Weinasch/Vajnez (AUT/SLO)

mit dabei:

Andreas
Andreas am Weinasch; re. im Hintergrund Klagenfurt

Wenn es bei uns am Alpenhauptkamm stürmt und die Tourenbedingungen daher sehr ungünstig sind, im Süden der Republik sich hingegen laut Prognose ein Wolkenfenster auftut und das dazu noch bei maximal einem leichten Lüfterl, dann ist die Wahl des Tourenziels keine schwierige Sache. Weil es zudem schon fast 9 Jahre her ist, dass wir dem Weinasch zuletzt einen Besuch abgestattet haben, ist er wieder einmal als Tourenziel ausgewählt worden.

Vom Parkplatz bei der Stouhütte im Bärental sind wir knapp vor 7.45 Uhr mit geschulterten Skiern gestartet. Einige Minuten später haben wir am Beginn des durchgehenden Schneebandes neben dem dort geparkten Raupenfahrzeug, das die Klagenfurter Hütte versorgt, angeschnallt. Weil es in der Nacht leicht geregnet hatte, die Luftfeuchtigkeit daher hoch war, hat der folgende flotte Skianstieg den Schweißfluss ordentlich in Gang gesetzt. Die Gipfelregion des Tourenziels war zu diesem Zeitpunkt zwar noch von der „windischen Tuchent“ zugehüllt, aber die Prognose hatte das Wolkenfenster erst für die Zeit ab 09.00 Uhr angekündigt.

Aufstieg über die Johannsenruhe
Aufstieg im Weinaschkar

Vorbei an der Johannsenruhe ging es hinauf an den Fuß des Hochstuhlkars. Ein kurzes Stück sind wir darin noch angestiegen und nach der Montage der Harscheisen ins Weinaschkar hinein gequert. Mit der Sonne im Rücken ging es darin in langen Kehren aufwärts. Einmal galt es dabei auch den Lawinenkegel einer am Vortag abgegangenen Nassschneelawine zu queren. Mit dem steiler werdenden Gelände und der wegen der Höhe härteren Schneedecke haben wir schließlich in der Ausstiegsrinne die Skier aufgepackt und die Steigeisen montiert.

So sind wir nach dem Ausstieg aus der Rinne auf slowenisches Staatsgebiet gekommen. Den Ausblick ins Savetal mit dem Bleder See und zu den Julischen Alpen mit dem Triglav inmitten der grandiosen Bergkulisse haben wir kurz genossen und danach den Aufstieg zum Gipfel fortgesetzt. Wenige Minuten später haben wir nach einer Gesamt-Aufstiegszeit von 3 Std 20 min – mit (Umrüst-)Pausen – den slowenischen Gipfelstein und das österreichische Kreuz daneben erreicht. Während es bei unserer letzten Besteigung hier oben fürchterlich gestürmt hatte, war es diesmal total windstill. Nicht einmal das leichte Lüfterl aus der Prognose hat geweht.

Ausstieg aus dem Kar durch die Rinne
Blick zur Bielschitza (hinter d. Kreuz), Vertatscha (Bildmitte) und Hochstuhl (re.)

Entsprechend lang haben wir daher unseren Gipfelaufenthalt zelebriert. Währenddessen sind wir auch Zeugen einer Seilbergung vom Helikopter aus im oberen Bereich der Johannsenrinne am benachbarten Hochstuhl geworden. Laut den Pressemitteilungen der LPD Kärnten vom Folgetag hatte sich eine grundsätzlich gut ausgerüstete 27 jährige Landsfrau am Ende der Rinne verstiegen und konnte nicht mehr vor und zurück. Sie konnte zum Glück unverletzt geborgen und zur Klagenfurter Hütte geflogen werden.

Nach der Stärkung und dem Umrüsten in den Abfahrtsmodus sind wir entlang der Staatsgrenze wieder zur Rinne zurückgefahren. Kurz mussten wir noch warten bis der letzte gerade aus der Rinne Aussteigende an uns vorbei war. Dann sind wir in diese eingefahren. Der Schnee war zwar an der rechten Seite noch hart, aber griffig, links hatte die einstrahlende Sonne für einen aufgefirnten Untergrund gesorgt.

Abfahrt durch die Rinne
Abfahrt im Weinaschkar

Weiter unten im Kar haben wir in weiterer Folge unsere Abfahrtslinie danach ausgerichtet, wie stark der Hang der Sonne ausgesetzt war und auch danach, inwieweit Lawinenbahnen für einen unruhigen Untergrund gesorgt hatten. Das ist sehr gut gelungen und hat uns bis nahezu hinunter bis zum Karboden eine sehr genussvolle Abfahrt beschert. Lediglich im Schlussteil ist der Schnee dann ziemlich schnittig geworden.

Schließlich sind wir etwas oberhalb unserer Aufstiegsspur wieder ins Hochstuhlkar hinaus gequert. Der nordseitig ausgerichtete harte Harschdeckel war dort bis hinunter zum Forstweg wieder sehr gut fahrbar. In der Folge haben wir uns in den Weg hineingestellt und uns talwärts treiben lassen. Mit einigen Stockschüben am Ende der Johannsenruhe und am kurzen Bergaufstück nach der Senke gegen Schluss der Abfahrt sind wir bis einige Meter unter jenem Punkt, wo wir in der Früh angeschnallt hatten, abgefahren.

Abfahrt im Hochstuhlkar
Calamari vom Grill

Dort haben wir die Skier geschultert und sind zum Parkplatz bei der Stouhütte hinunter gegangen. Der Zufall hatte es so eingerichtet, dass unmittelbar nach uns dort auch mein ehemaliger Kärntner Mitarbeiter Roland, mit dem ich in der letzten Saison zweimal gemeinsam in den Bergen unterwegs war, seine Tour auf die Bielschitza beendet hat. Während des Umziehens und Verstauens der Ausrüstung haben wir uns noch über Diverses ausgetauscht und danach die Heimfahrt angetreten. Den Heinrich wird es natürlich freuen, dass wir diese auf halbem Weg noch einmal zum Zwecke der Einkehr unterbrochen haben. Weil ich von ihm diesbezüglich keine negative Rückmeldung bekommen habe, habe ich uns – wie schon vor einer Woche – auch diesmal wieder die Calamari vom Grill bestellt. Und abermals darf er daran virtuell mitnaschen.

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2 Kommentare

  1. Servus Roland!
    Danke für deinen Eintrag. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dich im Bärental nach der Tour getroffen zu haben. Aber ich freue mich auch darüber, dass du mit mir, auch wenn wir in der laufenden Saison – zumindest bis jetzt – keine gemeinsame Tour geschafft haben, so doch vom Sofa aus mit mir mitgehst.
    Glg
    Franz

  2. Wieder, und eigentlich wie immer, traumhafte Bilder. Und wenn ich selbst nur auf der Bielschitza war, so ist es aber ein Augenschmaus, Eurer Tour auf den Weinasch, im Detail, bequem vom Wohnzimmer aus, folgen zu können.