegsspur gefolgt. Lediglich eine im Anstieg abgekürzte Wegkehre sind wir vollständig ausgefahren. Ab der Rupbauerhütte hat der Wind auch am Talgrund wieder an Stärke zugenommen und uns stellenweise komplett die Sicht genommen. Ziemlich zugeweht haben wir schließlich wieder den Ausgangspunkt bei der Goldwaschanalge erreicht und während des Umziehens darauf geachtet, dass uns der nach wie vor sehr heftige Wind nicht auch noch das Wageninnere vollkommen mit Schnee füllt.

 

Auch bei der Rückfahrt aus dem Scharnitzgraben war die außer von uns offenbar von sonst niemandem an diesem Tag benutzte Straße schon wieder so zugeweht, dass auch unsere Spuren von der Anfahrt meist nicht mehr zu sehen waren. Weiter talauswärts im Pusterwaldtal waren die Straßenverhältnisse dann aber jedenfalls besser als bei der Anfahrt. Eine kleine Challenge war dann allerdings noch die Suche nach einer an diesem Tage geöffneten Einkehrstätte. Der Heinrich kann sich darüber freuen, dass wir in Aichdorf dann schließlich doch noch fündig geworden sind. Das von Max und mir gewählte Menu mit Polentanockerlsuppe, Currygeschnetzeltem und Reis und der süße Nachtisch haben ausgezeichnet gemundet.

Geschnetzeltes
Familienskilauf am Kreischberg; dahinter die Krakauer Skitourenberge (li. oben Preber)

 

Während der Heimfahrt haben wir im Radio u.a. den Wetterbericht für die Folgetage gehört. Und weil ich diesmal ob des prognostizierten Schönwetters den Meteorologen gerne Glauben geschenkt habe, sind die Folgetage zum intensiven Pistenskilauf mit der Familie in der Krakau und am Kreischberg genutzt worden. Deswegen hat der geneigte Leser dieser Zeilen leider ein paar Tage länger auf diese Tourengeschichte warten müssen.

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