Trenchtling

mit dabei:

Andreas
Wolkenloses Wetter über Mitteleuropa; die Schneebedeckung der Berge ist daher deutlich aus dem All ersichtlich (UBIMET)

 

Das Hoch „Peter“ beschert uns derzeit wegen seiner trockenen Luft einen wolkenlosen Tag nach dem anderen. Und diese gilt es zu nützen. Nach dem gestrigen Pistenskitag mit Brigitte war heute wieder muskelbetriebenes Ansteigen angesagt, und das nicht zu knapp.

 

Vom Ausgangspunkt bei den Almhäusern am Präbichl sind wir über die Handlalm, vorbei an der Talstation der Materialseilbahn der Leobner Hütte zur Oberen Handlalm aufgestiegen. Dort haben wir die Harscheisen montiert. Die waren dann für den weiteren Anstieg an der Westseite der Leobner Mauer jedenfalls hilfreich, für die nordseitige Querung hinüber zur Trenchtlingrinne sogar notwendig.

Querung an der Nordseite der Leobner Mauer
Wildfeld – nomen est omen

 

In der Rinne ging es dann hinauf zum Wildfeld. Dieses hat seinen Namen offensichtlich nicht zu unrecht. Ein Rudel von mindestens 30 Gämsen hat sich dort oben bei der Nahrungsaufnahme durch unseren weiteren Anstieg nicht wirklich beirren lassen. Nach einer Aufstiegszeit von ziemlich genau 2 Stunden haben wir ein paar Meter unterhalb vom Lamingegg, unserem ersten Tagesgipfel, abgeschnallt.

 

Nach einem Rundumblick vom höchsten Punkt sind wir wegen der kühlen Brise gleich wieder zu den Skiern hinunter gegangen und haben uns dort während des Umrüstens für die Zwischenabfahrt eine kleine Stärkung genehmigt. Die Abfahrt war dann nach wenigen Schwüngen am Sommerweg in Richtung Hochturm auch schon wieder beendet.

Am Lamingegg; im Hintergrund die Hochschwab Hochfläche
2 Gämsen – vierbeinig (oben) – zweibeinig (unten im Anstieg zum Hochturm)

 

Dort haben wir die Skier auf die Rucksäcke gepackt und wegen der zu erwartenden stelllenweisen Vereisung des Weges auch gleich die Steigeisen montiert. Dann haben wir unseren Aufstieg zum höchsten Punkt des Trenchtlingstocks fortgesetzt. Sehr einladend hätten die zu diesem Zeitpunkt schon sehr gut aufgefirnten ersten 3 Rinnen in den Rötzgraben, die wir an deren oberen Ende gequert haben, gewirkt. In der Steilstufe haben uns wieder einige Gämsen demonstriert, welche Kletterkünstler sie sind und unseren weiteren Aufstieg aus dem Felsgelände beobachtet.

 

Nach der Geländestufe sind wir nach rechts hinaus gequert. Auch die vierte Rinne, durch die gerade ein einzeln gehender Tourengeher aufgestiegen ist, hat sehr einladend ausgesehen. Wir haben aber beschlossen, die Skier an den Rucksäcken zu belassen und auch noch die fünfte Rinne unterhalb des Gipfels als Abfahrtsvariante von oben zu betrachten. Und die hat, wie schon bei Abfahrten in den vergangenen Wintern, auch diesmal einen perfekten Eindruck gemacht.

Anstieg zum Hochturm
Hochturm

 

Jetzt hätten wir die Skier zwar gleich ablegen können, aber wegen der kurzen Distanz bis hinauf zum großen Gipfelkreuz am Plateau haben wir sie gleich an den Rucksäcken belassen, wie auch die Steigeisen wegen des späteren Abstiegs am gefrorenen Boden bis zum Anschnallplatz am Beginn des durchgehenden Schneebandes. Nach dem kurzen Gipfelbesuch haben wir uns dann dort in der wärmenden Sonne die nötige Pause für die Jause und das Umrüsten in den Abfahrtsmodus gegönnt.

 

Angeschnallt haben wir noch am grasigen Untergrund, zwei Schritte weiter vorne hat dann aber der firnige Schnee keinen Grund mehr gehabt, die Skier in irgendeiner Form einzubremsen. Vom ersten Schwung an hatte dieser jene Konsistenz, die wir uns bei vergangenen Abfahrten so oft gewünscht hatten. Mit riesigem Spaß dabei haben wir daher – zeitweise laut jubelnd – die zuvor mit Schweißfluss erarbeitete Höhe in rasanter Fahrt wieder abgebaut.

500 hm Firntraum am Hochturm
500 hm Firntraum am Hochturm

 

Gegen Ende der Abfahrt verringert sich die weiter oben bei 32 – 35 Grad angesiedelte Hangneigung nach dem Durchfahren eines dünnen Staudengürtel etwas. Durch den veränderten Einstrahlwinkel war aber auch hier und weiter hinunter bis in den Talgrund des Rötzgrabens der Firn von erster Güte. Mit großer Freude haben wir dort noch einmal auf die 500 hm Abfahrt nach oben geblickt.

 

Dann hieß es, die Felle wieder aufzuziehen. Von der Oberbekleidung haben wir nur mehr das Nötigste am Körper belassen, da die nächste Stunde, die wir für den Wiederanstieg in der prallen Sonne auf die Leobner Mauer taxiert hatten, jedenfalls noch schweißtreibender sein würden, als die Anstiege davor. Anschließend sind wir in den Anstieg, zuerst ins Schneeloch und dann nach links hinauf zum dritten und letzten Tagesgipfel gestartet.

Wiederanstieg zur Leobner Mauer
Andreas

 

Der Schweiß ist tatsächlich in Strömen geflossen und nach der Stunde im Anstieg haben wir auf der Bank unter dem markanten Gipfelzeichen unsere restlichen Getränkevorräte dezimiert. Da wir jetzt keine südseitige Abfahrt mehr vor uns hatten, haben wir uns auch eine ausreichende Gipfelrast gegönnt.

 

Ein letztes Mal haben wir anschließend unsere Ausrüstung in den Abfahrtsmodus getrimmt. Der Latschengürtel hinunter zum Ochsenboden wollte mit möglichst wenig Höhenverlust durchfahren werden. Ganz am Ende haben wir aber trotz einer flotten Schussfahrt noch einige Meter bis zur Einfahrt in die Trenchtlingrinne hinaufstaffeln müssen.

Latschentango
Abfahrt durch die Trenchtlingrinne

 

Die erste von in der Früh weg in der Sonne liegende Passage in der Rinne war etwas weich, aber der Untergrund fest und daher gut fahrbar. Ungefähr ab jener Stelle, wo wir im ersten Anstieg aus der Nordseite der Leobner Mauer herausgekommen waren und sich die Rinne in Richtung Norden dreht, bekommt sie erst spät Sonne. Und dieser Bereich ist sehr oft bei vergangenen Abfahrten mit einem sehr inhomogenen Schneemix gesegnet gewesen. Diesmal aber war auch hier von oben bis ganz unten sicher kein schlechter Schwung dabei. Die linksseitig noch harte und rechts schon gut aufgefirnte Rinne hat uns auch den einen oder anderen Jubelschrei entlockt.

 

Entlang des auch gut mit Schnee gefüllten Grabengrunds ging es danach weiter abwärts und bei der Talstation der Materialseilbahn hat sich die Runde für uns wieder geschlossen. Entlang des Aufstiegsweges sind wir dann mit einer ganz kurzen Unterbrechung der Schneedecke unterhalb der Handlalm, die aber gleich mit angeschnallten Skiern überwunden wurde, bis 10 m vor dem geparkten Auto abgefahren.

Abfahrt über die Handlalm
Treffen mit Shorty

 

Nach 1.500 Hm im Anstieg und 3 Gipfeln rechtschaffen müde haben wir dort unseren Freund Shorty, eine steirische Skitourenlegende, getroffen. Er hatte nach der Befahrung der 3. Rinne noch einen Wiederanstieg zum Lamingegg gemacht. Dass er den „nicht mehr ganz namenlosen“, ob der oftmaligen Besteigung mittlerweile nach ihm benannten Gipfel („Mt. Shorty“) östlich davon heute auch zweimal verschmäht hatte, zeugt von der dürftigen Schneelage in dessen Gipfelbereich.

Gemeinsam sind wir dann zur sehr kurzweiligen Einkehr nach Vordernberg gefahren. Shorty hat – selbstredend 😉 – den Erzählpart übernommen und wir hatten während des Zuhörens Zeit, uns nach den Strapazen zu stärken. Es wird den Heinrich (und da ist jetzt nicht der Shorty gemeint) nicht überraschen, dass abermals ein Putenwiener bis zu dessen Verzehr meinen Teller geziert hat.

Schnitzel

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